Schliengen Warnstreik bei Lieler Schlossbrunnen

Jennifer Ningel
Die Streikenden vor dem Gelände der Markgräfler Mineralquelle in Steinenstadt Foto: Jennifer Ningel

Die Mineralbrunnenbetriebe in Baden-Württemberg legen ihre Arbeit nieder. Grund sind Verhandlungen zu einem neuen Tarifvertrag. Auch die Mitarbeiter der Produktion, des Versands und die Fahrer von Lieler Schlossbrunnen streiken.

Bei dem Warnstreik geht es der Gewerkschaft NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten) darum, einen neuen Tarifvertrag durchzusetzen. Sven Hildebrandt, Gewerkschaftssekretär der NGG-Region Schwarzwald-Hochrhein, erklärt die Forderungen der Streikenden: „Wir fordern eine Erhöhung der Entgelte um elf Prozent, jedoch mindestens 350 Euro. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Das ist Gang und Gebe, gerade in diesen Zeiten.“ Schließlich soll so schnell wie möglich wieder verhandelt werden können.

Zu lange Laufzeit

Die Arbeitnehmerseite geht von einer weiter steigenden Inflation aus. Weiterhin fordert NGG 200 Euro mehr Ausbildungsvergütung für Auszubildende in allen Lehrjahren.

Das Angebot der Arbeitgeberseite sei ein schlechtes gewesen, erklärt Hildebrandt. Dieses habe ein Plus von 275 Euro, einen zusätzlichen Inflationsausgleich von 600 Euro und eine Laufzeit von 18 Monaten beinhaltet. Der Gewerkschaftssekretär betont, dass es den Mineralbrunnen Baden-Württemberg gut gehe und auch mit einem guten Sommer zu rechnen sei. Die Produktion laufe auf Hochtouren. Daher treffe der Streik die Arbeitgeberseite nun besonders hart.

Dritte Tarifrunde: 15. Juni

„Die Produktion ist komplett lahmgelegt“, sagt Hildebrandt. Und so streiken nicht nur die Mitarbeiter von Lieler Schlossbrunnen, sondern rund 3000 Beschäftigte in Baden-Württemberg. Darunter sind unter anderem Mitarbeiter von Aqua Römer in Mainhardt, Bad Dürrheimer Mineralbrunnen in Bad Dürrheim und Schwarzwaldsprudel in Wildberg. Ziel des Warnstreiks sei es, ein deutliches Zeichen zu setzen. Die dritte Tarifrunde findet am 15. Juni statt, berichtet Hildebrandt. Die Streikenden gehen davon aus, dass ihre Forderungen dann erfüllt werden.

Viktor Rein, Beschäftigter in der Produktion, sagt, der Grund für den Streik sei „ganz einfach“. „Es ist eine große Inflation. Alles ist teurer geworden – Lebensmittel, Sprit.“ Die ganzen Nebenkosten seien gestiegen und auch beim Einkauf bemerke die vierköpfige Familie aus Müllheim es. „Wir möchten halt auch leben“, bringt der Produktionsarbeiter die Lage auf den Punkt. „Ich habe Familie. Wir wollen es im Winter warm haben. Es ist schon schwierig.“ Seit 1994 arbeitet Rein bei Lieler Schlossbrunnen und hat in den 29 Jahren schon einige Streiks mitgemacht.

„Alles ist teurer. Es ist Inflation. Alle Produkte (von Lieler Schlossbrunnen) sind teurer, ich bekomme nicht mehr Geld“, sagt Fahrer Alin Calvarasan. Seit dreieinhalb Jahren arbeitet der dreifache Familienvater, der mit Frau und Kindern in Kandern wohnt, bei der Lieler Firma. Seine simple Forderung: mehr Bezahlung.

Friedliche Lösung gesucht

Bewusst haben die Mitarbeiter in der zweiten Tarifrunde nicht gestreikt, heißt es am Rande des Warnstreiks. „Wir wollten es friedlich lösen.“ Dies habe die Arbeitgeberseite wohl als Schwäche gesehen und das jetzige Angebot abgegeben. Daher streiken die Arbeitnehmer jetzt. Nach einem Streik hätten sie eigentlich immer ihr Ziel erreicht, heißt es. Deshalb seien die Tarifverträge in Baden-Württemberg auch so gut, weil die Leute streiken, meint ein Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden will.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading