Das Biosphärengebiet Schwarzwald ist auf den Weg gebracht, ab sofort sind Ideen zur Ausgestaltung der „Modellregion“ gefragt. Gestern Nachmittag unterzeichneten das Land Baden-Württemberg, die drei Landkreise Lörrach, Waldshut und Breisgau-Hochschwarzwald und 29 Kommunen die Vereinbarung über die künftige Zusammenarbeit in der knapp 63 000 Hektar umfassenden Gebietskulisse. Extra nach Schönau gekommen war aus diesem Anlass Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Von Peter Schwendele Schönau. Mit leichter Verspätung erreichte der Ministerpräsident Schönau, wo er von Alphornklängen empfangen wurde. Der Bürgersaal war zu diesem Zeitpunkt längst mit lokaler, regionaler und überregionaler Prominenz gefüllt, darunter Naturschutzminister Alexander Bonde, Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer, zahlreiche Behördenvertreter und Bürgermeister. Bürgermeister Peter Schelshorn freute sich über den Besuch aus Stuttgart und lud den Ministerpräsidenten dazu ein, sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. Für Schelshorn schloss sich gestern ein Kreis, nachdem im Jahr 2012, ebenfalls in Schönau, der offizielle Startschuss für das Projekt Biosphärengebiet gefallen war. In Anlehnung an den Dichter Christian Morgenstern sah Schönaus Bürgermeister in dem Gemeinschaftsprojekt „tausend Möglichkeiten“ und rief dazu auf, die Dinge mit eigenen Vorhaben und Ideen selbst in die Hand zu nehmen. Wichtig sei, dass stets der Mensch im Mittelpunkt stehe. Ziel müsse es sein, möglichst schnell die Anerkennung als Unesco-Biosphärenreservat zu erlangen, „um so dem Biosphärengebiet die Krone aufzusetzen“. Kretschmann spricht von Schutz durch Nutzung Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte bei der feierlichen Unterzeichnungszeremonie, dass der Weg im Biosphärengebiet darin bestehe, Mensch und Natur miteinander zu verbinden. Es handle sich um ein „wegweisendes Vorhaben“, weil man den Schutz einer in Jahrhunderten gewachsenen Kulturlandschaft durch Nutzung anstrebe. Alle Beteiligten würden sich klare, überprüfbare Ziele setzen, um die bestehende Landschaft im Schwarzwald zu erhalten. Der Ministerpräsident sprach von einer „grünen Infrastruktur“, die durch das Biosphärengebiet geschaffen werde. Nicht zuletzt werde auch der Tourismus von dem Projekt profitieren. „Ich bin sicher, dass das Biosphärengebiet für die Natur und für die Menschen ein Erfolg werden wird“, sagte Kretschmann. Naturschutzminister Alexander Bonde hoffte, dass die beteiligten Kommunen die sich ergebende Chance „kraftvoll“ nutzen werden. Nach langen Vorbereitungen könne man jetzt richtig durchstarten. Das Biosphärengebiet sei durch die Maßgabe geprägt, sich die Natur zum Freund zu machen. Der Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft im Südschwarzwald sei allerdings kein Selbstzweck, „wir wollen sie nicht nur für uns behalten, sondern sie auch Menschen aus Nah und Fern zeigen“, sagte Bonde. „Es entsteht eine einzigartige Modellregion mit erheblichem Mehrwert für Wirtschaft, Tourismus und Natur. Gemeinsam setzen wir einen starken Impuls für eine nachhaltige Entwicklung der gesamten Region - in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht“, so der Minister. Geschäftsstelle kommt nach Schönau Bonde bekräftigte, dass die Geschäftsstelle für das Biosphärengebiet in Schönau eingerichtet wird, und zwar zunächst für fünf Jahre im alten Irisette-Gebäude im Ortsteil Brand. Bereits jetzt sei man in Gesprächen für den Neubau eines repräsentativen Gebäudes im Stadtgebiet. Die Geschäftsstelle soll zügig besetzt werden, damit Interessierte möglichst schnell auf kompetente Ansprechpartner treffen. Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer betonte die Partnerschaft zwischen Land und Region. Die beteiligten Gemeinden, die einen nicht immer einfachen Weg hinter sich hätten, rief sie dazu auf, „die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen und zu gestalten“. Es liege jetzt an der Region selbst, das Biosphärengebiet mit Leben zu erfüllen.