^ Schliengen: Die „Ampel“ hängt nicht mehr - Schliengen - Verlagshaus Jaumann

Schliengen Die „Ampel“ hängt nicht mehr

Kathryn Babeck
Bis vor kurzem stand der „Galgen“ noch auf dem Feld beim Berghof. Foto: Kathryn Babeck

Bürgermeister Christian Renkert hat der Eigentümerin des Ackers die Resolution des Rates überreicht. Unsere Zeitung hat nachgefragt, ob die historischen Hintergründe eines solchen Galgens bekannt sind

„Nun ist er weg“, sagt Bürgermeister Christian Renkert. Er habe der Eigentümerin des Ackers am Mittwoch die Resolution des Gemeinderats persönlich übergeben. Renkert meint damit den Galgen, der außerhalb Schliengens auf einem aufgebrochenen Acker  des Berghofs  aufgebaut war.  Lediglich der Pfahl würde noch stehen, sagt er.

Resolution im Rat

In der abgespeckten Resolution, über die der Gemeinderat Ende Januar  abstimmte,    hieß es, die  Verwaltung und der Bürgermeister werden gebeten, entsprechend tätig zu werden und auf die Aufsteller zuzugehen sowie rechtliche Schritte zu prüfen. Elf Ratsmitglieder votierten dafür, sieben dagegen. Über die Worte „Die Errichtung von Galgen mit Ampeldarstellungen, die im Wesen eine Hinrichtung von Personen fordern, überschreitet die legitime, freie Meinungsäußerung und ist gewaltverherrlichend“,  und den Galgen auf Gemeindegebiet unverzüglich abzubauen, wurde nicht abgestimmt.  

Als Volksverhetzung und somit als Straftat gilt  die Aufstellung nicht. Die  Ampel als Symbol sei nicht  „personalisierungsfähig“, erläuterte Renkert in der damaligen Sitzung. Dies habe er prüfen lassen.

„Hochspannung“

Bis Ende   Januar ragte dieser  Galgen in den Himmel, der  mit einem Stahlträger professionell im Boden verankert war.  Ein Schild „Hochspannung Vorsicht! Lebensgefahr“ wurde jüngst in  Signalfarben an dem Mast mit einem langen  Stromkabel noch zusätzlich anmontiert. Eine Lampe strahlte ihn nachts an.  
Bei einem Telefonat mit unserer Zeitung, wurde Renkert gefragt, ob er wisse, dass dieser  Galgen sich in der Nähe des „Galgenbuck“ befindet.    Renkert schaute daraufhin auf einer Karte nach. Der Galgen stand   auf dem Gebiet „Unterried“, sagt er.  Der Gewann „Galgenbuck“ befinde sich weiter oben, fügte er hinzu.

Hinrichtungen

In dem Aufsatz „Die Galgen von Schliengen. Zur Hochgerichtsbarkeit im Markgräflerland“ von Andreas Haasis-Berner und Johannes Lauber erschienen im Jahr 2020 im Band „Das Markgräflerland“ steht, dass die Hinrichtungen in Schliengen nicht sehr zahlreich waren oder nicht sehr gut überliefert sind. Die letzte Erhängung fand 1687 statt. Joseph Waltz, Wirt des Gasthauses „Baselstab“, hat  1801 auf dem „Galgenbuck“  in Erinnerung an die Toten ein Steinkreuz errichten lassen. Vor einigen Jahrzehnten wurde nordwestlich der Anhöhe ein beigabenloses Skelett geborgen. Im Zeitalter der Aufklärung hat man die Todesstrafe verboten und eingestellt, heißt es in diesem Beitrag.

In der NS-Zeit

Dass in Steinbrüchen bei Lörrach-Brombrach, in Kandern-Sitzenkirch und in Niederweiler Zwangsarbeiter öffentlich gehängt wurden, wusste Renkert nicht. Derartige  öffentliche Hinrichtungen wegen „Rassenschande“ oder  „Sabotage“  von Zwangsarbeitern fanden im gesamten Deutschen Reich  in der Zeit des Zweiten Weltkriegs statt. Von Kandern habe er etwas mitbekommen, aber dass der Mann erhängt wurde, sei ihm nicht so klar gewesen,  sagt  Renkert.  Auch wusste er nicht, dass in Kandern  eine Schulklasse zuschauen musste und ein Schüler als Erwachsener seine Erinnerungen schriftlich festgehalten hat, weil sie ihn nicht mehr los gelassen haben.

Der  Pächter des Berghofs,  Andreas Grässlin, sagte    im Gespräch mit dieser Zeitung am vergangenen Dienstag als der Galgen noch stand: „Dies ist ein Hinweis auf die Ampel-Regierung. Die, die sich daran stören, sollen sich bei mir melden.“ Die Polizei sei schon mehrmals dagewesen und habe den Galgen begutachtet.

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