Schönau Das Geschäft der Lobbyisten

Heiner Fabry
Die Kabarettistin Anny Hartmann hatte in der Schönauer Stromnacht die Lacher auf ihrer Seite. Foto: Heiner Fabry

Schönauer Stromnacht: „NoLobby is perfect“: Politisches Kabarett mit Anny Hartmann.

Schönau - Mit ihrem Programm „NoLobby ist perfect“ landete die Kölner Kabarettistin bei ihrem Auftritt am Schönauer Stromseminar einen Volltreffer. In ihrem Programm legt die studierte Volkswirtin dar, wie Firmen, Konzerne und Verbände – Lobbyisten eben – gezielt Gesetzgebungen beeinflussen und ihre eigenen Interessen zu sichern wissen.

Das wurde gleich in einer Eingangsszene deutlich, in der Anny Hartmann einen fiktiven Lobbyisten interviewt und sich über sein Geschäft informieren lässt. „Als erstes müssen Sie klar machen, dass der geplante Gesetzentwurf nicht gut ist“, dozierte der Lobbyist. „Machen Sie auf die Gefahren aufmerksam. Erstes Argument: Arbeitsplatzverlust. Das Gesetz vernichtet Arbeitsplätze. Wenn das noch nicht reicht, bringen Sie die Standortfrage ins Spiel: Bei einer solchen Entwicklung müssen wir wohl über einen anderen Standort für unser Unternehmen nachdenken.“

Dass Lobbyarbeit funktioniere, sehe man am Thema „Verbot von K.O.-Tropfen“, so die Kabarettistin. Ein Großteil der Vergewaltigungen werde mit Hilfe dieser Tropfen verübt, die geruchs- und geschmacklos sind und sich nach kurzer Zeit nicht mehr im Körper nachweisen lassen. Beim Opfer erzeugen sie Willenlosigkeit und totalen Erinnerungsverlust für mehrere Stunden. Der in K.O.-Tropfen wirksame Stoff GBL werde in chemischen Lösungsmitteln verwendet und sei derzeit noch frei erhältlich. Als ein Verbot von K.O.-Tropfen angestrebt wurde, argumentierten die Lobbyisten der Pharmaindustrie, dass Verbote die Arbeitsplätze von Menschen in der Pharmaindustrie gefährdeten und entsprechende Produktionen ins Auslandabwandern könnten. GBL sei in Deutschland weiter frei erhältlich, sagte Anny Hartmann.

„Wir leben nicht über unsere Verhältnisse“, so die Kabarettistin, „wir leben über die Verhältnisse der anderen.“ Anny Hartmann wandte sich auch aktiv gegen Verallgemeinerungen der Politiker. „Wenn ein bekannter Politiker vorschlägt, die ‚Fridays for future‘-Demos sollten nur noch während der Schulzeit stattfinden, dann heißt das wohl auch, dass die Streiks in der Bau- und Metallindustrie nur noch im Urlaub stattfinden sollen“, spottete Hartmann.

Über die Ausführungen und Scherze der Kabarettistin wurde im Publikum herzlich gelacht, obwohl einem bei manchem Scherz das Lachen im Hals steckenzubleiben drohte. Es war ein rundum gelungener Abend, der viel Stoff zum Nachdenken bot.

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