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Schopfheim „Das Rathaus in Eichen erhalten“

Markgräfler Tagblatt
Der Eichener Gesangverein unterhielt die Gäste des Seniorennachmittags am Feiertag Heilige Drei Könige in der Hülschematthalle. Foto: Hans-Jürgen Hege Foto: Markgräfler Tagblatt

Seniorenhock: Harscher skizziert Ziele / Ortsvorsteher Waßmer: Strukturveränderungen ein Thema

„E wenig uffgregt“ feierte Ortsvorsteher Rudi Waßmer seinen Einstand beim Dreikönigshock der Senioren in der Hülschematthalle.

Von Hans-Jürgen Hege

Schopfheim-Eichen. Und auch Pfarrer Martin Schmitthenner war am Montag mit seiner Jahreslosung „Ich glaube Gott; hilf meinem Unglauben“ tatsächlich „s’erscht Mol in Eie“ bei dem Traditionsfest, bei dem Eichens „Ü 60“-Senioren Gäste der Vereine und des Ortschaftsrates sind, sich bewirten lassen und ein unterhaltsames und informatives Programm genießen dürfen, bei dem es den meisten nicht sonderlich schwer fällt, mal für ein paar gemütliche Stunden den lieben Herrgott einen guten Mann sein zu lassen.

Der Ortsvorsteher hielt seine Nervosität glänzend im Zaum. Er hielt’s mit Asterix und Obelix, verglich sein Dorf mit dem Heimatflecken der unbezwingbaren Gallier, mit denen die Eichener den unbändigen Willen gemein hätten, „die Identität des Dorfes zu erhalten“ und ihre Gemeinde nach eigenem Gutdünken zu verwalten und zu gestalten.

Die guten Vorsätze umzusetzen helfen die örtlichen Vereine, der Gesangverein, die Seewichte, der Brauchtumsverein, die SG, die Kirchengemeinde und der Kindergartenförderverein sowie Veranstaltungen wie das Eierspringen oder die Markttage, die man hoffentlich im neuen Jahr mit neuen Beschickern ungetrübt fortsetzen könne, weil sie sich zu einem schier unverzichtbaren Treffpunkt für die ganze Bevölkerung gemausert und es geschafft haben, die Menschen des Dorfes „in phantastischer und einfacher Weise zusammenzuschweißen“.

Und zwar „zum Nulltarif“, betonte Waßmer, und wandte sich mit einem Appell an Bürgermeister und Gemeinderäte, dem Teilort das ihm zur Verfügung stehende Minimum an Infrastruktur, das Museum, das alte Rathaus sowie das Probelokal im Rathaus nicht wegzunehmen, sondern erhalten zu helfen.

Nach einem ausführlichen Blick zurück auf Vergangenes nahm Waßmer die Zukunft ins Visier, zu der unter anderem bei der Klausurtagung des Gemeinderates im März auch für Eichen bedeutende Weichen gestellt werden könnten, weshalb Waßmer beschloss, die Fraktionen vorher schon ins Dorf einzuladen und ihnen die Nachteile des Abbaus struktureller Gegebenheiten vor Augen zu führen.

In seiner Rede warb er fürs Jubiläum zum 35-jährigen Bestehen der Seewichte sowie den damit verbundenen närrischen Nachtumzug. Er kündigte sechs Ortschaftsratssitzungen an, versprach die Sanierung der Bolzplatzhütte sowie die Reparatur der Hallendusche und kündigte an, dass die Halle mit einem Defibrillator ausgestattet werde.

Außerdem gab er die Gründung einer Arbeitsgruppe bekannt, deren Aufgabe es sein werde, Ersatz für die ausgefallenen Beschicker des Wochenmarktes zu suchen. Hehre Ziele hat er sich gesteckt. Kein Wunder, dass ihm Bürgermeister Dirk Harscher ein wenig Honig um den Bart schmierte, als er verkündete: „Eichen ist für mich ein Aushängeschild.“

In seiner Neujahrsansprache wiederholte Harscher all das, was er ein paar Tage zuvor schon in Gersbach und am Sonntag in Langenau kundgetan hatte. Nach wie vor sei er sehr motiviert bei der Arbeit, die er vor einem Jahr „noch recht unbedarft“ begonnen habe.

Er habe die Herausforderungen angenommen im Bewusstsein, dass er Problemlösungen „nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln“ könne. Vor allem habe er lernen müssen, dass eine Verwaltung im öffentlichen Dienst unter Berücksichtigung demokratischer Prozesse im Gegensatz zu Verwaltungen im der Wirtschaft „etwas langsamer ticken“.

Sein Bestreben, Dinge fertig zu haben, ehe er sie begonnen habe, funktioniere im Rathaus nicht, gab Harscher zu. Allerdings hätten die konstruktive Zusammenarbeit am Ratstisch und viele zielführende Diskussionen bei ihm dazu geführt, Mehrheitsentscheidungen akzeptieren zu können. Auch deshalb sei es möglich gewesen, große Projekte wie den Hallenbau in Wiechs zu vollenden oder den Campusbau, die Scheffelstraße und die Ärzteversorgung in Angriff zu nehmen, betonte Dirk Harscher und versicherte: „Bis in vier Jahren werden wir über ein Ärztehaus verfügen, das allen Ansprüchen der Bevölkerung unserer Stadt gerecht wird. Das ist unser, das ist mein erklärtes Ziel.“

Stillstand sei Rückschritt, sagte der Bürgermeister. Deshalb darf die Stadt nicht stehen bleiben. Klimaschutz, Wohnungsbau, Seniorenbänke, S-Bahn-Taktung, Verkehrsberuhigung, Parkdecks statt Parkflächen, Haushaltskonsolidierung und die Beschaffung bezahlbaren Wohnraums habe er auf der Agenda. Es gebe keine Leerstände von Geschäftsräumen in Schopfheim. Und das soll auch so bleiben, gab Harscher zu verstehen, um schließlich das Feld zu räumen für den musikalischen Teil des Nachmittags, den unter anderem der Gesangverein unter Dieter Waibels Leitung mit temperamentvollen Liedern und wohl tönenden Neujahrswünschen perfekt gestaltete und der im gemeinsamen Abendessen – serviert vom Ortschaftsrat – gipfelte.

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