Schopfheim Demo gegen Rechts

Gerald Nill
Bürgermeister Dirk Harscher spendete Applaus und wirkte als Redner bei der Kundgebung mit. Foto: Gerald Nill

Zu einer großen Kundgebung für Demokratie und gegen Rechts unter dem Motto „Schopfheim bleibt bunt“ hatte ein breites Bündnis aus der gesellschaftlichen Mitte aufgerufen. Rund 600 Teilnehmer versammelten sich am Samstagnachmittag auf dem Marktplatz.

„Klare Kante gegen Rechts“

Für die Diakonie und Evangelische Kirche sowie den Arbeitskreis Integration als Initiatoren begrüßte Sonja Steiger vor dem Rathaus „alle herzlich als Teilnehmer, die auf demokratischem Boden stehen“. Sie ermunterte die Bürger mit den Worten von Hans Walter Steinmeier zu Selbstbewusstsein. Das Aktionsbündnis wolle „klare Kante gegen Rechts“ zeigen. Unter dem Applaus der Anwesenden bot Steiger „Rechtspopulismus und Rechtsextremismus bis in die Mitte der Gesellschaft“ die Stirn. „Wir brauchen eine lebendige Demokratie mit Anstand“, sagte sie weiter. „Die Demokratie braucht uns.“ Schopfheim solle weltoffen bleiben.

Song „Freiheit“

Wenig Verständnis zeigte sie am Rande auch für sogenannte „Montagsspaziergänger“, die einen gewissen Widerstand gegen die Kundgebung angemeldet hatte, der jedoch ausblieb. Für die Polizei sagte Einsatzleiter Ralf Ühlin am Rande, dass die Ordnungskräfte zwar „stark vertreten“ seien, aber nicht mit irgendwelchen Ausschreitungen gerechnet werde. Ein Plakat mit einem Hakenkreuz sei konfisziert worden, wobei abgeklärt würde, ob es sich um ein Anti-Nazi-Motiv handele.

„Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen sang der Gospelchor zur Begleitung der neuen Band „Apricity“ Foto: Gerald Nill

Zum Song „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen, geboten vom Gospelchor, stimmten alle Teilnehmer ein und spendeten viel Applaus.

Bürgermeister Harscher

Bürgermeister Dirk Harscher trat als nächster Redner ans Mikro und bestätigte: „Freiheit ist die Grundlage unseres Lebens.“ Er freue sich über das „deutliche Signal“ der Kundgebung gegen Rechts, so Harscher. „Danke, dass Sie nicht wegschauen. Es gilt, wachsam zu sein und die Freiheit zu verteidigen.“ Er sei stolz, dass „heute so viele Menschen auf den Marktplatz gekommen“ seien. In Schopfheim lebten aktuell Menschen aus 135 Nationen. „Das ist gelebte Realität in unserer Schopfheimer Gemeinschaft.“ Ganz besonders dankte Harscher Initiatorin Sonja Steiger, die den herzlichsten Applaus erhielt.

Viele Transparente

Teilnehmer zeigten ihre mitgebrachten Transparente, auf denen zum Beispiel stand: „Wer rechts wählt, wählt die Menschenrechte ab“.

Pfarrer Schmitthenner betonte, dass „die Kirche auf dem Marktplatz Stellung bezieht“. Foto: Gerald Nill

Für den Arbeitskreis Integration sagte Michael Straub: „Mindestens 3 000 von 20 000 Menschen haben in Schopfheim einen ausländischen Pass. Alle sind gleich an Menschenrechten und Würde.“ Straub wies auf die Leistungen des Arbeitskreises hin, in dem ehrenamtlich für Integration geflüchteter Menschen gewirkt wird. „Wir halten dagegen“, sagte Straub unter viel Applaus gegen ausländerfeindliche Strömungen.

Stellung beziehen

Pfarrer Martin Schmitthenner vertrat die Evangelische Kirche. Er betonte, dass „die Kirche auf dem Marktplatz Stellung bezieht“. Es sei selbstverständlich, dass „Menschen in Not“ geholfen wird. Selbstkritisch sagte er, dass die Kirche still geblieben sei, wo „man aus der Haut hätte fahren müssen“. Und weiter: „Unsere Welt soll bunt bleiben in Schopfheim und überall.“

Jakob Hofer, SMV des THG, berichtete, dass sich rechtes Gedankengut in die Schulen einschleicht. Foto: Gerald Nill

Nach einem bekannten Konstantin Wecker-Song, „Sage Nein“, dargeboten von Steffi Lais und Mario Enderle wünschte Franz Brandel für die Initiative Stolpersteine „guten Tag“ in ganz vielen Sprachen. Dann bezog er sich auf antisemitisch motivierte Straftaten in Deutschland nach dem Überfall der Hamas im Oktober und den israelischen Gegenschlag. In 1265 deutschen Kommunen seien Stolpersteine verlegt worden, weil „Teil unserer Erinnerungskultur“ sei.

„Nie wieder“

„Nie wieder“ dürfe kein Lippenbekenntnis bleiben. „Wir alle müssen wachsam sein, dass Intoleranz keine Chance hat.“ Er schloss mit dem Appell: „Gleichgültigkeit war gestern.“

Gegen Extremismus

Gemeinderatskandidat Simon Merschhemke (17) meinte in einer kurzen Rede: „Partizipation ist das wichtigste Mittel gegen Extremismus.“ Emanuel Boateng stimmte einen Song voller Soul an, eine stimmgewaltige Klasse für sich, die gefeiert wurde. Jakob Hofer (15), SMV des THG, berichtete, dass sich rechtes Gedankengut in die Schulen einschleiche. Was ein Verzicht auf Demokratie bedeute, könne man bei der so genannten Wahl in Russland sehen. Während eines Schauers brachten Mario Enderle und Nicole Urschinger ihre Instrumente in Sicherheit und spielten dann eine Eigenkomposition zum Ukraine-Krieg. Gemeinderatskandidatin auf der SPD-Liste Samira Böhmisch blickte auf undemokratische Systeme und die Gefahr der Menschen, die dort ihre Meinung sagen. Es sei ein „Privileg“, in Freiheit geboren zu sein. „Deshalb ist es wichtig, vom Sofa aufzustehen und für Demokratie einzutreten.“ Den Abschluss brachte Steffi Lais, begleitet von Mario Enderle, mit „You’ve got a friend“, und viele Zuhörer stimmten singend mit ein.

Nach den Wortbeiträgen lud das Aktionsbündnis zum Markt der Demokratie mit 16 Infoständen. Sonja Steiger warb abschließend für eine Teilnahme gegen eine AfD-Veranstaltung in Maulburg am 20. März ab 17 Uhr.

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