Schopfheim als Pilotkommune Neue Impulse für die Innenstadt

Anja Bertsch
Manfred Schnell (Schopfheim aktiv), Martin Bühler (Gewerbeverein), Victoria Arens (IHK), Bürgermeister Dirk Harscher und Alexander Vatovac (IHK) (v.l.) bei der Unterzeichnung der Unterstützungserklärung für das Projekt „Innenstadtberatung“ Foto: Anja Bertsch

Als eine von derzeit drei Kommunen kommt Schopfheim in den Genuss einer vom Land geförderten „Innenstadtberatung“. Eine offizielle Erklärung dazu wurde am Mittwoch von Bürgermeister, Gewerbeverein und Schopfheim aktiv unterzeichnet.

Freude und Aufbruchstimmung waren greifbar, als Bürgermeister Dirk Harscher, Martin Bühler als Co-Vorsitzender des Gewerbevereins, Manfred Schnell als Geschäftsführer von Schopfheim aktiv sowie Victoria Arens und Alexander Vatovac von der IHK das Projekt „Innenstadtberatung“ im Ratssaal erstmals öffentlich präsentierten.

Im Zuge des viermonatigen Projekts soll die Schopfheimer Innenstadt einer fundierten Analyse unterzogen werden– am Ende soll ein Konzept mit konkreten Handlungsempfehlungen stehen, wie Lebendigkeit und Attraktivität wieder erhöht werden können.

Fäden geknüpft

Vor etwa drei Monaten waren hinter den Kulissen die ersten Fäden zwischen IHK und Stadt geknüpft worden. Die IHK ihrerseits hatte das Projekt kurz zuvor vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg bewilligt bekommen und war auf einzelne Kommunen zugegangen, um ihnen die – für die Gemeinden kostenlose – Teilnahme anzubieten.

Neben Schopfheim sind aktuell Bad Säckingen und Bonndorf mit im Boot; insgesamt können sechs Kommunen an dem Projekt teilnehmen. „Wir sind dankbar, dass es das Projekt gibt und freuen uns, dass Schopfheim als Pilotkommune daran teilhaben kann“, so Bürgermeister Harscher. Martin Bühler ergänzte: „Sie haben bei uns offene Türen eingerannt.“

Innenstädte als Sorgenkind

Die Problemlage vieler Innenstädte ist klar: Konsum-, Kommunikations-, und Freizeitverhalten ändern sich, die Menschen kaufen zunehmend – und seit den Corona-Maßnahmen noch mehr – im Internet, Frequenz und Umsatz in den Geschäften vor Ort gehen zurück, es kommt zu Geschäftsaufgaben und Leerständen, was die Innenstädte wiederum keineswegs attraktiver macht... Schopfheim ist mit diesen Herausforderungen keineswegs allein, wie Ahrens deutlich machte; eben darum gibt es die Landesförderung, eben deshalb hat sich die hiesige IHK in das Thema eingeklinkt.

Um was geht es im Projekt?

Andernorts ist das Projektformat bereits erprobt, sodass die aktuellen Teilnehmer von der Expertise aus anderen Regionen profitieren können, erklärten die IHK-Vertreter in der Projektvorstellung.

Welche Maßnahmen, Ideen und Konzepte sich konkret für Schopfheim eignen, soll im Zuge des Projektes herausgearbeitet werden. Am Anfang steht ganz klassisch die Bestandsaufnahme. Dazu gehören Gespräche mit Händlern und eine Passantenbefragung, ein „Digitalcheck“ der Onlinepräsenz der Einzelhändler und eine Frequenzmessung, die erhebt, wo die Leute wann und in welcher Zahl unterwegs sind.

Auf Grundlage der hier erhobenen Daten und Infos sollen Stärken und Schwächen, Potenziale und Chancen Schopfheims herausgearbeitet werden – um daraus „vier, fünf konkrete Kernziele herauszuarbeiten.“ Dann gilt es zu überlegen, mit welchen kurz- und langfristigen Maßnahmen diese Ziele erreicht werden können, wie Arens erläuterte. Dabei gelte: „Wir wollen möglichst schnell wahrnehmbare Veränderungen herbeiführen.“

Viele Stellschrauben

Gefragt sei nicht der eine große Wurf, der alles über den Haufen wirft und etwa völlig Neues will – weder für den einzelnen Geschäftsinhaber noch für die Stadt insgesamt, hakte an dieser Stelle Martin Bühler ein. „Es sind viele kleine Mosaiksteinchen, die sich idealerweise zum großen Ganzen fügen.“

In diesem Sinne lassen sich auch die ersten Initiativen und Angebote verstehen, die unter Ägide der IHK aufgegleist sind. Ein Instagram-Workshop etwa, der Einzelhändlern das kleine Einmaleins in Sachen Social Media-Auftritt vermitteln soll, an dem gerade mit Blick auf ein jüngeres Zielpublikum kaum mehr ein Weg vorbeiführt. Das Angebot einer Beratung zur Schaufenster-Gestaltung, oder Tipps, wie Homepage und Unternehmensprofil bei der Google-Suche eine gute Figur machen. Weitere konkrete Impulse und Ideen ergäben sich im Laufe des Projekts, so Arens.

„Wir machen einfach“

Wichtig sei, die Chance zu ergreifen, die Impulse aufzunehmen und Veränderungen aktiv anzugehen, hakte hier wiederum Bühler ein: „Die Probleme liegen auf dem Tisch. Jetzt geht es um die Lösungen. Wir wollen was bewegen – und sind gemeinsam mit vollem Einsatz dabei“, so Bühler. Dabei fange man ja keineswegs bei Null an, ergänzte wiederum Manfred Schnell als Geschäftsführer von Schopfheim aktiv: „Schopfheim ist eine attraktive Stadt, wir haben Veranstaltungen mit Strahlkraft, wir haben hier jede Menge Ideen und Potenzial.“

„Es geht nur zusammen“

Und nicht zuletzt gebe es mit Schopfheim aktiv bereits eine Einrichtung, die alle wichtigen Akteure an einen Tisch bringt – Stadt, Gewerbe, Handel und Gastronomie, Akteure aus Wirtschaft, Kultur und Bürgerschaft. Ein solches Forum der Zusammenarbeit sei wichtig mit Blick auf eine grundlegende Erkenntnis, auf die alle Anwesenden mehrfach hinwiesen: „Es geht nur zusammen. Wir wollen die Herausforderungen gemeinsam angehen.“

IHK als Moderator

Eben diese Botschaft setzten denn auch die IHK-Vertreter ans Ende ihrer Ausführungen: Das zeitlich befristete Projekt könne Impulsgeber sein, die IHK selbst nehme eine Moderatorenrolle ein – „für den langfristigen Erfolg ist aber die Mitarbeit verschiedenster städtischer Akteure notwendig, von Bürgermeister und Verwaltung über den Stadtrat bis zu Repräsentanten aus Kultur- oder Veranstaltungsbereich.“

Eine wichtige Rolle spielt auch der von der Stadt gewünschte „Citymanager“, der sich mit dem IHK-Projekt keinesfalls erledigt habe, im Gegenteil: „Das Aufgreifen der Impulse aus dem Projekt und deren koordinierte Umsetzung ist genau das, was ins Aufgabenfeld eines Citymanagers fällt“, so Harscher.

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