Im zweiten Satz, dem Larghetto-Thema, spannt sich sein ausdrucksstarker und schöner Geigenton melodisch über den Orchesterklang. Im finalen Rondosatz zeigte der Solist ebenfalls dynamisches Feingefühl, einen sehr konzentrierten, vibratoarmen Ton und romantischen Ausdruck – also insgesamt eine perfekte geigerische Bewältigung.
Nicht nur im Finalsatz ergab sich ein lebhafter Dialog zwischen der Sologeige und dem Orchester. Trotz der kurzfristigen Umbesetzung des Soloparts funktionierte die Korrespondenz mit dem Orchester adäquat; es war eine richtige Partnerschaft zwischen Orchester, Dirigent und Solist, zumal der Geiger auch hinreichend aufs Orchester hört (und umgekehrt). Für den aufbrandenden starken Beifall bedankte sich Kulibaev mit einer spontanen Piazzolla-Zugabe („Adios Nonino“), die den Beifall noch mehr anschürte.
Bei diesem reinen Beethoven-Abend stand als zweites Hauptwerk die zweite Sinfonie auf dem Programm – ein Beispiel absoluter Musik. Und spätestens jetzt muss der Dirigent genannt werden, Ulrich Dietsche, der mit seinen jungen Musikern hier auf beste Probenarbeit verweisen konnte. Mit dem richtigen Gespür für Klangproportionen entfaltet sich diese Sinfonie, gespielt mit jugendlichem Elan, spür- und hörbarer Spielfreude. Die jungen Sinfoniker zeigten ihre kollektiven Qualitäten bei unmittelbar plastischer Vermittlung der Musik.