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Schopfheim „Das Trauercafé ist eine Herzenssache“

Markgräfler Tagblatt

Hospizgruppe: Kooperation mit dem Georg-Reinhardt-Haus / Diakonin Heike Lechner übernimmt

Wenn ein vertrauter Mensch stirbt, gerät die Welt aus den Fugen. Angehörigen steht ein Trauerprozess bevor, den die deutsche Lyrikerin Hilde Domin einst mit einem Weg durch die Katakomben verglich.

Von Petra Martin

Schopfheim. Die ambulante Hospizgruppe lässt Menschen, die mit einem Verlust leben müssen, nicht allein. Sie bietet ein Trauercafé an, das jetzt per offizieller Kooperationsvereinbarung mit dem Georg-Reinhardt-Haus auf eine neue Grundlage gestellt wurde: Das Trauercafé, ein offenes Angebot, das Trauernde ohne Anmeldung wahrnehmen können, findet ab sofort in „Georgs Café“ im Reinhardt-Haus statt.

Der neue Ort, an dem Trauernde Ruhe und Halt finden, geht mit einem personellen Wechsel einher: Heike Lechner, seit September Diakonin am Georg-Reinhardt-Haus, wird neu die Treffen begleiten – Monika Stöcklin und Anne Donkel, Mitarbeiterinnen der ersten Stunde, beenden ihren Dienst.

Für Kontinuität ist gleichwohl gesorgt, denn mit Lore Barnet, Friederike Schweigler und Angelika Baumeister werden erfahrene Trauerbegleiterinnen mit von der Partie sein - bekannte Gesichter als Trost also auch weiterhin.

Dass das Trauercafé an jedem dritten Freitag im Monat nun neu in „Georg’s Café“ stattfindet, ist für die Hospizgruppe Anlass für einen „Rückblick auf drei Jahre erfolgreiches Trauercafé in der Kulturfabrik“, so Lore Barnet, Einsatzleiterin bei der ambulanten Hospizgruppe .

Ein Jahr Zeit habe sich die Hospizgruppe damals für die Konzeption des Trauercafés genommen, bis es als Angebot für trauernde Menschen gereift war: Am 8. Mai 2015 fand es erstmals statt, „und wir danken Christiane Wisniewski sehr, die das Café in der Kulturfabrik für unser Angebot öffnete“, betont Lore Barnet.

Das Angebot des Trauercafés sollte von acht Frauen gestemmt werden, doch es waren Monika Stöcklin und Anne Donkel, die es schließlich aufbauten und umsetzten. Monika Stöcklin weist beim Rückblick auf drei Jahre Trauercafé auf die Essenz ihrer Arbeit hin, indem sie Hilde Domins Weg durch die Katakomben erwähnt, der durch den Schein einer kleinen Kerze erleuchtet werden kann; eine kleine Flamme, die Trauernde im Angebot der Hospizgruppe – und in sich selbst – entdecken können.

In den zurückliegenden drei Jahren nahmen rund 50 Menschen das Angebot des Trauercafés wahr. Manche kamen einmal, andere zehn Mal, manchmal kamen nur zwei, manchmal 15 Trauernde. „Das war etwas ganz Lebendiges“, unterstreicht Monika Stöcklin. „Das Trauercafé wurde für uns zur Herzenssache.“

Auch Anne Donkel sagt, wie wichtig es ihr gewesen sei, einen „geschützten Rahmen“ für Menschen in ähnlichen Lebenssituationen zu schaffen, einen Ort, an dem Trauernde erfahren, „dass Menschen da sind, die sie auf ihrem Weg begleiten und das, was ist, mit ihnen aushalten“. Es sei zu vielen, berührenden Begegnungen gekommen, die ihr sehr wertvoll seien, so Anne Donkel.

Monika Stöcklin und Anne Donkel beenden ihren Dienst und geben das Trauercafé an Diakonin Heike Lechner vom Georg-Reinhardt-Haus ab, die versprach, behutsam mit diesem fragilen Thema umzugehen. Wie wichtig das Angebot ist, zeigt die Tatsache, dass das Trauercafé bislang noch nie ausfiel - außer an einem Karfreitag. „Trauer macht keine Ferien“, begründet Monika Stöcklin die Verlässlichkeit des Trauercafés.

Damit habe die ambulante Hospizgruppe sogar eine Vorreiterrolle eingenommen, betont Karin Racke vom Diakonischen Werk als Träger der ambulanten Hospizgruppe. Besonders hervorzuheben sei das Engagement der Mitarbeiterinnen, die mit dem offenen Angebot einen Raum ohne Verpflichtung geschaffen hätten. Das niederschwellige Angebot, das es ermögliche, in Kontakt zu kommen, habe einen guten Verlauf genommen.

Was ausdrücklich fortgesetzt werden soll: „Es ist eine gute Zusammenarbeit mit der Hospizgruppe“, betont Stefan Schmidt, Leiter des Georg-Reinhardt-Hauses. Dem stimmt Lore Barnet zu. „Heike Lechner ist die richtige Frau am richtigen Platz.“

Das Trauercafé der ambulanten Hospizgruppe ist offen für alle Trauernden, gleich welcher Religion und Weltanschauung. Besucher werden von einer Trauerbegleiterin der Hospizgruppe und Diakonin Heike Lechner begleitet.

Das Trauercafé, das bisher schon in den Sommerferien im Georg-Reinhardt-Haus stattfand, hat nun fest in „Georgs Café“ eine Heimat gefunden. Nach dem Treffen im öffentlichen Bereich des Cafés geht es an einen ruhigen Ort, in die Kapelle im Raum daneben. Das Trauercafé findet jeden dritten Freitag im Monat von 15.30 bis 17.30 Uhr statt. Nächster Termin ist am 20. April.

Auskunft geben Lore Barnet, Koordinatorin der ambulanten Hospizgruppe, unter Tel. 07622/697 596-50, E-Mail: hospizgruppe@diakonie-schopfheim.de, oder das Georg-Reinhardt-Haus, Diakonin Heike Lechner, Tel. 07622/3900-136, E-Mail: h.lechner@grh-schopfheim.de

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