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Schönau Ein beengter Ort – aber in Sicherheit

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Der Eingangsbereich, von dem aus es zu den einzelnen Abteilungen geht. 100 jugendliche Flüchtlinge werden für einen Zeitraum von maximal acht Wochen in der Buchenbrandschule Schönau untergebracht. Foto: /zVg/Landratsamt

Die Schönauer Buchenbrandhalle sei unverzichtbar für die Unterbringung von unbegleiteten geflüchteten Jugendlichen im Landkreis, teilt das Landratsamt mit. Nur selten gebe es hier auch Konflikte unter den Jugendlichen, bei denen die Polizei eingreift.

Rund 1800 Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Eltern auf der Flucht sind, wurden 2023 allein im Landkreis Lörrach vorläufig in Obhut genommen. Damit liege der Landkreis an der Spitze in Baden-Württemberg – kein anderer Landkreis musste so viele minderjährige Geflüchtete aufnehmen, informiert das Landratsamt in einer Pressemitteilung. Das liege vor allem an der Grenzsituation.

Bis zu 100 Jungen zwischen 14 und 17 Jahren werden in der Buchenbrandhalle Schönau untergebracht. Diese Gruppe mache den Großteil der minderjährigen Geflüchteten aus. „Ohne die Unterbringungsmöglichkeiten in der Buchenbrandhalle ab November 2022 hätten wir große Probleme gehabt, die jungen Menschen adäquat zu versorgen. Dass wir diese Situation gemeistert haben, ist auch Bürgermeister Peter Schelshorn zu verdanken, der es uns als Landkreis ermöglicht hat, die damals ungenutzte Halle weiter zu nutzen“, so Gerhard Rasch, zuständiger Fachbereichsleiter Jugend & Familie des Landkreises.

So läuft das Verfahren

Die Kinder und Jugendlichen würden in der Regel von der Bundespolizei kurz hinter der Grenze aufgegriffen und dem Landkreis überstellt. Dieser müsse sie vorläufig in Obhut nehmen und in den ersten Wochen betreuen. Das stelle das zuständige Landratsamt vor enorme Herausforderungen. Nicht nur müssten Unterkünfte für die jungen Menschen geschaffen werden, es sei darüber hinaus kaum planbar, wie viele Plätze kurz- bis mittelfristig benötigt werden. Denn wann wie viele Geflüchtete ankommen, könne man nicht vorhersagen. So kamen im Jahr 2022 zwar lediglich rund 520 Kinder und Jugendliche im Landkreis an, fast 280 davon allerdings allein im November. Waren zuvor meist weniger als zehn Zugänge im Monat zu verzeichnen, bewegten sich diese ab da monatlich zwischen 50 und bis zu 300 weiteren Inobhutnahmen durch den Landkreis. Die allermeisten Jugendlichen kämen aus Afghanistan, Guinea oder Syrien.

In den ersten Wochen findet unter anderem eine Erstuntersuchung und ein Erstgespräch statt, in dem die Angabe der Minderjährigkeit überprüft wird. Die jungen Menschen würden in der Regel innerhalb von acht Wochen in die Verteilung gegeben. Dies könne innerhalb von Baden-Württemberg oder dem gesamten Bundesgebiet erfolgen, heißt es in der Mitteilung des Landratsamts.

Schwere Bedingungen

Die mit blickdichten Bauzäunen abgetrennten Abteile mit jeweils vier Betten seien alles andere als optimal, würden aber im Rahmen der Möglichkeiten ein Mindestmaß an Privatsphäre in den ersten Wochen bieten. „Viele sind einfach froh und dankbar, erst einmal in Sicherheit zu sein und ein Dach über dem Kopf, Duschmöglichkeiten und einen Schlafplatz zu haben“, betont Jugendamtsleiter Gerhard Rasch. Er sagt: „Die Bedingungen hier sind nicht immer einfach, aber das Miteinander in der Halle funktioniert gut.“

Sicherheitsdienst vor Ort

Dass es gut lauft, hänge auch mit der Betreuung vor Ort zusammen: Die Jugendlichen haben Sozialbetreuer, die für Fragen und Probleme ansprechbar sind, es werden Sprachkurse angeboten und wenn möglich weitere pädagogische Angebote gemacht. Rund um die Uhr ist auch ein Sicherheitsdienst anwesend, der auch nachts für die Jugendlichen als erste Anlaufstelle dient. Zudem steht außerhalb der Dienstzeiten des Landratsamts eine Rufbereitschaft des Jugendamts zur Verfügung, die bei Bedarf aktiviert werden kann.

Konflikte kommen vor

Wenn viele junge Menschen mit teilweise einschneidenden Lebensereignissen auf begrenzten Raum aufeinandertreffen, könne jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es zu Konflikten unter den jungen Menschen kommen kann, schreibt das Landratsamt weiter. Bei Auseinandersetzungen unter den Jugendlichen werde sehr zeitnah die Polizei hinzugerufen, weshalb gelegentlich einige Polizeifahrzeuge vor dem Gebäude stehen. Diese Einsätze seien seit November 2022 äußerst selten vorgekommen und die bestehenden Konflikte hätten schnell beruhigt werden können, so das Landratsamt.

Der Landkreis müsse sich auf die kommenden Entwicklungen schnell einstellen. Neben der Schönauer Buchenbrandhalle gibt es daher im Landkreis noch weitere größere Unterkünfte für minderjährige unbegleitete Geflüchtete. Über 300 Plätze stehen hier aktuell bereit.

Noch bis September

Die Halle stehe nach aktuellen Planungen noch bis Ende September als Unterkunft zur Verfügung. In Schönau ist in der Regel von Montag bis Freitag eine Verwaltungsleitung für Anliegen vor Ort. Das Büro ist in dem Container vor der Unterkunft untergebracht.

Kontakt: juergen.kempf@loerrach-landkreis.de oder Tel. 07621/410520

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