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Schönau Wird der Dürrackertag wiederbelebt?

Markgräfler Tagblatt
Todtnaus Bürgermeister Andreas Wießner will über ein Wiederbeleben des Dürrackertags nachdenken. Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Todtnaus Bürgermeister Wießner regt an, über die Wiedereinführung dieses „Feiertags“ nachzudenken

Oberes Wiesental (pele). Gibt es künftig einen „Feiertag“ der besonderen Art im oberen Wiesental? Todtnaus Bürgermeister Andreas Wießner regt jedenfalls in einem offenen Brief an seinen Amtskollegen Peter Schelshorn an, den historischen „Dürrackertag“ wiederzubeleben, um das gemeinsame Miteinander der beiden Städte Schönau und Todtnau weiter zu verbessern.

Die Idee kam Andreas Wießner beim Festakt zum 900-jährigen Bestehen der Stadt Schönau vor knapp zwei Wochen, bei dem der Gast aus der Nachbarstadt nach eigenem Bekunden „bei einem tollen Festvortrag von Bernhard Seger hören und lernen durfte, welche historische Bedeutung der Dürrackertag für unsere beiden Gemeinden in der langen Geschichte von Schönau und Todtnau hatte“. Jetzt plädiert Todtnaus Rathauschef für die Wiedereinführung eines solchen „Feiertags“.

Beim Festakt zur 900-Jahr-Feier Schönaus hatte Alt-Bürgermeister Bernhard Seger einen historischen Streifzug durch die neun Jahrhunderte umfassende Geschichte der Stadt unternommen, wobei er tatkräftig von Schülern des Gymnasium Schönau unterstützt worden war. Diese hatten markante Stationen der Stadtgeschichte dem Publikum in kurzen Spielszenen vorgestellt. Dazu gehörte auch der Dürrackertag, ein festes Ritual, bei dem Jahr für Jahr der so genannte Talbrief verlesen wurde.

Der Talbrief, so legte Bernhard Seger dar, stammt aus dem Jahr 1321. In ihm waren die althergebrachten Rechte und Pflichten der Menschen im Tal in einer vom Abt des Klosters St. Blasien besiegelten Urkunde festgehalten. Ausgesuchte Männer des Tals hatten die von den Vorfahren übernommenen Rechte vorgetragen.

Im 13. Jahrhundert hatten sich die beiden Talvogteien Schönau und Todtnau gebildet. Wie Seger darlegte, war die Talenge der Wiese zwischen Geschwend und Schlechtnau die Scheidelinie dieser Vogteien. Ein Chronist hatte notiert: „Todtnau und Schönau standen bis zum Übergang an Baden 1806 auf dem Boden des gemeinsamen Talrechts. Sie behielten durch die Jahrhunderte die gleichen Rechtsverhältnisse, verteidigten sie gemeinsam und halfen einander mit Rat und Tat wie liebe Freunde und Nachbarn.“

Der Außenstehende könne sich allerdings fragen, ob sie das heute noch immer tun, merkte Bernhard Seger in seinem Vortrag süffisant an. Und er wies darauf hin, dass zumindest die Scheidelinie zwischen Geschwend und Schlechtnau bei der Gemeindereform im Jahr 1974 aufgehoben wurde, als Geschwend und Präg als Mitglieder der früheren Talvogtei Schönau zur Stadt Todtnau kamen.

Der Talbrief als wichtigstes Dokument für die Lebensgrundlagen im oberen Wiesental hatte Bestand bis 1786 - eine sehr lange Zeit, gerade angesichts der vielen Veränderungen, die sich im Mittelalter abspielten. Das Dokument dürfte vor allem deshalb so lange Bestand gehabt haben, weil Jahr für Jahr die Vertreter der Talvogteien Schönau und Todtnau auf dem geographisch in der Mitte gelegenen „Dürracker“ in Geschwend zusammen kamen, um die Rechte gemeinsam zu verteidigen und sich auch sonst, bei anderen wichtigen Fragen, abzusprechen. Offenbar war den Menschen die Bedeutung des Talbriefs stets bewusst, lag diese doch vor allem darin, die Freiheitsrechte der Menschen gegen alle Beschneidungsversuche der Obrigkeit zu bewahren - und so wurde über Jahrhunderte hinweg der Dürrackertag gepflegt.

In welcher Form diese historische Grundlage aufgenommen und wie an sie angeknüpft werden könnte, lässt Todtnaus Bürgermeister Wießner in seinem kurzen Schreiben an seinen Amtskollegen offen. Der Ball liegt nun im Schönauer Rathaus.

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