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Schönau „Wir sind keine Hellseher“

Markgräfler Tagblatt
Der Bau des MTB-Hauses in der Schönauer Innenstadt verteuert sich.Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat Schönau: Diskussion um Kostensteigerungen beim Bau des MTB-Hauses

Arbeitsvergaben für den Bau des MTB-Hauses („Mehrzweck-Tourismus-Biosphären-Haus“) standen auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am Montag. Preissteigerungen beim Material sorgten allerdings dafür, dass die Aufträge an die jeweils günstigsten Bieter nicht einfach nur abgesegnet wurden, sondern dass es zu längeren Diskussionen kam.

Von Hans-Jürgen Hege

Schönau. Waren es zuletzt Mehrausgaben wegen arsenhaltigem Schotter, der Bau einer sogenannten weißen Wanne in der Tiefgarage sowie Mehrkosten bei den technischen Anlagen, die die Preise in die Höhe trieben, ging es nun um Preissteigerungen für Stahl (plus 60 000 Euro) und Beton (plus 40 000 Euro). Architekt Martin Vogelsang präsentierte dem Gremium die neuen Berechnungen. Er wies dabei auf Einsparungen in manchen Bereichen hin, aber auch auf die Überschreitung einiger Ansätze. Unterm Strich vermindern sich die 100 000 Euro Mehrkosten für Stahl und Beton dadurch auf rund 43 000 Euro, rechnete Vogelsang vor.

Dabei musste er sich verteidigen gegen Vorwürfe unter anderem von Mechthild Münzer (CDU), die sich darüber ärgerte, dass in all den Jahren, in denen sie schon dem Gemeinderat angehört, „alle öffentlichen Bauvorhaben nicht ein einziges mal reell kalkuliert“ worden seien, sondern „immer teurer als geplant“ ausgefallen seien.

Projekt soll nicht aufgeschoben werden

Sein Büro habe Preissteigerungen im Vorfeld durchaus eingeplant, wehrte sich der Architekt. Dass aber etwa die Stahlpreise derart explodieren würden, habe niemand vorhersehen können. „Wir sind keine Hellseher“, versicherte er und dehnte dies auf die Holzpreise aus, die derzeit ebenfalls stark in Bewegung seien, deren genaue Entwicklung aber niemand mit absoluter Sicherheit vorhersagen könne.

Es wurden Überlegungen im Gremium laut, den Bau aufzuschieben und die Entwicklungen abzuwarten. Aber da legte der Architekt sein Veto ein. Er hält Preisnachlässe in absehbarer Zeit nicht für möglich. Ein Aufschub für den Beginn der Rohbauarbeiten bringe gar nichts, zumal auch eine ruhende Baustelle Geld koste. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Bauarbeiten zu 35 Prozent bereits vergeben sind und eine weitere Submission für den Holzbau, die Verglasung und die Fassade schon am Donnerstag ansteht.

Martin Vogelsang musste Michel Sladek (FW) belehren, dass Holz und Stahl im Gegensatz zu Kupfer nicht börsennotiert sei und dass – wie Sladek anzuregen versuchte – Preisbindungsklauseln in öffentlichen Vergabeverfahren nicht möglich sind. Sladek empfahl, mehr Holz in den eigenen Wäldern zu schlagen und zu verkaufen, um mit den Mehreinnahmen die steigenden Kosten fürs MTB-Gebäude finanzieren zu können.

Photovoltaik: Varianten in der Diskussion

In Arbeit sind noch immer Berechnungen, das Dach des MTB-Hauses mit Photovoltaikanlagen auszustatten. Einige Varianten würden derzeit ausgearbeitet, wobei die Kommune die Aufdach-Variante 1 favorisiere, die der Architekt wiederum nicht sehr gerne sähe, weil die Ästhetik des MTB darunter leiden würde. Oliver Gierth (FW) wollte das nicht gelten lassen. „Die Anlage darf ruhig jeder sehen. Sie darf auffallen“, meinte er und hofft auf einen Werbeeffekt, der Anreiz sein könnte, dem Beispiel der Stadt zu folgen und private Dächer mit solchen Modulen zu belegen.

Bürgermeister Peter Schelshorn versprach, die vorliegenden Varianten weiter zu bearbeiten und Kosten-/Nutzen-Analysen fertigen zu lassen, über die dann der Gemeinderat wieder informiert werde. Dem Architekten gab Michael Sladek mit auf den Weg: „In dieser Sache ist ein Umdenken dringend erforderlich.“ Und Jesko Anschütz gab sich geradezu philosophischen Betrachtungen hin, als es um die Schönheit der Photovoltaikdächer ging: „Stellen sie sich irgendwo an einer belebten Straße mal hin und gucken, wer vorbeiläuft und sich küsst. Und dann sieht man ganz deutlich: Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Wir müssen also unser Projekt nicht schönreden, sondern überlegen, was wichtig und richtig ist.“

Vergeben wurden nach diesen Diskussionen die Rohbauarbeiten, die von September bis Dezember durchgeführt werden sollen, zum Preis von knapp 751 000 Euro, die Aufzugsmontage zum Preis von 51 000 Euro, der Blitzschutz für knapp 9000 Euro, die Rampenheizung für rund 13 000 Euro sowie die Elektro-Einlegearbeiten für 12 000 Euro.

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