Schopfheim Boulevardkomödie mit Erotikfaktor

Markgräfler Tagblatt
Klappt nicht mit Partnertausch: Julika Wagner und Tobias Schenke in der lustigen Komödie „Zwei Vier Sex“. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Kulturkooperation Schopfheim – Wehr: Auftakt zur neuen Theatersaison mit dem Stück „Zwei Vier Sex“

Mit einer lustigen Sex-Komödie begann die Theatersaison in Schopfheim. Dass diese Swinger-Beziehungskiste nicht in seichtes Fahrwasser abdriftete, war den munter aufspielenden jungen Schauspielern und der exakten Regiearbeit zu verdanken.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Alex sucht Abwechslung im Bett und will Partnertausch im Schlafzimmer zu Hause. Nur widerstrebend macht seine Frau Doris mit. Beim anderen Paar ist es genau umgedreht. Bea ist hier die sexuell Fordernde, während ihr Mann Christoph nicht so recht in die Gänge kommt. Das ändert sich bald, weil sich Christoph als der Ex von Doris entpuppt und noch immer so etwas wie Liebe besteht. Da muss sich das erotische Wechselspiel ja in Richtung neue Liebesaffäre bewegen.

Schon der Titel der Komödie von Stefan Vögel ist anspielungsreich: „Zwei Vier Sex“. Die Situation auf der Bühne ist einfach nicht „normal“. Der eine, Christoph, verschanzt sich im Auto, die andere, Doris, im Zimmer: Partnertausch mit Hindernissen. Es will nicht so recht klappen mit dem alternativen Lebensstil und dem Sex mit wildfremden Leuten in der eigenen Wohnung.

Der Clou des Stücks ist, dass es im ersten Teil putzig, flippig und wahnsinnig lustig ist, im zweiten Teil aber zu einem richtigen Ehedrama wird und der Schluss offen bleibt. Das ist schwierig zu inszenieren, denn es hat wenig eigentliche Handlung. Da muss alles stimmen, jede Kleinigkeit, es braucht exakte boulevardeske Situationskomik, die Lacher müssen genau dosiert sein. Das Leichte ist wieder einmal das Schwere, und das gilt besonders für eine solch turbulente, aufgedrehte Sexgeschichte, die nicht anzüglich sein möchte.

Auf den Punkt inszeniert

Hier kommt der Regisseur ins Spiel. Thomas Rohmer, Intendant der Theatergastspiele Fürth, der sich in der Stadthalle die Aufführung selber noch mal angesehen hat, inszeniert auf den Punkt. Und seine Schauspieler setzten das genau so pointiert und flott im Timing um.

Das Einheitsbühnenbild war ganz hübsch, und die vier Darsteller zeigten außergewöhnliche Boulevardqualitäten. Sie sind aus Fernsehserien bekannt, teils jugendliche Shootingstars und junge Kinohoffnungen wie Tobias Schenke. Er spielt den großmäuligen Alex, der die (Doppel-)Moral auf seiner Seite hat, aber von seiner Partnerin gnadenlos runtergemacht wird, im Stil von: Das Sandmännchen sei spannender als er.

Die Bea von Julika Wagner ist die personifizierte Versuchung, toll aussehend in ihren hochhackigen Pumps und im Glitzerfummel, aber etwas arrogant, kalt, emotionslos und stolz. Knapp zwei Stunden gab es freie Fahrt für die „Dampfwalzen-Bea“, wie ihr Mann sie nannte. Die Doris von Annette Strasser (Spiel und Sprechen erinnerte an Ingrid Steeger) schmollt gern, ist zuerst das spießige Mädchen und die naive Blonde, läuft dann aber zu großer Show auf und wird die Aktive im Bett-Quartett.

Großer Bedenkenträger, aber ein schöner Mann mit Waschbrettbauch, ist der Christoph von Rhon Diels. Am Schluss hat die Sexgeschichte nach einer von Bea eingefädelten Intrige alles kaputt gemacht und der strahlende Siegertyp ist eigentlich der Verlierer.

Vielleicht will die Komödie auch zeigen, warum man Sex und Liebe so schwer trennen kann und beim Partnertausch Lüge und Eifersucht im Spiel sein können. Das Publikum jedenfalls schmunzelte über dieses erotische Verwirrspiel.

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