Schopfheim Andenken an die „Sternenkinder“

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Bei der Spendenübergabe (von links): Rainer Eiche, Daniel Rümmele, Kirsten Thiemann und Gewerbeschulleiter Klaus König. Quelle: Unbekannt

„Wer geboren wird, hat das Recht, verabschiedet zu werden“, glaubt Kirsten Thiemann.

Schopfheim - . Die Abteilungsleiterin an der Gewerbeschule hat sich gemeinsam mit einem Team von ehrenamtlich engagierten Menschen unter dem Dach der Initiative „Dein Sternenkind“ zur Aufgabe gemacht, Eltern, die um ihre tot geborenen Kindern trauern, Erinnerungsfotos zu schenken.

„Solche Bilder können beim Trauerprozess sehr unterstützen“, weiß Kai Gebel, der Gründer der Initiative, die 2013 gegründet wurde und mittlerweile mehr als 630 Mitstreiter zählt.

Eine davon ist Kirsten Thiemann. Einmal pro Woche fährt sie auf eigene Kosten in einem großen Einzugsgebiet zwischen Stuttgart, Freiburg, Ravensburg, Konstanz und Zürich auf Bitte von trauernden Eltern oder Krankenhäusern zu einem Einsatz. Sie fotografiert, bearbeitet die Bilder, speichert sie auf Sticks oder DVDs und schickt sie an die Auftraggeber, die mit den Aufnahmen dann ihren Wünschen entsprechend verfahren.

Um die 40 bis 50 Termine kommen so in einem Jahr ungefähr zusammen. Das setzt selbstverständlich voraus, dass „Arbeitgeber und Chefs dieser auch sozial wichtigen Sache zugetan sind“.

Und da hat Kirsten Thiemann Glück. Klaus König, der Leiter der Gewerbeschule, ist dem Projekt nicht nur zugetan, sondern geradezu begeistert. „Ich bin glücklich, eine solche Mitarbeiterin zu haben, die sich stark macht für Notleidende“, sagt König und dehnt sein Lob auf das gesamte Kollegium aus. Vor allem die Schreiner haben sich nach Klaus Königs Beobachtungen immer wieder hervorgetan.

Rainer Eiche, Matthias Asal und Daniel Rümmele hatten von Kirsten Thiemanns Projekt Wind bekommen und sofort reagiert. „Wir haben unter Kollegen und Schülern gesammelt und die Schüler zudem dafür gewonnen, kleine Geschenke aus Holz zu fertigen, die Kirsten Thiemann den Eltern zusätzlich zu den Fotos und neben den von ihr persönlich beschafften Büchern wie ‚Maxi verliert sein Geschwisterchen‘  oder ‚An mein liebes Sternenkind‘ schenken kann“, sagte Rainer Eiche, dessen Azubis Mondsicheln und Kerzenständer mit Sternensymbolen bastelten.

„Das war das  Ergebnis der Gespräche, die wir mit unseren Schülern über das Thema führten, das sie schwer beeindruckt hat“, versicherte Eiche und überreichte seiner Kollegin die gesammelten 170 Euro, die die Volksbank Dreiländereck um weitere 150 Euro auf 330 Euro aufstockte.

Schulleiter Klaus König wertete das Engagement aller Beteiligten als deutliches Zeichen der „Wertschätzung gegenüber den Trauernden“ und deren Umgang mit „Leben und Tod“. „Wir lernen so, das Leid anderer mitzutragen. Und das ist nicht zuletzt in Zeiten von Corona ganz wichtig.“

 Natürlich ist die psychische Belastung von Sternkind-Fotografen wie Kirsten Thiemann nicht von der Hand zu weisen. „Aber man lernt damit umzugehen“, sagt die Lehrerin. Sie hofft, dass sich noch andere finden, die das Projekt vorantreiben wollen. Sie versichert, dass es keine Zwänge gibt: „Wer es versucht und es nicht kann, der hört einfach wieder auf“, betont sie.

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