Der Außenstehende könne sich allerdings fragen, ob sie das heute noch immer tun, merkte Bernhard Seger in seinem Vortrag süffisant an. Und er wies darauf hin, dass zumindest die Scheidelinie zwischen Geschwend und Schlechtnau bei der Gemeindereform im Jahr 1974 aufgehoben wurde, als Geschwend und Präg als Mitglieder der früheren Talvogtei Schönau zur Stadt Todtnau kamen.
Der Talbrief als wichtigstes Dokument für die Lebensgrundlagen im oberen Wiesental hatte Bestand bis 1786 - eine sehr lange Zeit, gerade angesichts der vielen Veränderungen, die sich im Mittelalter abspielten. Das Dokument dürfte vor allem deshalb so lange Bestand gehabt haben, weil Jahr für Jahr die Vertreter der Talvogteien Schönau und Todtnau auf dem geographisch in der Mitte gelegenen „Dürracker“ in Geschwend zusammen kamen, um die Rechte gemeinsam zu verteidigen und sich auch sonst, bei anderen wichtigen Fragen, abzusprechen. Offenbar war den Menschen die Bedeutung des Talbriefs stets bewusst, lag diese doch vor allem darin, die Freiheitsrechte der Menschen gegen alle Beschneidungsversuche der Obrigkeit zu bewahren - und so wurde über Jahrhunderte hinweg der Dürrackertag gepflegt.
In welcher Form diese historische Grundlage aufgenommen und wie an sie angeknüpft werden könnte, lässt Todtnaus Bürgermeister Wießner in seinem kurzen Schreiben an seinen Amtskollegen offen. Der Ball liegt nun im Schönauer Rathaus.