^ Schönau: Gegen Atomkraft, für Klimaschutz - Schönau - Verlagshaus Jaumann

Schönau Gegen Atomkraft, für Klimaschutz

SB-Import-Eidos
Peter Schelshorn (Bürgermeister von Schönau), Vladimir Slivyak (Preisträger 2022), Kerstin Rudek (nachträglich geehrte Stromrebellin 2020) und Sebastian Sladek (Vorstand Elektrizitätswerke Schönau, von links) bei der Preisübergabe auf der Schönauer Stromnacht Foto: Bernd Schumacher

EWS: Vladimir Slivyak ist „Stromrebell des Jahres“ / Schon als Schüler Umweltorganisation gegründet

Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS), die Schönauer Energie-Initiativen und die Stadt Schönau haben beim EWS-Stromseminar am Wochenende den Umweltaktivisten und Träger des Alternativen Nobelpreises Vladimir Slivyak zum Schönauer Stromrebellen des Jahres 2022 gekürt.

Schönau. „Mit Vladimir Slivyak ehren wir eine Persönlichkeit, die den Kampf gegen Atomkraft und für Frieden, Umwelt- und Klimaschutz schon lange auf einer internationalen Ebene zusammendenkt und viel erreicht hat“, wird EWS-Vorstand Sebastian Sladek in einer Mitteilung zitiert.

Erfolg mit Informationskampagnen

Bereits im Jahr 1989 gründete Slivyak noch als Schüler in seiner Heimatstadt Kaliningrad die Umweltschutzorganisation Ecodefense, damals mit dem Ziel, den durch die Industrie verdreckten Fluss Pregels in seiner Heimat zu retten. Zwei Papierfabriken vor den Toren der Stadt hatten über Jahre aggressive Chemikalien in den Fluss geleitet – ohne Konsequenzen, die Behörden interessierten sich nicht dafür. Auch erhöhte Krebsfälle, tonnenweise tote Fische im Fluss, der extreme Gestank im Sommer und große Algenplagen änderten nichts daran. Slivyak aber organisierte mit einem Studienfreund zunächst eine Zeitung, die darüber berichtete, und später die größte Demonstration, die es je in Kaliningrad gegeben hat, heißt es. So bewirkte er, dass eine Papierfabrik unmittelbar danach geschlossen wurde.

2014 deckte er mit der Veröffentlichung geheimer Verträge ein Projekt Russlands mit Südafrika auf. Russland hatte beabsichtigt, in Südafrika acht Atommeiler zu bauen. Mit einer groß angelegten Informationskampagne konnten russische und südafrikanische Aktivisten die öffentliche Meinung in Südafrika drehen und das Projekt 2017 gerichtlich verhindern. „Der größte Erfolg war nicht der vor Gericht, sondern dass wir die Menschen im ganzen Land überzeugt haben“, so Slivyak. So konnte er auch verhindern, dass Russland Afrika, beginnend in Südafrika, zu einer Atomkolonie macht.

Gegen Kohleabbau in Südsibirien

Slivyak ist aber nicht nur ein äußerst erfolgreicher Antiatomaktivist, sondern auch Russlands wichtigster Akteur für den Klimaschutz, heißt es in der Mitteilung weiter. So startete seine Umweltorganisation Ecodefense eine großangelegte Kampagne gegen den ganze Landstriche zerstörenden Kohleabbau im südsibirischen Kusbass. Die Aktivisten informierten nicht nur die Bevölkerung vor Ort über die ökologischen und gesundheitlichen Gefahren, sie reisten auch in die Länder, die die Steinkohle aus dem Kusbass importieren. Sie konnten zudem nachweisen, wie eng der Kohleabbau mit Putin verbunden ist: „Viele Familienmitglieder von Putin bekleiden Führungspositionen in Kohlekonzernen. Sie verdienen unfassbar viel Geld und müssen sich um Gesetz und Moral nicht scheren“, erklärt Slivyak.

Für ihn sei klar, dass man gleichzeitig gegen Atomkraft und für wirksamen Klimaschutz kämpfen müsse, schon alleine, weil immer wieder versucht werde, die Atomkraft als Klimaschutztechnologie zu etablieren.

Wegen ihrer nationalen und internationalen Aktivitäten wurde Ecodefense 2014 vom russischen Staat als ausländischer Agent eingestuft. 2019 musste die Co-Vorsitzende Alexandra Koroleva nach Deutschland fliehen, weil sie in Russland von Haft bedroht war. Im vergangenen Jahr wurde auch für Slivyak die Situation in Russland so bedrohlich, dass er das Land verlassen musste und heute die Arbeit von Ecodefense von Deutschland aus koordiniert.

Arbeit von Deutschland aus koordinieren

In seiner Dankesrede sprach er sich mit eindringlichen Worten gegen Wladimir Putins Angriffskrieg aus: „Als Russe fordere ich die russischen Truppen auf, die Ukraine sofort zu verlassen und das Volk in Frieden und Demokratie leben zu lassen.“ Dementsprechend ist seine derzeit wichtigste Forderung das sofortige Inkrafttreten eines Fossil- und Atomembargos gegen Russland. Seine Vision ist ein freies Russland, das mit seinen riesigen Landflächen zu einer neuen Supermacht wird – einer Supermacht der erneuerbaren Energien.

Zum 19. Mal haben EWS gemeinsam mit den Schönauer Energie-Initiativen und der Stadt Schönau den Ehrenpreis des „Stromrebellen“ verliehen. Diese Auszeichnung wird Menschen zuteil, die sich durch ihr jahrelanges Engagement im Umweltbereich verdient gemacht und durch konsequentes Handeln besondere Zeichen gesetzt haben. Die Preisträger sind Menschen, die mit persönlichem Engagement Visionen umsetzen, Widerstände überwinden und sich mit ganzem Herzen für echten Umwelt- und Klimaschutz einsetzen.

Umfrage

2adaf948-0d33-11ef-8d09-186c8841fdbe.jpg

Die Kommunal- und Europawahl werfen Ihre Schatten voraus. Werden Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch machen?

Ergebnis anzeigen
loading