Schopfheim Bauzaun sperrt die Skater aus

Markgräfler Tagblatt

Corona: Stadt sperrt Freizeitanlage / Polizei pocht auf Maßnahmen gegen viel zu viele Besucher 

Noch ’ne Notbremse: Die Stadt zieht dieselbe jetzt auch beim Skaterplatz im Lus – sie sperrt die beliebte Freizeitanlage in Gündenhausen ab. Und zwar nicht, wie bisher, eher halbherzig mit ein paar rot-weißen Flatterbändern, sondern rigoros mit einem stabilen Bauzaun.

Von Werner Müller

Schopfheim . „Das tut mir im Herzen weh“, bekannte Bürgermeister Dirk Harscher, als er in der Sitzung des BUT-Ausschusses am Montagabend die Stadträte vorwarnte und zeitnah eine diesbezügliche Entscheidung des Corona-Stabs im Rathaus ankündigte.

Ganz freiwillig riegelt die Stadt nach seinen Worten den Skaterplatz indes nicht ab. Vielmehr habe die Polizei auf Maßnahmen gedrungen. Bei deren Kontrollen hätten sich jeweils zwischen 80 und 100 Besucher auf der Anlage getummelt und an den Sitzgruppen Party gefeiert.

„Das lässt sich mit dem Infektionsschutz nicht vereinbaren“, betont das Stadtoberhaupt. Die Polizei habe denn auch „klare Vorgaben“ gemacht und betont, diese Zustände seien unter Corona-Bedingungen „nicht akzeptabel“.

Die Skateranlage im Lus ist nach den Worten des Bürgermeisters denn auch die einzige im Landkreis, die noch offen ist. Das wiederum habe zur Folge, dass viele junge Besucher sogar von auswärts in die Markgrafenstadt kommen.

Jetzt ist Schluss damit. Die Bundesnotbremse klassifiziert den Skaterpark als Freizeiteinrichtung, die ab einer Inzidenz von 100 zu schließen ist. „Darauf können wir uns berufen, geschlossen hätten wir die Anlage aber auch so“, betont Ordnungsamtsleiterin Cornelia Claßen mit Blick auf die polizeilich festgestellten „Auswüchse“. Einzige Lösung für eine wirksame Absperrung sei der Bauzaun, der seit Mittwochmorgen steht.

Ob die Stadt die Anlage wieder freigibt, wenn im Landkreis die Notbremse außer Kraft tritt, steht noch dahin. Vorstellbar wäre allenfalls eine stundenweise Öffnung, aber „keine komplette“. Claßen: „Das funktioniert einfach nicht, dann hätten wir wieder Zustände wie bisher“.

Am Ratstisch hatte sich am Montag noch Widerstand gegen die drohende Absperrung geregt. Peter Ulrich (SPD) verwies auf wissenschaftliche Erkenntnisse, wonach auf Freiflächen keine allzu große Gefahr von der Aerosolen ausgehe. Der Skaterplatz sei in diesen Tagen „eine der letzten Möglichkeiten“ für junge Leute, sich zu treffen und sich zu bewegen.

Eine Schließung dürfe nur die „letzte Option“ sein, warnte Felix Straub (Grüne): „Das wäre schlimm“. Er sprach sich dafür aus, die Besucher eindringlich auf die Einhaltung der Regeln hinzuweisen und Verstöße gegebenenfalls zu ahnden.

Heidi Malnati (CDU) hingegen bezeichnete die Zustände rund um das Freizeitgelände als „unhaltbar“. Die Pandemie lasse so etwas einfach nicht zu.

Andreas Kiefer (Unabhängige) wehrte sich ebenfalls gegen eine Sperrung des Platzes. Im Freien sei die Ansteckungsgefahr „gleich null“, monierte er.

Der Bügermeister sah das zwar ähnlich, dennoch seien so hohe Besucherzahlen nicht länger hinnehmbar. Zumal auch die Außenwirkung fatal sei: Schließlich könne jeder Fahrgast von der S-Bahn aus erkennen, was sich da tagtäglich für Szenen abspielen.

„Wir haben lange Zeit beide Augen zugedrückt“, versicherte Dirk Harscher. Aber noch länger wegzuschauen, sei einfach nicht möglich.

„Wie sollen wir das sonst den Vereinen plausibel machen, die, wenn überhaupt, nur unter strengen Auflagen auf ihren großen Sportanlagen trainieren dürfen?“, hatte er schon am Montag ins Rund gefragt.

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