Schönau Schutz für Schüler oder Schikane für Autofahrer?

Markgräfler Tagblatt
Die Situation am Gymnasium Schönau ist ein wichtiger Faktor bei der Verkehrsplanung. Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Verkehrskonzept Schönau: Gemeinderat uneins in Sachen Talstraßensperrung / Kritik von Zuhörern

Schönau (pele). Die Situation in der unteren Talstraße im Bereich Gymnasium und Rathaus stand in der Gemeinderatssitzung am Montag im Mittelpunkt der Diskussion über das Verkehrskonzept für die Innenstadt. Grob kristallisierten sich dabei sowohl im Ratsrund als auch in den Zuhörerreihen zwei Parteien heraus: Befürworter einer Sperrung, die den Schülern des Gymnasiums damit mehr Fläche und Sicherheit einräumen wollen, Gegner einer Sperrung, die negative Auswirkungen dieser Maßnahme für die Bürger befürchten.

Aktuell ist die untere Talstraße, die den Rathausplatz und den Schulhof durchschneidet, als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen. Bis 2018 wurde in den Pausen des Gymnasiumbetriebs auch der Rathausplatz von Schülern als Aufenthaltsfläche genutzt. Lehrer trugen dafür Sorge, dass der durchfließende Verkehr darauf Rücksicht nimmt. Es habe allerdings in der Vergangenheit immer wieder „Vorfälle“ gegeben, die wohl unschön verlaufen sind, wie Bürgermeister Peter Schelshorn berichtete. Im vergangenen Jahr begrenzte die Schulleitung den Pausenbereich dann aus Sicherheitsgründen wieder auf den Schulhof.

Schulleiter Jörg Rudolf ergriff im Rahmen der Sitzung die Chance, die Sicht der Schule darlegen zu können. Die Schultage seien deutlich länger als früher und die Schüler müssten sich bewegen können, um einen Ausgleich zum Unterricht zu haben, erklärte Rudolf. Derzeit sei der Pausenhof aber zu klein, „und eine sichere Erweiterung wäre für die Schule sehr wichtig“.

Die in der Sitzung vorgelegten Zahlen belegten, dass für die derzeit rund 430 Schüler des Gymnasiums 750 Quadratmeter Freifläche zur Verfügung stehen, was einen Schnitt von 1,7 Quadratmeter pro Schüler bedeutet. Diverse Empfehlungen und Richtlinien legen Größenordnungen zwischen drei und fünf Quadratmetern pro Schüler nahe.

Alexandra Diewald vom Büro dwd sagte, dass während den Pausenzeiten der Schule im Schnitt zwischen zehn und 22 Autos die Straße passieren würden. Bürgermeister Peter Schelshorn verwies darauf, dass die aktuelle Lage vom Landratsamt Lörrach lediglich noch toleriert werde. Fälle der Gemeinderat nicht in absehbarer Zeit eine Entscheidung bezüglich der Verkehrsregelung, so sei die Verwaltung ihrerseits aufgefordert, geeignete Maßnahmen zum Schutz der Schüler zu ergreifen.

Ob die Situation der Schule eine durchgängige Sperrung der Talstraße rechtfertigt, darüber gingen die Meinungen im Ratsrund weit auseinander. Mechthild Münzer (CDU) machte deutlich, dass sie nicht für eine Sperrung votieren werde. Eine Veränderung der Verkehrssituation müsse eine Verbesserung für die Bürger mit sich bringen, was hierbei eindeutig nicht der Fall sei. Es sei nicht vertretbar, die Anbindung zum Ortskern zu schließen; der Verkehr werde nur verlagert, und für die Bürger, die zum Einkaufen wollen, schaffe man „Irrwege“. Ihr Fraktionskollege Julian Seckinger meinte ebenfalls, dass diese Regelung für Verwirrung sorgen werde und sagte: „Mir kommt es so vor, als wolle man den Autoverkehr komplett verdrängen.“

Jesko Anschütz meinte dagegen, es sei keine Frage, dass die Schüler besser geschützt werden müssten. „Eine gut funktionierende Schule ist ein wichtiger Standortfaktor für Schönau“, meinte der Freie Wähler-Fraktionssprecher, und dafür müsse man sich einsetzen. Er plädierte vehement dafür, die vorgeschlagene Testphase zu beschließen, um Erfahrungen zu sammeln. Sein Fraktionskollege Michael Locker plädierte ebenfalls für den Testlauf.

Michael Schröder (SPD) warf die Frage auf, inwieweit die Schüler im Fall einer Sperrung der Talstraße vor dem dann verlagerten Verkehr, der durch die angrenzende Neustadtstraße fließe, geschützt würden. Selbstredend müssten hier geeignete Maßnahmen ergriffen werden, antwortete Planerin Diewald.

Einer der vielen Punkte, die in der Diskussion angeschnitten wurden, war die im Zusammenhang mit einer Sperrung andiskutierte Verlagerung des Wochenmarkts auf den Bereich vor der Kirche. Dies werde von den Marktbeschickern derzeit nicht gewollt, sagte der Bürgermeister.

Zu Beginn der Sitzung hatten sich etliche Bürger insbesondere zur Thematik Talstraße zu Wort gemeldet. Klaus Ganzmann etwa stellte die verkehrsberuhigte Zone in Frage, verurteilte die dort platzierten Blumenkübel als „Schikane“ und geißelte eine mögliche Sperrung der Straße als schädlich für Gasthäuser und Geschäfte. Egon Barbisch stellte die Frage, wer das Vorhaben angestoßen habe und ob es eine schriftliche Grundlage dafür gebe. Bürgermeister Schelshorn verwies auf einen Erlass des Kultusministeriums aus dem Jahr 1983 und einen Beschluss des Gemeinderats aus dem Jahr 2008 mit dem Inhalt, dass der Rathausplatz für Pausenzwecke genutzt werden dürfe. Joachim Münzer kritisierte die Einstellung von Schülern im Hinblick auf die Einhaltung von Verkehrsregeln und forderte einen Zaun zur Abgrenzung des Gymnasiums.

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