Schliengen Vom Keller bis unters Dach

Ines Bode
60 Führungen gabs im Schloss Bürgeln. Foto: Ines Bode

Unter dem Motto „Bürgeln – wie Sie es noch nicht kennen“ wurden am Wochenende 60 verschiedene Führungen durch das Schloss angeboten. Anlass war das Jubiläum „1250 Jahre Eggenertal“.

„Die Anne-Lise ist grad im Bad“, ruft Schlossführerin Friederike Völker ihrem Kollegen Uwe Schwarz auf dem vollen Flur zu – vom Keller bis zum Dach drängen sich am Sonntag bei sechzig Führungen die Besucher anlässlich der Schlossöffnung „1250 Jahre Eggener Tal“.

Mit dem schlichten Begriff „Bad“ ist natürlich das mondäne Marmorbad gemeint, nachgeahmt jenem im Hotel „Adlon“ Berlin.

Anne-Lise Berg, Uwe Schwarz und Friederike Völker sind Schlossführer im Ehrenamt und kennen die wechselvolle Geschichte aus dem Effeff. 74 Zimmer gebe es, mit Vorräumen seien es 99. Das prunkvolle Bürgeln sei gar nicht als glanzvolles Schloss errichtet worden, vielmehr sollte es als Verwaltungssitz dienen, sagt Völker. Diesen Aspekt musste man an verschiedenen Stellen im Schloss sacken lassen. Zum Beispiel im Dachgeschoss. Jede einzelne Latte des Geländers ziert ein florales Muster. Auf dem Treppenpfeiler thront eine goldfarbige Holzkugel mit einem zierenden „B“.

20 Stuben gebe es laut Schwarz hier oben. Sie sind größer und kleiner, manchmal passen gerade Bett, Regal und Stuhl hinein, aber die recht kleine Decke einer jeden Gaube schmückt besagtes Blumenmuster. Bei anderen Gauben, etwa als reine Lichtquelle auf dunklen Gängen, wurden Muster gar stuckartig aufgetragen. Noch einen Stock höher führt Schwarz die Gruppe. Man befindet sich unterm Dach zwischen mächtigen Holzbohlen und -balken, es zieht ein wenig, aber es gibt Erstaunliches zu sehen.

Hinter Glas verbirgt sich ein mechanisches Tüftlerwerk. Ein Uhrwerk, das geheimen Befehlen zu gehorchen scheint, aber wohl nur fachmännisch konzipiert wurde. Zum ersten Mal sei er hier oben, teilt der frühere Ortsvorsteher von Obereggenen, Günter Paul, mit, als die drei Hochzeitsglocken gezeigt werden. Als normaler Mensch dringe man nicht bis in die letzte Ecke, schmunzelt Paul.

Das haben sich viele gedacht an diesem Besuchssonntag. Trotz des ungemütlichen Wetters will der Gästestrom nicht abreißen. Verwalterin Melanie Vollmer sagt, „Wir haben gehofft, dass es gut läuft“. Schlechtes Wetter draußen sei erfahrungsgemäß der Garant für gut frequentierte Führungen im Innern.

Viele wollten im Lauf der Jahrhunderte damit ihr Geld verdienen. Fünfzehn Mal wurde das Schloss verkauft. Nur einer gab hier alles aus. Der Industrielle Richard Sichler, der 1920 kam und die Restauration der Ruine vorantrieb. Ein Glücksfall für das Rokoko-Schloss. „Kein Barock“, wie Schwarz betont. Sieben Millionen habe Sichler wohl investiert.1952 starb er im Müllheimer Krankenhaus. Seine zweite Witwe verließ die Wohnstatt mangels Mammons.

Überall im Schloss fällt die detailverliebte Verzierung auf. Da wo der Kronleuchter hängt, sitzt in im ersten Stock oft eine Uhr. Die schönste befinde sich laut Völker im Treppenaufgang gegenüber dem Eingangsportal.

Der Fürstabt habe die Uhren 1760 in Auftrag gegeben. Zu dieser Zeit spielte bereits die schillernde Präsentation der katholischen Mächte hinein. Alles durfte schön aussehen. Die Sache mit den Uhren lief über einen Architekten, der in Paris studierte, dort einen Uhrmacher traf. Die Steuerung seiner Unikate übernahm die Mutter-Uhr im Dach.

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