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Schönau Bürger sollen „nicht im Dampf leben“

Markgräfler Tagblatt
Nach wie vor gibt es Klagen von Anwohnern wegen Geruchs- und Dampfbelästigungen durch die Produktion bei der Firma Celanese in Utzenfeld. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Firma Celanese: Utzenfelder Einwohner waren zu einer Betriebsführung eingeladen

Die Firma Celanese in Utzenfeld hat kürzlich die Bürger zu einer Führung eingeladen, damit sich diese ein Bild von der Produktion machen und sehen können, wo und warum die Abluft entsteht. Hintergrund sind die vermehrten Beschwerden der Anwohner wegen Geruchs- Rauch- und Lärmbelästigung.

Von Verena Wehrle

Utzenfeld. Produktionsleiter Alfred Arnold führte die 15 Bürger, darunter viele von der Bürgerinitiative, durch die Produktionshalle. Celanese verarbeitet Polyamide, die mit Farbstoffen veredelt zu Granulat geformt und dann von den Kunden weiterverarbeitet werden.

Im Extrusionstechnikum angekommen, ist es trotz Kopfhörer, in die Arnold spricht, extrem laut. Auch der typische Kunststoff-Geruch zieht einem hier in die Nase. Dieser unangenehme Geruch ist genau der, der auch in der Abluft im Wohngebiet zu riechen ist.

Die Produktion

In bis zu acht riesige Extruder-Anlagen über mehrere Stockwerke werden die Rohstoffe zugeführt. Der Extruder durchmischt die Zutaten mit vier bis fünf Einzelfarben und schmelzt sie auf. Das 200 Grad heiße Material kommt dann ins Wasserbad. Durch diese Abkühlung entstehen Dämpfe, die neben dem Gebäude abgeführt werden. Danach beginnt die Trocknung, das Material wird gesiebt und über eine Kühlstrecke nach oben transportiert. Dann geht’s weiter in die Abpackerei und schließlich in den Versand.

Die Abluft

Celanese-Betriebsleiter Thomas Drechsel erläuterte die drei Abluftstränge. Zum einen gibt es den großen Kamin, aus dem die Ablüfte kommen, die direkt beim Aufschmelzen des Kunststoffes entstehen. Hier laufe gerade ein Versuch für eine neue Abluftreinigung mit einem Aktivkohlefilter. Er soll den Geruch und Staub abfangen. Ist die Prüfung erfolgreich, baue die Firma den Filter im Jahr 2020 ein.

Der zweite Strang entstehe durch das Kühlen der Kunststoffstränge und laufe derzeit über fünf kleine Kamine nach oben heraus. Diese sollen nun zusammengeführt und verlängert werden. Darüber hinaus gibt es die Gebäudeentlüfter auf dem Dach. Die Unterschiede der Emissionen hingen mit der Anzahl der laufenden Anlagen zusammen, so Drechsel.

Vor allem bei Westwind treffe es die Anwohner besonders stark, so die Darlegung der Bürger. „Wir wollen nicht, dass Sie da drüben im Dampf leben“, sagte Drechsel, der aber auch immer wieder betonte: „Wir halten unserer Messwerte ein – Punkt.“

Die Diskussion

In einer anschließenden Diskussion im Besprechungsraum stellten die Bürger Fragen und ließen ihrem Ärger freien Lauf. Viktor Asal sagte: „Seit Januar haben wir nun Gestank und Rauch und können uns kaum dagegen wehren.“ Drechsel zeigte immer wieder Verständnis für die Bürger und betonte: „Wir machen, was wir können, um die Situation zu verbessern und weit mehr als wir müssen“. Seine Bemühungen rechneten ihm die Bürger hoch an.

Aber Drechsel gab auch zu, dass er nicht wisse, was genau aus dem Abluftkamin rauskomme. Auf die Frage von Regina Asal, ob sie mit ihrem Enkel nun nach draußen gehen könne, was bedeute, auch in die Rauchwolke zu gehen, sagte Drechsel, es gebe keine gesundheitlichen Bedenken, aber er würde es auch nicht tun.

Ludwig Asal zeigte ein Bild vom schwarzen Rauch vor seinem Wohnhaus. Doch blaue oder schwarze Wolken sind Drechsels Meinung nach nur ein Lichtbrechungsphänomen. Auf der anderen Seite des Gebäudes sei die Wolke nicht mehr dunkel. Viktor Asal sprach mehrere Krebsfälle im Wohngebiet an, ohne die Firma dafür zu beschuldigen. „Es war falsch, dass die Produktion erhöht wurde, bevor das Problem gelöst wurde“, sagte Martina Kummerer.

Immerhin sei das Lärmproblem vom Tisch: Drechsel hatte hierzu positive Rückmeldungen bekommen. Die Dachlüfter schließen automatisch von 22 bis 6 Uhr. Nur ein Surren hören die Anwohner noch, woher es kommt, hat die Firma noch nicht herausgefunden.

Mit den Bürgern will Celanese in Kontakt bleiben und über die erfolgten Maßnahmen sprechen. Belästigungen sollen die Bürger weiterhin melden.

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