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Schönau Bilder, die zum Nachdenken anregen

Ines Bode
Die „Falten des ehrwürdigen Freiburger Münsters“: Für eine Prise Humor sorgen die Bilder von Margot Krämer (re.). Foto: /Ines Bode

Bilder mit versteckter Botschaft und ohne Titel – damit die Betrachter selbst interpretieren können, zeigt die Schönauer Künstlerin Margot Krämer aktuell im Schönauer Bürgersaal. Heute und morgen bietet sie noch Führungen durch die Ausstellung an.

Mit Margot Krämer ein Gespräch über die Passion ihres Lebens zu führen, heißt, auf einen sprudelnden Quell an Kunstverstand zu treffen – im Rahmen der Wiesentäler Kulturwochen ist ihre erste große Ausstellung im Bürgersaal zu sehen.„Kunst quer durch“, lautet die Devise, die etwa sechzig Collagen, Bilder und Tonfiguren zeigt. Sie habe gar nicht mitgezählt, lacht die frühere Kunstlehrerin des Gymnasiums.

Ideen gehen nicht aus

Ihre Zeit steckt sie vielmehr in den kreativen Schaffensprozess, denn die Ideen gehen der 74-jährigen energiegeladenen Powerfrau nicht aus. Als das Gymnasium Stühle ausrangierte, sah sie das Potenzial, um sie zu retten. Ein paar ansprechende Bilder, etwas Klarlack, das war’s schon, schmunzelt sie. In erster Linie stechen jedoch die Bilder heraus. Jedes ist anders – jedes ein Unikat. Die Themenpalette enthält viel davon, was sie am Weltgeschehen stört. In Berlin bestieg sie einen Müllberg aus ausrangiertem Metall. Fotos über Fotos brachte sie mit. Sie zeigen indes nicht den Schrotthaufen, sondern Sequenzen. Verstrebungen, wenn man so will. Diese vom Licht der Sonne beschienenen, folglich leuchtenden, Stäbe bereicherte sie mit einem schlichten Paar aus Ton. Zur Botschaft darf man sich Gedanken machen, denn Titel gibt es nicht. Eine bewusste Entscheidung, um den Betrachter nicht zu beeinflussen.

Schüler interpretieren

Das funktionierte bei den Neuntklässlern des Gymnasiums, die sich zu Wochenbeginn einfanden, ganz hervorragend. Ein größeres Bild im linken Gang rief Interesse hervor. Krämer fotografierte den Motorraum eines Autos. In der unteren Bildmitte steht ein klein gehaltener Monteur – ohne Kopf. Für die Schüler war klar, der Mann liege unter dem Fahrzeug. Krämers Intention war, auf die Kopflosigkeit, sprich Raserei da draußen aufmerksam zu machen. Gleichwohl habe sie sich über die Kommentare amüsiert.

Gar eine Anregung fiel einige Meter weiter: Ein Bild in ausdrucksstarkem Blau, in deren Mitte eine Glühbirne explodiert. Warum nicht schwarz-weiß, fragte ein Schüler, denn die Farbkombination symbolisiere doch eher die existenziellen Probleme unserer Zeit: Stichwort Energiewende. Krämer gefiel diese Deutung, um sie mitzunehmen, wie sie versprach. Eigentlich verstehe sich das Bild als Huldigung des Franzosen Yves Klein aus Nizza, der 34-jährig in Paris starb. Er gehörte zur „Nouveau Réalisme“ und kreierte besagtes Blau, das „International Klein Blue“.

Bilder aus Frankreich

Apropos Paris: Die Schönenbergerin besuchte Kunstakademien mit europäischem Ruf und war selbst Mitglied einer Gruppe. Diese begab sich nach Paris, und an namhafte Orte drumherum, wie sie abwiegelt. Denn als Künstlerin sehe sie sich nicht. Zu ihren figürlichen Tonobjekten sagt sie: „Ich mache das einfach.“ Ihr unübersehbares Talent zeigt sich auch an den großformatigen Werken rechts vom Eingang. Abgebildet sind die berühmten Felsgebilde aus dem Wald von Fontainebleau. Ein beliebtes Motiv. Kein Wunder, denn die Künstlerkolonie von Barbizon schrieb Kunstgeschichte. Die Gruppierung stammte aus Paris und sollte den Impressionismus erschaffen. Auch die Farbe, die Krämer verwendete, ist interessant: Gouache, ein Farbmittel, teils aus Kreide, versetzt mit dem raffiniertem Gummi Arabicum.

Ein anderer Trip in der Agglomeration Paris führte zu einem Weizenfeld: „Wir wollten uns das Kornfeld ansehen, also das gelbe Feld von van Gogh mit den Krähen, wir wollten stehen, wo er stand.“ Es gilt als sein dramatischstes Werk. Spannendes bietet auch die Heimat - mit dem Freiburger Münster. Ungezählte Stunden hat sich Krämer mit dem Bauwerk befasst, um es einfach zu zerlegen, wie die rechte Wand der Ausstellung bezeugt.

Jedes große Bild ähnelt einem Puzzleteil, dessen Zugehörigkeit ein kleines offenbart. Die Schießscharten sind da zu sehen, die Falten des Münsters, die Figur in der Steinritze, und, und …; auch über eine diskutable moderne Version der Tafelrunde ließe sich reden.

Führungen durch die Ausstellung mit Margot Krämer gibt es am heutigen Samstag, 28. Oktober, von 14 bis 16 Uhr, und am morgigen Sonntag, 29. Oktober, von 13 bis 16 Uhr.

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