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Schopfheim Ausstellung: Menschenalltag auf Tiere übertragen

Jürgen Scharf
Eduard Kasper vor seiner lächelnden Zitrone. Foto: Jürgen Scharf

Es ist wahrlich eine außergewöhnliche Ausstellung, die seit Samstag in der Schopfheimer Kulturfabrik gezeigt wird. Der Wehrer Künstler Eduard Kasper vermenschlicht in seinen Bildern Tiere und Pflanzen – und das mit einer guten Prise Humor.

Ein Blumenbild, wie reizend: Bei näherer Betrachtung entdeckt man aber als Blütenkelche sogenannte Emojis, digitale Zeichen. Und eine irritiert herumschwirrende Biene. Es ist die „etwas andere Sicht auf Flora und Fauna“, die der freischaffende Wehrer Künstler Eduard Kasper in seiner gleichnamigen Ausstellung in der Kulturfabrik vorstellt.

Man muss schon nahe an die Motive herangehen, um die Protagonisten, die meist tierischer Natur sind und oft Schabernack treiben, zu erspähen. In seiner Malerei erzählt Kasper gerne Geschichten. Auch wenn es manchmal ernste Themen sind, ist Humor ein wichtiger Bestandteil seiner Bilder.

Als Spray-Künstler aktiv

Der Künstler kommt aus der Graffitiszene. In der Region finden sich von ihm einige gesprayte Arbeiten an Fassaden und Wänden, darunter an der Schwarzwaldbrücke in Basel. Auch in der Basler Fasnacht ist er eine Nummer, gestaltet er doch aufwendige Laternen.

1981 in einem Dorf in der sibirischen Steppe geboren und seit 2015 in Wehr ansässig, hat Kasper nicht nur Malerei studiert, sondern auch viele Comics gelesen, und er fühlt sich der Urban Art-Szene zugehörig. Diese Stilelemente haben ihn geprägt und fließen in seine Bilder ein.

Bilder ohne Menschen

Für die städtische Ausstellung, die mit einer kurzen Begrüßung von Fachbereichsleiter Jürgen Sänger eröffnet wurde, hat sich der Künstler ganz auf seine Lieblingsthemen Flora und Fauna konzentriert und die Menschenbilder wieder eingepackt. Menschen bleiben komplett außen vor in den 40 meist großformatigen Arbeiten.

Tiere vermenschlicht

Die Tierbilder darf man nicht mit naturalistischen Abbildungen à la Brehms Tierleben verwechseln, sie sind meist witzig verfremdet. Den Tieren werden menschliche Züge verliehen oder sie werden in menschlichen Alltagssituationen und Verhaltensweisen dargestellt. Das sind dann wundersam konstruierte tierische Lebenswirklichkeiten, die es so nicht gibt; manche Tiere wirken schon karikiert.

Der Maler vermenschlicht liebend gern Vögel. Er bezeichnet sich sogar als leidenschaftlicher Hobby-Ornithologe und hat sich extra zum Studium der Vogelwelt eine Kamera mit großem Tele zugelegt, um die gefiederten Gesellen vor die Linse zu bekommen. Es sind wilde Tiere, die er fotografiert, keine Haustiere.

Tiere im Menschenalltag

Kasper bildet die Tiere aber nicht 1:1 auf der Leinwand ab, vielmehr wird der Menschenalltag auf Vögel, Insekten und einige Säugetiere übertragen und alles aus tierischer Perspektive dargestellt. So wird auf originelle und humorvolle Weise menschliches Leben mit tierischen Wesen vermischt.

Spezifische Tiere wie Käfer (Totengräber) werden in eine andere, abstrahierte Form gebracht. Den italienischen Sperling, der auf dem kleinen Aquarell Siesta macht und futtert, hat Kasper im Tessin gemalt. Die Spinne hat sich in ihrem Netz behäbig-gemütlich im Sessel häuslich eingerichtet, wohl in Erwartung der Fliege.

Freiraum für Fantasie

Manche Bilder geben Rätsel auf, wie der radelnde Affe mit einer Riesenwolke auf dem Gepäckträger oder die Robbe am Meer mit Emojis am Himmel. Andere Wesen erinnern an Fantasy-Filme. Immer ist da ein Freiraum für die Fantasie.

Auch die Pflanzen sind Protagonisten bei Kasper, aber meistens eher Beiwerk. Bis auf einige Ausnahmen wie die große Orange mit Gesicht, die eine Persönlichkeit hat, oder die Pusteblume, die an ein Feuerwerk am Nachthimmel erinnert. Nicht zu vergessen die Sonnenblume, die Zähne zeigt.

Eduard Kasper sieht in den Dingen irgendwelche Wesen und durch seine Assoziationen entstehen diese hintergründig-fantasievollen Bilder.

Kinderbuch illustriert

In Illustrationen zu einem (noch nicht fertigen) Kinderbuch, zu dem sein Wehrer Künstlerkollege Fernando van Geeteruyen, der bei der Vernissage anwesend war, die Geschichte geliefert hat, ist ein Vögelchen der Held. Der Star macht sich auf die Reise und trifft Sonne, Mond und Sterne. Die Blätter und die Kurzgeschichte hängen in der Ausstellung aus.

Die Ausstellung in der Kulturfabrik ist noch bis 3. April geöffnet, immer mittwochs, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.

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