Schliengen Von 1000 überleben nur drei

Alexander Anlicker
Martina Schwinger (rechts) und Susi Otthofer freuen sich über das kleine Biotop mit Feuersalamander-Larven. Foto: Alexander Anlicker

Der BUND Bad Bellingen/Schliengen kümmert sich verstärkt um Amphibien. Im Wald bei Niedereggenen tummeln sich Kaulquappen und Feuersalamander-Larven in kleinen Pfützen und Tümpeln.

Fasziniert beobachten Martina Schwinger und Susi Otthofer einen jungen Waldkauz mit seinem fast weißen Gefieder. Eigentlich geht es beim Treffen unserer Zeitung mit Schwinger, Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe Bad Bellingen/Schliengen (Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland), und ihrer Vorstandskollegin und Amphibienexpertin Otthofer um Frösche, Salamander und Co. Im wassergefüllten Graben am Rand des Wanderwegs oberhalb von Niedereggenen tummeln sich hunderte Kaulquappen ein Stück weiter weg im Wald finden sich in einem von Quellwasser durchflossenen kleinen Tümpel kleine Feuersalamander-Larven.

Erst seit knapp zwei Jahren engagiert sich die BUND-Ortsgruppe verstärkt für Amphibien, erklärt die BUND-Vorsitzende und Biologin. „Hintergrund ist, dass es beim Grasfrosch und der Erdkröte einen starken Rückgang gibt“, erklärt sie. Um die Amphibien zu schützen, müsse man wissen, wo sie sind, betont sie. Deshalb hat der BUND damit begonnen die Laichgewässer zu kartieren. Etwa zehn Tümpel und Pfützen (keine Gartenteiche) haben Schwinger und Otthofer bisher kartiert.

Erdkröten

In Liel hätten Anwohner beispielsweise überfahrene Erdkröten gemeldet. Daraufhin habe man in diesem Jahr während der Krötenwanderung für die Sperrung eines kleinen Straßenabschnitts in den Hofmatten gesorgt, berichtet Schwinger. Auch wurden in den Gullis Aufstiegshilfen montiert, damit hineingefallene Kröten hinausklettern können. Die Erdkröten laichen hier übrigens in privaten Gartenteichen.

Grasfrösche

Den wassergefüllten Graben mit der Kinderstube der Grasfrösche haben die Naturschützer bereits im vergangenen Jahr entdeckt. Leider waren Frühjahr und Sommer zu warm und zu trocken, sodass das Gewässer ausgetrocknet ist, bevor sich die Kaulquappen in Frösche verwandelt haben.

Das Larvenstadium der Frösche kann bis in den Juli dauern. Wenn aus den Kaulquappen dann Frösche geworden sind, wandern sie in den Wald und suchen tagsüber Schutz unter Totholz oder Steinen. Erst nachts kommen sie heraus und machen Jagd auf Käfer, Asseln und Würmer. Nach zwei bis drei Jahren sind die Frösche geschlechtsreif, dann kehren sie zum Laichgewässer zurück. Ein Weibchen legt dann bis zu 3000 Eier ab. Von 1000 Eiern überleben am Ende nur ein bis drei Frösche, berichtet Schwinger. Der Grasfrosch war einst eine der häufigsten Froscharten, mittlerweile steht er auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Feuersalamander

Ein Stück weiter findet sich abseits des Wanderwegs ein kleiner Tümpel, der von Quellwasser durchflossen wird. Bei genauem hinschauen sieht man die kleinen Feuersalamander-Lavren am Grund des flachen Gewässers sitzen, deutlich erkennbar an den bereits vorhandenen Beinen. Die Feuersalamander sind lebend gebärend, das Weibchen bringt etwa 30 bis 70 Larven zur Welt. Bedingt durch das kühle Quellwasser entwickeln sich die Larven langsamer. Erst gegen Ende des Sommers im August oder September ist die Metamorphose abgeschlossen und die erwachsenen Tiere mit ihrem typischen schwarz-gelben Muster verlassen das Laichgewässer. Wie die Grasfrösche leben die Feuersalamander im Wald und ernähren sich von Käfern, Insekten und Würmern.

Aktivitäten des BUND

Neben der Kartierung will sich die BUND-Ortsgruppe verstärkt um die Pflege der Laichgewässer kümmern. So wurde beispielsweise im Winter ein wassergefüllter Graben von Laub befreit, sodass sich weniger Schlamm bildet und mehr Sauerstoff im Wasser verbleibt. Diesen Sommer sollen die Gräben und Tümpel verstärkt kontrolliert und rechtzeitig Wasser aufgefüllt werden.

Im Wald bei Liel wurde im vergangenen Jahr ein Weiher von Hand saniert und vergrößert, berichten Schwinger und Otthöfer. Mehr solcher Wasserstellen im Wald, seien aus Sicht der beiden Naturschützerinnen sinnvoll. Sie verweisen auf ein Förderprogramm des Landes mit dem die Schaffung von 220 neuen Laichgewässern gefördert wird.

„Ich wünsche mir, dass die Gemeindebauhöfe und der Forst dabei unterstützten und Gerätschaften zur Verfügung stellen oder beispielsweise die Gräben ausgebaggert werden“, sagt Otthöfer.

Amphibien im Garten

„Man sollte es sich gut überlegen, ob es sinnvoll ist einen Gartenteich für Amphibien anzulegen“, sagt Schwinger. Wenig sinnvoll sei dies bei einem Grundstück mitten im Ort, wo die Amphibien zahlreiche Straßen zum Laichgewässer überwinden müssten. „Wer einen Teich hat, in dem Amphibien laichen, sollte auf Fischbesatz verzichten“, ergänzt sie. Sonst landen die Kaulquappen letztlich nur auf der Speisekarte der Fische, erklären die beiden Amphibienexpertinnen vom BUND.

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