Schönau Was Frauen am Landleben schätzen

Ines Bode
Für einen informativen und amüsanten Nachmittag sorgten Karin Wohlschlegel, Katrin Nuiro, Daniela Zimmermann und Dolly Faßbender (von links.) Foto: /Ines Bode

Drei Frauen schilderten am Internationalen Frauentag ihr Leben auf dem Land. Zwischen ihnen zeigen sich Unterschiede, aber auch Parallelen. Eingeladen hatten Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle „Biosphärengebiet Schwarzwald“ und der VHS Wiesental.

Aus Anlass des Internationalen Frauentags luden das Biosphärengebiet Schwarzwald und die VHS Wiesental zu einer Diskussionsrunde in Schönau ein. Drei Frauen erzählten dabei über ihr „Leben auf dem Land“.

Vor acht Jahren kam Dolly Faßbender mit Kind und Mann nach Schönau. Am Anfang sei sie nur „die Frau von Herrn Faßbender“ gewesen. Heute könne es durchaus andersherum laufen. Der Gatte sei mittlerweile „der Mann von Frau Faßbender“. Die gebürtige Peruanerin sorgte mit ihrer lockeren Art für Gelächter. Dabei schilderte sie nur das Erlebte mit den Mitmenschen, getreu dem Motto: Frauenwege auf dem Land.

Probleme im Ländle

VHS-Leiterin Katrin Nuiro warf mehrere Fragen auf: Wie die drei Frauen in den Südschwarzwald gekommen seien? War das Landleben schon immer vorgesehen? Welche Vor- und Nachteile biete es und gebe es typische Probleme, die Frauen betreffen? Probleme hatten auch Dolly Faßbender und ihr Mann. „Wo ist denn bitte Schönau?“ Einzig die EWS sei für die Freiburger ein Begriff gewesen. Geboren in Lima mit damals fünf Millionen Einwohnern, kam sie über Ghana und Marokko nach Deutschland. Hier zog sie von Hannover über Göttingen ins Saarland, „es wurde immer kleiner“, und weiter nach Freiburg. „Mein Mann wollte zurück ins Ländle“. „Aber wie viele Menschen wohnen in Schönau? Unter 3000? Okay!“, sagte sich die Weltenbummlerin.

Mit dem Studium in der Tasche und der Erfahrung eines Uni-Jobs wurde sie in Schönau gefragt, ob sie deutsch könne. Aber sie mochte den Ort, der Berge wegen. Als Kind sei sie an einem ähnlichen Ort in Peru gewesen und der Wunsch kam auf, einmal so schön zu leben. Mittlerweile kenne sie die Schönauer und andersherum. Die Arbeit in der Grundschule sei erfüllend, da sie bei Kindern, etwa mit Migrationshintergrund, das Leuchten in den Augen erzeugen könne.

Dörfliche Gepflogenheiten

Erfüllung war auch das Stichwort für Daniela Zimmermann. Sie und ihr Mann leben in Fröhnd und bewirtschaften einen Hof im Nebenerwerb. Ursprünglich stamme sie aus Wembach, ein Katzensprung entfernt, und doch zeigten sich Parallelen, die man als „Fremde“ erlebt. Ein Nomadenleben, wie Faßbender das ihrige beschreibt, kam für die Wembacherin nie in Frage. Sei sie auf Reisen oder in der Stadt, ziehe es sie heim, wegen: „Zu viel Gewusel“. Der Hof beschere immer Arbeit, erzählt die Mutter zweier Kinder, und doch schätze sie das ruhige Leben. Die Landwirtschaft habe sie erst lernen müssen, und dass Söhne sich mit dem Vater besprechen, statt mit der Frau. Der eigene Mann spreche sich indes mit ihr ab. Auch sie berichtete, wie die Vorrednerin, über dörfliche Gepflogenheiten, die das Jeder-kennt-jeden mit sich bringe. Dafür können Mütter die Kinder immer vor die Tür lassen – allein. Ein hochgeschätztes Gut.

Verliebt in Kulturlandschaft

Als Dritte kam Karin Wohlschlegel zu Wort. Als Urlaubskind lernte sie die Schönheit des Schwarzwalds kennen, um als Erwachsene zu bilanzieren: „Ich habe mich in diese Kulturlandschaft verliebt.“ Früher habe sie in der Landwirtschaft mitgeholfen, so die gebürtige Stuttgarterin, die heute in Wies wohnt. Erst war es der schwäbische Dialekt, später der Beruf in einer Männerdomäne, dem sie zu begegnen hatte. Nur bei der Organisation des Frauentags habe sich keiner der Kollegen eingemischt. Lange habe sie in der Großstadt gelebt, den vermeintlichen Traumjob ausgeübt. Die Pandemie habe offengelegt, alles sei zu groß. Sie sei bewusst umgezogen, sagte Wohlschlegel.

Berufliche Möglichkeiten

Zur großen Frage der Berufstätigkeit der Frau auf dem Land, befand Wohlschlegel, es sei durchaus möglich. Das sah auch Faßbender so: Es gebe viele Möglichkeiten – in kleinem Umfang. Nach wie vor leite sie Seminare, und dann wäre da noch die Alpaka-Herde als Geschäftszweig. Eine neumodische Sache, so der Volksmund. Gleichwohl beleben die Tiere touristisch das Dorf.

Ein Kritikpunkt aller war die Anonymität der Stadt. Ein Aspekt, den Städter wegen fehlender Nähe bekanntlich gegenteilig interpretieren. Irgendwas ist eben immer.

/ Foto: Ines Bode

Nach der Diskussion hatten Bernadette Ulsamer und Angelika Schwarz-Marstaller eine Wanderung anberaumt: eine Stunde rund um die Geschäftsstelle mit Hock am Lagerfeuer. Der eigens absolvierte Probelauf der Mitarbeiterinnen des Biosphärengebiets erbrachte eine Zeit von 35 Minuten.

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