Schopfheim „An Tatsachen halten, statt Ängste zu schüren“

Markgräfler Tagblatt
Die Firma Würth gilt seit neuestem als Störfallbetrieb – allerdings als einer der untersten Kategorie. Foto: Werner Müller Foto: Markgräfler Tagblatt

Würth Elektronik: Firma gilt aufgrund verschärfter Gesetze als „Störfallbetrieb“ /  Bürgermeister kritisiert Heiko Weide

Schopfheim (wm). „Sehr unseriös“: Bürgermeister Dirk Harscher wählte markige Worte, als er im Gemeinderat einen „offenen Brief“ des Unabhängigen-Vorsitzenden Heiko Weide kritisierte. Dieser hatte am Wochenende Vorwürfe gegen die Firma Würth Elektronik sowie Behörden und Stadtverwaltung erhoben. Das Unternehmen in Gündenhausen sei seit Jahren als „Störfallbetrieb“ eingestuft, der aufgrund der Verwendung von gefährlichen Schadstoffen unter die Seveso III-Richtlinien falle. Aus Sicherheitsgründen seien deshalb in einem Umkreis von mehreren hundert Metern keine Neubaugebiete zulässig und es könnten Schadensersatzforderungen drohen. Darüber habe die Öffentlichkeit bislang jedoch niemand informiert, so Weide.

Der Bürgermeister widersprach dieser Darstellung im Gemeinderat vehement. Tatsächlich setze die Firma Würth keine anderen Stoffe ein als seit jeher. Geändert hätten sich lediglich die gesetzlichen Vorgaben. Die Seveso III-Richtlinie (benannt nach einem schweren Chemieunglück in der gleichnamigen norditalienischen Stadt) sei 2012 verschärft worden. In Deutschland sei sie allerdings erst im Jahr 2017 in Kraft getreten, so das Stadtoberhaupt.

Seit dem vergangenen Jahr sei das Regierungspräsidium als Aufsichtsbehörde in Kontakt mit der Firma Würth. Ende 2018 sei das Unternehmen erstmals in die unterste Klasse der Störfallverordnung eingestuft worden – dabei gehe es nicht um einen Sicherheitsabstand, sondern lediglich um einen „Konsultationsradius“ von 200 Metern. Innerhalb dieses Radius sei das RP bei Bauplanungen zu beteiligen. Das sei nicht gleichzusetzen mit einem „angemessenen Sicherheitsabstand“.

Der Bürgermeister betonte, die Stadt sei mit der Firma und den Behörden seit Mai dieses Jahres in engem Kontakt, ebenso mit dem Investor für das geplante Bauprojekt in der „Reibematt“. Im September habe ein Gespräch in der Firma stattgefunden.

„Würth hat seit 35 Jahren die gleichen Stoffe im Einsatz“, betonte Harscher. Die Firma gehe offen damit um und informiere auch auf ihrer Homepage darüber. Würth sei ein „Weltkonzern“ und ein Vorzeigebetrieb, der sich in Sicherheitsfragen „vorbildlich“ verhalte.

Der Bürgermeister verurteilte den offenen Brief von Heiko Weide denn auch unmissverständlich. „Man sollte sich an Tatsachen halten und direkt mit den Betroffenen Kontakt aufnehmen, statt Verunsicherung zu verbreiten“, so Harscher. Weides Vorgehensweise sei „sehr unglücklich“ und lediglich geeignet, „Ängste zu schüren“.

Die Firma Würth betont, sie setze in Schopfheim seit vielen Jahren die gleichen Kernprozesse und Stoffe ein. Im Zuge der letzten Änderung der Störfallverordnung erfolgte 2018 eine Neubewertung der verwendeten Stoffe und Prozesse. Dabei wurde der Standort Schopfheim erstmals in die untere Klasse der Störfallverordnung eingestuft. Maßgeblich hierfür war laut Pressemitteilung die erstmalige Einstufung saurer kupferhaltiger Lösungen in die Gefahrenkategorie E (gewässergefährdend). Aus der Einstufung resultiere die Vorgabe, eine Information der Öffentlichkeit zu erstellen. Diese sei auf der Homepage der Firma unter folgendem Link verfügbar: https://www.we-online.de/web/de/leiterplatten/service_/umweltschutz_1/Umwelt.php.

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