Tiere vermenschlicht
Die Tierbilder darf man nicht mit naturalistischen Abbildungen à la Brehms Tierleben verwechseln, sie sind meist witzig verfremdet. Den Tieren werden menschliche Züge verliehen oder sie werden in menschlichen Alltagssituationen und Verhaltensweisen dargestellt. Das sind dann wundersam konstruierte tierische Lebenswirklichkeiten, die es so nicht gibt; manche Tiere wirken schon karikiert.
Der Maler vermenschlicht liebend gern Vögel. Er bezeichnet sich sogar als leidenschaftlicher Hobby-Ornithologe und hat sich extra zum Studium der Vogelwelt eine Kamera mit großem Tele zugelegt, um die gefiederten Gesellen vor die Linse zu bekommen. Es sind wilde Tiere, die er fotografiert, keine Haustiere.
Tiere im Menschenalltag
Kasper bildet die Tiere aber nicht 1:1 auf der Leinwand ab, vielmehr wird der Menschenalltag auf Vögel, Insekten und einige Säugetiere übertragen und alles aus tierischer Perspektive dargestellt. So wird auf originelle und humorvolle Weise menschliches Leben mit tierischen Wesen vermischt.
Spezifische Tiere wie Käfer (Totengräber) werden in eine andere, abstrahierte Form gebracht. Den italienischen Sperling, der auf dem kleinen Aquarell Siesta macht und futtert, hat Kasper im Tessin gemalt. Die Spinne hat sich in ihrem Netz behäbig-gemütlich im Sessel häuslich eingerichtet, wohl in Erwartung der Fliege.
Freiraum für Fantasie
Manche Bilder geben Rätsel auf, wie der radelnde Affe mit einer Riesenwolke auf dem Gepäckträger oder die Robbe am Meer mit Emojis am Himmel. Andere Wesen erinnern an Fantasy-Filme. Immer ist da ein Freiraum für die Fantasie.
Auch die Pflanzen sind Protagonisten bei Kasper, aber meistens eher Beiwerk. Bis auf einige Ausnahmen wie die große Orange mit Gesicht, die eine Persönlichkeit hat, oder die Pusteblume, die an ein Feuerwerk am Nachthimmel erinnert. Nicht zu vergessen die Sonnenblume, die Zähne zeigt.
Eduard Kasper sieht in den Dingen irgendwelche Wesen und durch seine Assoziationen entstehen diese hintergründig-fantasievollen Bilder.
Kinderbuch illustriert
In Illustrationen zu einem (noch nicht fertigen) Kinderbuch, zu dem sein Wehrer Künstlerkollege Fernando van Geeteruyen, der bei der Vernissage anwesend war, die Geschichte geliefert hat, ist ein Vögelchen der Held. Der Star macht sich auf die Reise und trifft Sonne, Mond und Sterne. Die Blätter und die Kurzgeschichte hängen in der Ausstellung aus.
Die Ausstellung in der Kulturfabrik ist noch bis 3. April geöffnet, immer mittwochs, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.