Schönau „Hass kommt meist von den Unwissenden“

Markgräfler Tagblatt
Jüdische Jugendliche kamen im Rahmen des Projekts „Likrat“ ans Gymnasium Schönau, wo sie erläuterten, was für sie das Judentum ausmacht. Foto: Ann-Sophie Becker Foto: Markgräfler Tagblatt

„Likrat“: Begegnung mit dem Judentum: Zwei Projektvertreterinnen zu Gast im Gymnasium Schönau

Schönau. Judentum. Sobald dieses Wort erklingt, wird an Judenverfolgung, Antisemitismus und den Zweiten Weltkrieg gedacht. Doch eigentlich steckt viel mehr dahinter: eine vielschichtige Weltreligion. Aber was bedeutet es überhaupt, Jude zu sein? Welche Bräuche, Traditionen und Regeln gibt es? Die wenigsten wissen Genaueres darüber.

Um all die Vorurteile und vor allem auch die große Unwissenheit aus der Welt zu schaffen, wurde das Projekt „Likrat“, zu Deutsch „Begegnung / Kennenlernen“, gegründet. Dies ist ein Projekt, bei dem jüdische Jugendliche Schulen besuchen und alle Fragen bezüglich ihrer Religion beantworten. Hierbei soll jedoch nicht die Geschichte, sondern die jüdische Religion im Vordergrund stehen, um das Bild von „dem Juden“ aufzubrechen. Denn Hass und Diskriminierung, so eine der Jugendlichen des Projekts, kommen meist von den Unwissenden.

Auch dem Gymnasium Schönau statteten zwei junge Frauen von „Likrat“ einen Besuch ab. Die beiden Jugendlichen Sarina P. und Dalia R. begegneten den Schülern auf einer Ebene und waren für alle Fragen offen. Ob sie wirklich an Gott glauben, das ändere sich immer wieder, dennoch sind sie jüdisch und leben ihren Alltag nach dieser Religion. Und über diesen Alltag hatten sie eine Menge zu berichten. Egal ob Tora, Kippa oder die Rolle der Frau: Alle Fragen der Schülerinnen und Schüler wurden in einer offenen Runde beantwortet.

Auf die Nachfrage, was ihnen am Judentum besonders gut gefalle, antworteten sie, dass dies der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung sei, da die jüdische Religion wenig verbreitet ist und man daher immer zusammenhält. Und auch wenn sie schon des Öfteren in einen inneren Zwiespalt gelangten, ob sie überhaupt nach den Vorschriften der Religion handeln sollten, oder doch lieber tun sollten, was alle tun, hätten sie sich noch nie gewünscht, nach einer anderen Religion als dem Judentum zu leben.

Obwohl der geschichtliche Aspekt bei dem Projekt eher im Hintergrund steht, wurden dennoch Fragen zum Zweiten Weltkrieg gestellt und natürlich bereitwillig beantwortet. „Die Familie meiner Großmutter hat versucht, sich im Wald zu verstecken, doch die Nazis haben sie gefunden. Daraufhin wurde die gesamte Familie meiner Großmutter vor ihren Augen umgebracht. Sie wuchs dann in einem Waisenhaus auf, doch es fällt ihr bis heute schwer, darüber zu reden,“ berichtete Sarina P.

„Meiner Familie gelang es, in die Schweiz zu flüchten, jedoch hat das ein Leben in Angst nicht vermieden“, erklärte Dalia R.

Das Projekt, welches schon zum zweiten Mal am Gymnasium Schönau stattfand, leistet einen großen Beitrag zu gegenseitigem Verständnis und Respekt. Viele Bräuche des Judentums sind den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Schönau nun verständlicher geworden. Das Projekt „Likrat“ ist ein wichtiger Schritt, um Vorurteile über Juden aus der Welt zu schaffen und ein besseres Miteinander sowie eine offene Gesellschaft zu ermöglichen.

            ANN-SOPHIE BECKER

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