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Schopfheim Das Himmelreich erahnen lassen

Markgräfler Tagblatt
Kirchenmusikdirektor Christoph Bogon mit dem Programmheft für das Konzert am Sonntag. Foto: Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Uraufführung: „In Paradisum“ von Christoph Bogon erklingt beimKantorei-Konzert zum ersten Mal

Jürgen Scharf

Schopfheim. „Ins Paradies mögen Engel dich geleiten…und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem“. So beginnt der lateinische Hymnus „In Paradisum“, ein Gesang zum Grabgeleit von der Kirche zum Friedhof, also ein Teil der alten Sterbeliturgie.

Christoph Bogon hat diesen Text vertont, und er wird am kommenden Sonntag in der evangelischen Stadtkirche beim Konzert der Kantorei an prominenter Stelle nach dem Mozart-Requiem uraufgeführt.

Nicht allzu viele Komponisten haben sich mit diesem Teil der Exequien beschäftigt. Mozart selber hat die Textzeilen in seinem Requiem nicht vertont, dafür Komponisten wie Gabriel Fauré, Maurice Duruflé oder Benjamin Britten (im „War Requiem“). Auch beim Schopfheimer Kirchenmusikdirektor hat „In Paradisum“ den Gestus eines friedvollen Ausklangs, will Trost und Zuversicht geben, wie der Komponist im Gespräch mit unserer Zeitung sagt.

Er sieht die Vertonung als passendes Gegengewicht zum „Dies irae“ („Tag des Zornes“) und als versöhnlichen Abschluss des ganzen Programms mit Bachs Kantate „Wachet! Betet!“, dem Mozart-Requiem in der von Süßmayr vervollständigten Fassung.

Es ist ein kurzer Sechszeiler, Aufführungsdauer circa zehn Minuten, wie Bogon nach ersten Proben schätzt, in der Besetzung Fagott, Bassetthorn, Streicher, zwei Solisten (Sopran, Alt) und einer Trompete, also eine reduzierte Besetzung. „Mozart ist es nicht“, sagt Bogon mit feinem Lächeln, es sei keine bewusste Ergänzung zum Requiem, sondern ein persönlich geprägter und gefärbter Stil.

Beim Komponieren achte er darauf, dass es für seine Kantorei singbar und fürs Orchester spielbar ist. Auch stilistisch sei er nicht beeinflusst, sondern wähle eine reizvolle Melodik und Harmonik, die in Richtung Impressionismus gehe und „versöhnlich stimmen soll“.

Der 42-Jährige, der einige Ämter im kirchlichen Bereich und Dirigieraufgaben bei verschiedenen Chören wahrnimmt, sieht sich nicht als Komponist im Hauptberuf, sondern mehr im alten Bild des Kantors, „der für seine Praxis schreibt“. So hat er auch die Zeit des Urlaubs genutzt, um mit der Komposition von „In Paradisum“ zu beginnen.

Gleichwohl hat Bogon schon einige bedeutende Werke vorgelegt. Als Hauptwerk ist sein 2007 zur 1200-Jahr-Feier Schopfheims entstandenes „Te Deum“ anzusehen, allein schon vom Umfang her – es dauert gut eine Stunde.

Der Bezirkskantor hat einiges komponiert, seine „Caritas“-Kantate, die 2011 beim Kirchentag in Basel uraufgeführt wurde, wurde auch verlegt. Für den Gospelchor sind eingängige Stücke entstanden, aber das sieht Bogon mehr als „Mainstream“ an. Und in der Schublade liegt noch Angefangenes oder Unfertiges: „Ich würde auch gerne mehr schreiben, aber ich habe ja noch ein Amt“, sagt er achselzuckend.

Er könnte sich aber gut vorstellen, zum Reformationsjahr 2017 sich wieder ans Klavier zu setzen – an dem sein Credo steht: „Ich bin mein Stil“ – und etwas zu diesem Anlass zu komponieren.

„Die Kantorei hat sich klanglich relativ schnell in das neue Werk hineingefunden“, freut sich Bogon, wie überhaupt der Chor seine Stücke gut angenommen habe. Man darf also neugierig sein auf dieses ruhige und kontemplative Werk, das tröstend das Himmelreich erahnen lassen will.

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