Schopfheim Authentische Zeugnisse der Art Brut

Markgräfler Tagblatt

Atelier Frida: Werkschau in der Kulturfabrik / Projekt der Lebenshilfe Lörrach / Bilder, die herausfordern

Künstler mit Behinderung leisten einen bedeutenden kulturellen Beitrag, wie die Werkschau des Ateliers Frida der Lebenshilfe Lörrach in der Kulturfabrik zeigt.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Frida ist das inklusive Atelier, das sich nach der berühmten mexikanischen Malerin Frida Kahlo benennt, ein Projekt der Lebenshilfe Lörrach. Unter dem Motto „Frida zeigt sich...“ stellen drei Teilnehmer und Mitarbeiter der Lebenshilfe-Werkstatt und des Inklusionsbetriebs Glashaus in der Kulturfabrik aus.

Es ist Außenseiterkunst, die aber keinen Vergleich mit professioneller Kunst zu scheuen braucht. Dies betonte bei der Eröffnung Kunstpädagogin Christiane Puppel, die das Atelier Frida leitet. Sie sprach von authentischen Zeugnissen eines spontanen Gestaltungswillens, der sich in ganz individuellen Handschriften äußert.

Die Atelierleiterin ging auch auf den Kunstbegriff der „Art Brut“ ein, die von Jean Dubuffet geprägt wurde und von der sich bis heute Künstler inspirieren lassen, und verglich diese Kunstrichtung mit der sogenannten „Outsiderkunst“.

Wie sehr Puppel in ihrer Rolle als begleitende Kunstpädagogin – und nicht Kunsttherapeutin – die Künstler mit Behinderung fördert und ihnen Farbenlehre und Maltechniken näher bringt, zeigt diese Werkschau sehr eindrücklich.

Kennzeichnend für die Bildgestaltung bei Carmen Schäuble sind die großformatigen, abstrakten Bilder, in eher gedeckten Farben und zeichnerisch im Stile informeller Malerei. Erkennbar wird das an impulsiv-intuitiven Werken wie dem skizzenhaften „Baum“ oder dem figurativ-abstrakten Kopf- „Porträt“. Bei allem Spontanen beherrscht die Malerin die Ordnungsprinzipien des Bildaufbaus als quasi Naturtalent.

Sandra Stankiewitz’ Frauenbildnisse fallen durch kraftvoll-expressive Malweise ins Auge. Ob es die Bardame ist oder die Frau mit roten Haaren, die Herzdame oder die Kämmende – diese figürlichen Frauendarstellungen ziehen den Betrachter in Bann, nicht nur weil sie starkfarbig sind, sondern weil sie Witz, Ausdruckskraft und Originalität haben. Blickfänge sind auch ihre - vor dem aktuellen Corona-Hintergrund zu sehenden - farbig bemalten Frauenköpfe mit Masken.

Ein „bekanntes Gesicht in der Markgrafenstadt“, so Bürgermeister Dirk Harscher in seiner Begrüßungsansprache, ist der Schopfheimer Peter Ehrlich. Ein liebevoller Zeichner und Maler, der seine ganze Seele in die Bilder packt, vielseitig in der Thematik ist und beliebte Motive aus der Natur, Landschaft, Architektur und der Tierwelt nimmt.

Besonders gut kam an, dass er das „Schopfheimer Wahrzeichen“ (Harscher), die Michaelskirche, gleich zwei Mal gemalt hat: von außen sowie von innen während der Magenta-Aktion des Kunstvereins, die er als Impuls empfunden hat – eine Hommage an den Ausstellungsort.

Es ist also eine zeitgemäße, interessante und vielfältige Werkschau. Und es sind durchaus Bilder darunter, die herausfordern. Man kann die ausgestellten Arbeiten als Anregung nutzen, denn sie sind eigenwillig, teils entstanden nach Bildvorlagen und neu interpretiert, teils ohne Vorlagen frei gemalt. Die meisten Werkbeispiele stammen aus den letzten anderthalb Jahren.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich „Frida“ in Schopfheim zeigt. 2019 stellten sich die Ateliermitglieder in der Sparkasse vor. Ihren Anfang hat die Lebenshilfe übrigens in Schopfheim genommen; 1965 wurde im damaligen „Pflug“ eine Werkstatt eingerichtet. Nach der langen Corona-Zwangspause inklusive der Phase des Lockdowns empfanden es nicht nur der Rathauschef, sondern auch die vielen Ausstellungsbesucher bei dieser von der Cellistin Ceciel Strouken mit passender Musik umrahmten Vernissage als „Lichtblick“, dass Kultur Schritt für Schritt wieder möglich wird.

< Bis 10. November, Mittwoch, Samstag und Sonntag jeweils von 14 bis 17 Uhr.

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