Schopfheim Aus für die Uehlin-Buchhandlung

Markgräfler Tagblatt
Zum 30. Juni schließt die traditionsreiche Buchhandlung Uehlin, die Generationen von Schopfheimern mit Lesestoff versorgte, ihre Pforten.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Foto: Petra Martin Foto: Markgräfler Tagblatt

Wirtschaftliche Gründe zwingen den Inhaber, das traditionsreiche Geschäft zum 30. Juni zu schließen

Von Petra Martin

Schopfheim. Den Leseratten tut es in der Seele weh: Die traditionsreiche Buchhandlung Uehlin schließt zum 30. Juni ihre Pforten. „Wir haben es lange probiert, aber es geht nicht mehr“, bedauert Inhaber Hubert Mößner sehr, diesen Schritt gehen zu müssen.

Es seien wirtschaftliche Gründe, die zu diesem Entschluss geführt hätten, sagte Mößner auf Anfrage unserer Zeitung. Mößner, Inhaber des Druck- und Medienhauses Uehlin im Gewerbegebiet Lus, hatte die Buchhandlung 2013 von Hans-Peter Strass übernommen. Seitdem habe man versucht, der sinkenden Umsatz

„Der Schritt tut weh“

entwicklung entgegenzusteuern, unterstreicht Mößner. „Leider vergeblich.“ So habe man eine Sortimentserweiterung betrieben, Klein- und Geschenkartikel verstärkt ins Programm genommen, zudem habe man sich der Zeit angepasst und Internetbestellungen für die Kunden ausgeführt und Lieferung frei Haus angeboten.

Doch all das hat zum Bedauern von Inhaber Hubert Mößner nicht dazu geführt, die Zahlen entscheidend zu verbessern. Der allgemeine Trend machte auch vor dem traditionsreichen Haus in Schopfheim nicht Halt: „Die Menschen lesen weniger Bücher beziehungsweise bestellen sie von zu Hause aus im Internet“, muss Hubert Mößner bilanzieren. Es reiche einfach nicht aus, nur Reiseführer zu verkaufen.

Einen weiteren Grund, der zu dieser wirtschaftlichen Situation führte, sieht der Inhaber in der prekären Parksituation in Schopfheim und der mangelnden Flaniermöglichkeit. Eine Fußgängerzone hätte zu mehr Kundschaft geführt, ist sich Mößner sicher.

Bei Stammkunden löste die Nachricht von der bevorstehenden Schließung der Buchhandlung einen regelrechten Schock aus. Für Menschen, die dem Schopfheimer Haus jahrzehntelang verbunden waren, denen die Welt der Bücher alles bedeutet, wird der 30. Juni ein trauriger Tag sein.

Ein besonders schmerzlicher Einschnitt ist die Entscheidung auch für die drei Mitarbeiterinnen, die der Buchhandlung ebenfalls, teils jahrzehntelang, die Treue hielten und die ihre Arbeit mit Herzblut ausführten, so wie Friederike Katzer, die seit August 1989 dort tätig ist und das Geschäft in verantwortlicher Position führte, sowie Monika Franz-Gehlert und Vanessa Lohnert, die ihre Ausbil-

Teil der Stadtgeschichte

dung dort absolviert und beendet hat. Alle Mitarbeiterinnen waren für Büchersuchende die Institution in der Stadt.

Inhaber Mößner hat noch versucht, das Haus, das ein prägendes Stück Geschichte des Schopfheimer Innenstadt-Gewerbes und damit der Stadtentwicklung darstellt, durch eine Übergabe an eine andere Buchhandlung zu retten; auch die Abgabe des Ladens an die Mitarbeiter sei erwogen worden. „Doch alle Rechnungsarten haben ein Nein ergeben“, erläutert Mößner. Die Mitarbeiterinnen trügen den nun notwendigen Schritt aber mit. Auch in der „Endphase“ des Geschäfts sei das gegenseitige Vertrauen stets gegeben, betont Mößner. „Für die Mitarbeiterinnen lege ich die Hand ins Feuer.“

In welchem Jahr genau die Buchhandlung Uehlin erstmals eröffnet wurde, war gestern nicht herauszufinden. „Us der Heimet verzellt“-Autor Kurt Ückert sagte, vermutlich sei die Buchhandlung von Georg Uehlin gegründet worden. Sie steht somit in langer Tradition mit dem ehemaligen Schreibwarengeschäft und der Druckerei.

Die Buchhandlung Uehlin habe zuerst in der Roggenbachstraße schräg gegenüber der Friedrich-Ebert-Schule ihr Quartier gehabt, weiß Kurt Ückert. Dort habe man dem Bedarf der Realschüler und später der Gymnasiasten - die Ebert-Schule war einst auch Gymnasium - Rechnung getragen. Später zog die Buchhandlung in die Scheffelstraße um, bevor sie ihren heutigen Sitz im ehemaligen Gasthaus „Engel“ in der Hauptstraße bezog.

Einen Leerstand wird es indes nach der Schließung der Buchhandlung zum 30. Juni nicht geben. „Der Kontakt zu den Räumlichkeiten reißt nicht ab“, versichert Hubert Mößner. So werde das benachbarte Bastelgeschäft die Räume weiterführen. Geschenkartikel und verlagseigene Kinderbücher werde es auch dort

Ende einer Tradition

zu kaufen geben, informiert Mößner; das übliche Buchsortiment aber nicht.

„Wir haben alle Anstrengungen unternommen, um die Buchhandlung zu retten, denn ich bin mit dem Namen Uehlin sehr verbunden“, unterstreicht Inhaber Hubert Mößner.

Doch die Entwicklung habe die Tradition überholt. „Der Schritt tut weh.“

Gutscheininhaber werden gebeten, die Gutscheine bis zum 30. Juni bei der Buchhandlung einzulösen. Hubert Mößner kündigte an, dass es auch danach im Bastelgeschäft noch Lösungen für Gutscheininhaber geben werde; trotzdem wäre es sinnvoll, die Gutscheine bei Uehlin bis Ende Juni einzulösen, also solange der Betrieb noch läuft.

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