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Schopfheim Das Urteil als Gewissensfrage

Markgräfler Tagblatt
Einen Schlagabtausch liefern sich in dem Theaterstück „Terror“ die Darsteller der Spielbühne, Marianne Tittel als Staatsanwältin und Gabriele Steffler (rechts) als Verteidigerin. Hier bei den Proben beobachtet von Gerhard Abt als Zeuge und Regisseur Wolfgang Künzel (links). Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Spielbühne: Schauspieler kehren mit Ferdinand von Schirachs „Terror“ in den Museumskeller zurück

Schuldig oder nicht schuldig? Das ist die Gewissensfrage, die sich in dem Theaterstück „Terror“ des Münchner Autors Ferdinand von Schirach stellt.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Mit diesem aktuellen Stück kehrt die Spielbühne Schopfheim in den wieder bespielbaren Museumskeller zurück, nachdem ein zweiter Fluchtweg eingebaut wurde. Für die Premiere im März laufen die Einzel- und Gruppenproben auf Hochtouren.

Seit einigen Jahren tragen sich die Akteure um Regisseur Wolfgang Künzel mit dem Gedanken, diesen Bestseller auf die Bühne zu bringen. Nun scheint die Gelegenheit günstig, weil der angestammte Spielort wieder zur Verfügung steht. In den letzten Jahren musste die Gruppe auf andere Spielstätten wie die Heubühne Enkenstein, das Haus der Stadtmusik und den katholischen Gemeindesaal ausweichen und in der Schule in Hausen proben. Die Spielbühne ist froh, dass sie künftig den Keller auch wieder für Proben nutzen kann.

Das Stück passt für den Regisseur auch deswegen gut in den Museumskeller, weil er es einmal anders inszenieren will. Ein Probenbesuch zeigt, dass die 80 Sitzplätze nicht wie sonst im Raum verteilt sind und es keine konventionelle Bühne gibt. Stattdessen agieren die Darsteller im ganzen Raum, spielen teils im Rücken der Zuschauer und im Mittelgang.

Das gehört zu Künzels Inszenierung, die ganz vom Gerichtssaal-Ambiente und den typischen Gerichtsstücken weg will. Das nutzen seine Schauspieler aus. Verteidigerin (Gabriele Steffler), Staatsanwältin (Marianne Tittel) und die beiden Vorsitzenden Richter (Susanne Kita und Hermann Tittel) tragen keine

Grundsätzliche Fragen

Gerichtsroben. Der angeklagte Kampfpilot der Bundeswehr (Boris Heilscher), um den es in dem Prozess geht, trägt keine Uniform. Als Zeugen und Nebenklägerin treten Gerhard Abt und Magda Brase auf. Künzel bevorzugt neutrale Kostüme. Das Stück soll allgemeingültiger werden und zeitloser erscheinen.

In „Terror“ geht es um ein von einem Terroristen entführtes Passagierflugzeug, das über einem ausverkauften Fußballstadion zum Absturz gebracht werden soll. Der Pilot eines Kampfjets schießt die Boeing A 320 ab, gegen den ausdrücklichen Befehl seines Vorgesetzten. Mit dem Argument, er wollte die 70 000 Menschen im Stadion retten, hat er die 160 Passagiere an Bord des Linienflugzeugs geopfert. Deswegen sitzt er nun auf der Anklagebank, des vielfachen Mordes angeklagt.

Der Fall wirft grundsätzliche Fragen auf. Darf Leben gegen andere Leben aufgewogen werden? War der Abschuss legitim? Es sind die Fragen nach Freiheit, Gerechtigkeit, Verantwortung, Sicherheit und Gewissen. Und es geht um unsere Rechtsordnung und die Verfassung, die sagt, dass die Würde des Menschen unantastbar sei.

Wie man bei den Proben hören konnte, treibt dieses Thema die Akteure sehr stark um. Über diese Problematik wird viel diskutiert. Autor Schirach selber sagt, der Terrorismus sei die größte Herausforderung unserer Zeit und eben keine juristische Frage, wie man damit umgehe, sondern eine ethisch-moralische Entscheidung.

In der Spielbühne läuft es in den 14 Vorstellungen auf diese gesellschaftlichen Kernfragen hinaus. Die Geschworenen der Verhandlung sind in dem Stück die Zuschauer, die am Ende ihr Urteil fällen müssen. Das Publikum entscheidet, ob schuldig - oder Freispruch.

Premiere am 13. März, weitere Vorstellungen bis 5. April, jeweils 20 Uhr. Alle Vorstellungen im Museumskeller. Vorverkauf: Regio-Buchhandlung Schopfheim.

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