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Schönau Riesige Welle der Hilfsbereitschaft

Gerald Nill

Ukraine: Landrätin Dammann zu Besuch in der Buchenbrandhalle, die als Zwischenstation für Flüchtlinge dient

Von einer großen Welle der Hilfsbereitschaft war am Freitag die Rede, als Landrätin Marion Dammann die Gemeinschaftsunterkunft der alten Buchenbrandhalle in Schönau besuchte. Dort sind aktuell 80 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergebracht.

Von Gerald Nill

Schönau. Das Landratsamt arbeite mit Hochdruck daran, vor allem Mütter und Kinder in freien Wohnraum oder private Unterkünfte zu vermitteln, versicherte Dammann. Am Rande gab es aber auch Kritik von Betroffenen: Es dauere zu lang.

„Die Kinder sind spitzenmäßig erzogen“

„Die Kinder sind spitzenmäßig erzogen“, macht der Hausmeister des Buchenbrand-Komplexes, Simon Sturmhöfel, den Geflüchteten aus der Ukraine ein dickes Kompliment. Nie gebe es Streit unter den Kindern, alles werde geteilt, und die Eltern, zumeist nur die Mütter, müssten nicht eingreifen.

Das ist es, was sich Landrätin Dammann wünscht: „Die Menschen müssen nach ihrer Flucht erst Mal zur Ruhe kommen.“ Sie dankte Schönaus Bürgermeister Peter Schelshorn für das Angebot der alten Sporthalle, die durch die tatkräftige Unterstützung von DRK, THW und Feuerwehr in Windeseile in eine Gemeinschaftsunterkunft mit Abteilen umfunktioniert wurde.

Anfangs gab es nur eine Waschmaschine

Freilich hat es am Anfang geklemmt. Da gab es nur eine Waschmaschine, die rund um die Uhr lief. Inzwischen sind es acht. Kindersachen werden eben eher wieder schmutzig. Und da waren die völlig unterschiedlichen Essgewohnheiten. Dass Essig und Curry nichts für ukrainische Mägen ist, dass die Geflüchteten lieber Suppe als Sandwich essen, das mussten die Helfer in Schönau erst lernen.

„Wir müssen diese Hallen als Zwischenstation in Anspruch nehmen“, sagte Marion Dammann beim Rundgang und Blick in die spartanischen Abteile. „Wir können nicht auf einmal so viel freien Wohnraum und private Unterkünfte anbieten“, erklärte sie. Die Behörde müsse die angebotenen Räumlichkeiten zunächst inspizieren, bat sie um Verständnis. Und: auch das Landratsamt werde nicht von der Pandemie verschont, so dass es personelle Engpässe gebe.

Peter Schelshorn dankt bewegt den Helfern

In einem sichtlich bewegten Statement dankte Bürgermeister Peter Schelshorn insbesondere den Einsatzleitern Simon Redling, DRK, Markus Stibi, THW, sowie Jürgen Bianchi, Feuerwehr: „Ich bin erschüttert, dass es Krieg geben muss“, sagte er. Und: „Von der Hilfsbereitschaft im oberen Wiesental bin ich überwältigt.“

Eine der Helferinnen ist Caroline Bruck-Santos, die bestätigte: „Der Helferkreis ist wieder auf 100 Menschen angewachsen, die gerne anpacken möchten.“ Im oberen Wiesental gebe es eine große Spendenbereitschaft, eine Kleiderkammer sei inzwischen gut ausgestattet, was gut sei, weil manche Geflüchtete „nur mit dem T-Shirt am Leib“ gekommen seien. Es gebe eine hohe Fluktuation in der Buchenbrandhalle, viele Geflüchtete versuchten, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Bruck-Santos: „Es ist klar, dass Schwangere oder Mütter mit Babys nicht lange hier bleiben können.“

Eine Frau hat schon einen Job in Todtnau

Positive Beispiele berichtete am Rande der Hausmeister der Halle, Simon Sturmhöfel. Eine Ukrainerin mit guten Sprachkenntnissen habe bereits einen Job und eine Wohnung in Todtnau gefunden.

Am Rande wurde neben Dankbarkeit von Betroffenen auch leiser Unmut geäußert. So sagte zum Beispiel Kateryna Zakharchenko, sie sei seit dem 5. März in Deutschland und sitze noch immer in einem „Camp“. In Polen würden die Geflüchteten viel schneller in private Unterkünfte vermittelt.

Geflüchtete Frau: „Camp ist keine Zukunft“

Dadurch könnten Kinder auch schneller wieder eine Schule besuchen. Hier habe sie das Gefühl, hingehalten zu werden. „Aber das Camp ist keine Zukunft“, sagte die Ukrainerin, die mit Mutter und Kind gekommen ist. Das Hallenprovisorium sei nur für ein paar Tage auszuhalten, merkte sie an und hofft nun auf eine bessere Zukunft (lesen Sie auch unseren Bericht auf der Regio-Seite).

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