Schönau Nahwärmenetz wird ausgebaut

Markgräfler Tagblatt
Die Stadt Schönau verkauft die Hackschnitzelheizanlage im Gymnasium an die EWS, die ein umfassendes Nahwärmenetz in der Stadt aufbauen will. Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat: Stadt Schönau verkauft Heizkessel und Leitungen / EWS hat große Pläne

Der Ausbau des Nahwärmenetzes in Schönau rückt näher: Der Gemeinderat beschloss in seiner Sitzung am Montag, das Kaufangebot der Elektrizitätswerke Schönau (EWS) für stadteigene Leitungen in der Innenstadt und die technischen Anlagen im Gymnasiumgebäude anzunehmen. Der Kaufpreis beläuft sich auf 105 000 Euro.

Von Peter Schwendele

Schönau. Weiterhin wurde der Abschluss eines langfristigen Mietvertrags für den Holzhackschnitzelbunker und den Heizraum im Gymnasium beschlossen (Jahresmiete 2000 Euro). Die Beschlüsse fielen mit zwei Gegenstimmen (Michael Schröder, SPD, und Mechthild Münzer, CDU) sowie bei einer Enthaltung (Susanne Schindler, SPD).

Das Projekt

Langfristiges Ziel der EWS ist es, die Energieversorgung in Schönau zu 100 Prozent auf erneuerbare Energieträger umzustellen (aktuell kommen in Schönau 91 Prozent fossile Energieträger zum Einsatz). Die angestrebte Weiterentwicklung diene sowohl dem Image der Stadt Schönau als auch dem der EWS, heißt es in dem von der EWS vorgelegten Angebot.

Im Zuge des Ausbaus des Schönauer Wärmenetzes plant die EWS die Verbindung des Bereichs beim Schwimmbad/Seniorenzentrum mit demjenigen beim Gymnasium in der Innenstadt. Diese Zusammenlegung berge erhebliche Synergieeffekte. Zudem will die EWS in Wärmeleitungen im Bereich Gentnerstraße, Luisenstraße, Ledergasse und Hintere Hofmatt investieren. Die Gesamtinvestition beträgt laut Angebot der EWS rund 1,5 Millionen Euro. Vereinbart ist ein Anschluss der Gebäude der katholischen Kirche an das Wärmenetz (Kirche, Pfarrhaus, Kindergarten). Während der Winterbetrieb eine Kombination aus Holzkessel und Blockheizkraftwerken beinhaltet, soll im Sommerbetrieb eine Einspeisung von Abwärme durch die Firma Frank Bürsten erfolgen. Mittelfristig plant die EWS einen Ausbau des Netzes bis zur Buchenbrand-Grundschule.

Die Position der Stadt

Man habe das Angebot der EWS in technischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht geprüft, berichtete Bürgermeister Peter Schelshorn in der Sitzung am Montag. Ergebnis: Der Verkauf des städtischen Nahwärmenetzes sei rechtlich möglich und bedürfe keines förmlichen Ausschreibungsverfahrens. Aus wirtschaftlicher Sicht sei der Verkauf empfehlenswert, so Schelshorn, denn zum einen stünden bei dem Wärmenetz früher oder später Sanierungsmaßnahmen an und zum anderen sei das Angebot der EWS deutlich wirtschaftlicher als ein weiterer Betrieb des Netzes in Eigenregie.

Für die Stadt mache es darüber hinaus Sinn, das Klösterle ins Wärmenetz einzubinden, ebenso weitere Gebäude, in deren Nähe der Untergrund aufgegraben werde, etwa Feuerwehrgerätehaus/Bürgersaal. Nutzbar machen könne man sich die Tatsache, dass im Zuge der Breitbandversorgung ohnehin in nächster Zeit erhebliche Straßenbauarbeiten im Stadtgebiet anfallen.

Die Diskussion

Michael Schröder (SPD) legte dar, dass er nicht gegen ein Nahwärmenetz sei, es hingegen nicht als notwendig erachte, die Anlage im Gymnasium zu verkaufen. Die EWS könne das Projekt auch so realisieren. „Warum sollte die Stadt ihr Tafelsilber in guten Zeiten veräußern?“, fragte Schröder, der gleichzeitig befürchtete, dass der Energiepreis sich nach dem Verkauf erhöhen könnte.

Ähnlich positionierte sich Mechthild Münzer (CDU). Gegen ein EWS-Nahwärmenetz könne man nichts haben, doch dass die Stadt ihre eigene Anlage verkaufe und sich auf Jahre binde, sei nicht in Ordnung.

Jesko Anschütz (FW) verwies auf das gemeinsame große Ziel, Schönau mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Hier verfüge die EWS über ganz andere Möglichkeiten als die Stadt. Insofern bringe es überhaupt keine Nachteile mit sich, wenn die Stadt ihr bisheriges System im größer angelegten EWS-Netz aufgehen lasse. Die Konzeption der EWS werde zudem dazu beitragen, den Preis für die Energie in der Zukunft niedrig zu halten.

So sah es auch Michael Locker (FW), der die Kompetenz der EWS beim Aufbau von Wärmenetzen hervorhob. Es mache keinen Sinn, „in der Innenstadt eine separate Wärmeinsel zu haben“, meinte auch Ulrich Schlageter (CDU). Dem stimmte sein Fraktionskollege Alexander Knobel zu, wobei er aber auch darauf verwies, dass der Kaufpreis von 105 000 Euro insbesondere im Hinblick auf die teuer zu verlegenden Leitungen in der Innenstadt für die EWS ein „Schnäppchen“ darstellen würden.

Das Ergebnis

Von den anwesenden Mitglieder des Ratsgremiums sprachen sich schließlich sieben für den Verkauf und die Vermietung aus. Läuft alles wie geplant, soll im kommenden Jahr mit dem Ausbau des Wärmenetzes begonnen werden. „Das ist eine tolle Geschichte für die Bürger Schönaus“, sagte Rathauschef Peter Schelshorn abschließend. Es sei enorm wichtig, dass die regenerativen Energien gefördert werden und dass die Energie vor Ort erzeugt werde.

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