Eine Rutsche als zweiter Fluchtweg für die Kinder sei „keine unnötige Investition“, sondern gebe allen Beteiligten ein „besseres Gefühl“. Im Kindergarten im Oberfeld habe man eine solche auch finanziert. Beigeordneter Eddi Mutter warb ebenfalls für die Rutsche. „Wie wollen Sie kleine Kinder auf einer Wendeltreppe schnell entfluchten?“, fragte er in die Runde. Eine Rutsche gebe „zusätzliche Sicherheit.“
Frust am Ratstisch
Den grassierenden Frust am Ratstisch konnte das allerdings nicht ersticken. „Ich gönne allen alles“, betonte Raitbachs Ortsvorsteher Willi Tholen, sprach mit Blick auf die Kita in Langenau indes von „Sonderwünschen“. In den Kindergärten Eichen und Raitbach beispielsweise herrschten im Vergleich dazu „ganz andere Zustände“. Da müsse man im Notfall die Kinder „durchs Fenster ins Freie reichen, das ist unser Fluchtweg“, ärgerte sich Tholen und bat um „Gleichbehandlung“.
Sein Langenauer Kollege Walter Würger sah es etwas anders. „Eine Rutsche ist ein schneller Fluchtweg“, stellte er fest.
Schützenhilfe bekam er dabei von Feuerwehrkommandant Steffen Hofmann. Eine Rutsche sei für die Kleinen kinderleicht zu nutzen, meinte er.
Das alles konnte Felix Straub (Grüne) indes nicht besänftigen. „Erst raus, dann wieder rein“, ärgerte er sich über das vermeintliche Streichen von Einzelposten, um Kosten zu sparen, nur um all dies nachträglich wieder rückgängig zu machen. „Das ist ein Unding“, schimpfte Straub, „jetzt sind wir wieder die Doofen“. Er schlug vor, beim Atelierraum zu sparen und statt dessen halt die Rutsche einzubauen.
Thomas Gsell (SPD) schloss sich seinem Vorredner an und bemängelte die „unzuverlässigen Vorlagen“ der Verwaltung. Spätestens nach einem halben Jahr müsse sich der Gemeinderat wieder mit „anderen Zahlen“ herumschlagen.
Andreas Kiefer (Unabhängige) stieß ins gleiche Horn. Er prophezeite, dass die Aufstockung am Ende nicht 1,4, sondern zwei Millionen Euro kosten werde.
Gefühl der Ohnmacht
Marianne Merschhemke übte ebenfalls Kritik an der Verwaltungsvorlage. Ursprünglich sei bezüglich der Kita-Aufstockung von 1,1 Millionen Euro die Rede gewesen, klagte sie und zeigte sich „gefrustet“ ob der Kostensteigerung. „Lernen wir aus dem Campus-Desaster denn gar nix?“, fragte sich die Grüne-Stadträtin.
„Sprachlos“ reagierte Kai Horschig auf die „massiven Mehrkosten“. Der Stadtrat der Freien Wähler empfand sogar „Ohnmacht“ und forderte: „So darf das nicht weiter gehen“.
Nachdem die Räte Dampf abgelassen hatten, stimmten sie den Zusatzausgaben für Fotovoltaikanlage, Brandschutzerweiterung, Außenanlagen und Innenausstattung zu. Auch für die Fluchtrutsche gaben sie grünes Licht, strichen dafür allerdings die Vergrößerung des Atelierraums.