Schopfheim Blitzangriff auf die Butzimummel

Ralph Lacher

Eierspringen Eichen: Nach zwei Jahren Pause ging es auf dem Seegelände wieder richtig zur Sache

Auf sie mit Gebrüll – und mit Saubloodere und „Schuehwichsi“: Nach zwei Jahren Corona-Unterbrechung fand das „Eiemer Eierspringe“ ganz traditionell am Ostermontag wieder statt. Und lockte bei herrlichem Frühlings- und Ausflugswetter Heerscharen von Besuchern hinauf zum aktuell nicht existenten „Eiemer See“.

Von Ralph Lacher

Schopfheim-Eichen. Der Seegrund war zum rund 600 Quadratmeter großen Spielfeld gemacht worden von den traditionsbewussten Eierspringe-Ausrichtern. Für die war erstmals Dirk Schrank, Nachfolger des mehr als 30 Jahre für diese besondere Osterspektakeln verantwortlich zeichnenden Wolfgang Bühler, der Moderator. Und der junge Mann in Frack und Zylinder machte seine Sache gut.

In breitestem Eiemer Alemannisch erläuterte Schrank das Geschehen. Am Ostersonntag hätten „S`Annebäbi“ und „de Bäberich“ im Dorf genau 706 Eier und 22 Halb-Pfund-Packungen Butter gesammelt. 28 Eier befanden sich am Montagmittag im Korb auf dem Spielfeld, der „Eier-Zeine“, wie Dirk Schrank erläuterte. Diese wurden dann während des „Eierspringe“ von zwei Läufern aus dem 30er Team der unverheirateten Eiemer Jungs zwischen Konfirmations- und Heiratsalter auf den 28 Sägemehl-Haufen auf dem Eierspring-Geläuf zuerst verteilt, dann wieder eingesammelt und so lange verteilt, bis sie von den Eierdieben aus dem Publikum geklaut waren.

Der Marsch „Hoch Badnerland“ erklang sodann aus den Lautsprechern, und im Gegenlicht der Frühlingssonne erschienen auf der Anhöhe vom Dorf her die 30 jungen Männer, die ganz in Weiß gekleideten „Butzimummel“. Sie schlüpften unter der Abgrenzung durch aufs „Spielfeld“, liefen sich langsam warm, ehe Schrank zwei der Jungmänner auf die Tour ins ehemalige Kürnberger Gasthaus „Sternen“ schickte. Dort sollten sie einen Doppelliter Wein abholen und diesen zum Eiemer See bringen.

Dort waren derweil die Butzimummel zu Gange. Einer gab dem „Eierverteiler“ die auszulegenden Eier in die Hände, dieser lief gemütlich und ungestört immer rund um die Sägemehlhaufen, verteilte die Eier und sammelte die, die die Eierdiebe nicht erwischten, wieder ein. Es war also an den Zuschauern, auf österliche Diebestour zu gehen. Zuerst waren dies Jungs und Mädchen. Doch dann ging es immer wieder so richtig rund. Plötzlich starteten etwa die vom Moderator ausgemachten Hasler Eierdiebe im Dutzend den Überraschungsangriff, die Butzimummel hielten handgreiflich und mit Saubloodere dagegen, und es entstanden meist kurze, aber sehr intensive Raufszenen - Chaos und Gaudi garantiert.

Im munteren Auf und Ab ging es weiter zwischen ruhigen Phasen des Lauerns und günstigen Angriffs-Gelegenheiten. Nachdem nach einer guten halben Stunde der Großteil der Saubloodere dahin war, weil zu oft auf die Eierdiebe eingeschlagen wurde, rüsteten die Butzimummel noch einmal auf - die Tube mit Schuhwichse kreiste, und die schwarze Schmiere landete auf Gesicht oder auch auf der Kleidung der potenziellen Eierdiebe.

Die hatten dann nach rund einer Stunde ihre „Arbeit“ verrichtet und ebenso die beiden Kürnberg-Läufer. Die ließen sich bei herrlichem Laufwetter übrigens richtig viel Zeit. Für die knapp vier Kilometer hin und zurück in den Nachbarort benötigten sie deutlich mehr als eine dreiviertel Stunde Zeit. Als sie von ihrem damit eher einem Osterspaziergang denn einem Osterlauf gleichendem Ausflug auf der Hügelkuppe auftauchten und die letzten Angriffsrunden der Eierdiebe einläuteten, ging der offizielle Teil des Eiemer Spektakels langsam zu Ende.

Der nicht offizielle Teil dauerte noch deutlich länger - für die Zuschauer beim Verweilen am Bewirtungsstand der Eiemer Vereine, für die 30 Butzimummel und den Organisatoren-Tross beim abendlichen Verzehr von „Eier mit Ange“.

Was danach noch übrig ist von der umfangreichen Eierspende des Dorfes, geht ganz traditionell an den Schopfheimer Tafelladen.

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