Schopfheim Denkmalschutz wieder ein Thema

Markgräfler Tagblatt

Bauausschuss: Das rote Haus gegenüber dem „Adler“wird durch ein Mehrfamilienwohnhaus ersetzt

Es war nur ein Punkt unter „Kenntnisgaben“ in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses, doch der hatte es in sich. Es ging um ein neues Mehrfamilienwohnhaus, das in der Hauptstraße, direkt gegenüber dem „Adler“, gebaut werden soll.

Von Petra Martin

Schopfheim. Dazu muss zunächst das bestehende markante rote Haus auf dem ehemaligen „Sutter“- beziehungsweise „Weinareal“ abgerissen werden – und dem steht nichts im Wege. „Das Denkmalamt hat die Freigabe zum Abriss gegeben“, hieß es seitens der Stadtverwaltung, was umgehend Artur Cremans auf den Plan rief – vor dem Hintergrund, dass das Landesdenkmalamt einen Abriss der verfallenen Uehlin-Häuser ablehnen könnte.

Das „Sutter“-Wohnhaus sei von der Fassade her „mit Abstand“ erhaltenswerter, so der SPD-Fraktionsvorsitzende. Womöglich könne das Denkmalamt „befangen“ sein, weshalb er vorschlage, den Rechtsweg zu beschreiten, sofern sich die Behörde tatsächlich, wie befürchtet, gegen den Abriss der Uehlin-Häuser ausspreche – der Bescheid des Landesdenkmalamts dazu wird in diesen Tagen im Rathaus erwartet.

Sogar der ehemalige Stadtbaumeister Hermann Unger habe sich für einen Abriss der Uehlin-Häuser ausgesprochen, ebenso Klaus Strütt, der die Häuser aus historischen Gründen nicht für erhaltenswert halte, „Das sind Leute, die etwas davon verstehen.“ Die Kommune habe nur Ärger und Kosten.

Bürgermeister Nitz sagte deutlich, wenn in der Verfügung des Regierungspräsidiums der Erhalt der Uehlin-Häuser festgesetzt werde, „dann werden wir Widerspruch einlegen“.

Angestoßen hatte die Debatte Ernes Barnet (Grüne), der bemängelte, dass der Bauantrag für das neue Haus gegenüber dem „Adler“ lediglich unter „Bekanntgaben“ erschien. Dem hatte sich Artur Cremans angeschlossen und betont, er lege schon seit einem Jahr Wert darauf,

Was „Gescheites“ muss da hin

dass „an dieser Stelle was Gescheites hinkommt“. Der Abriss des roten Gebäudes sei zu vertreten, „es sind Bruchbuden“.

Weil aber Befreiungen von den Festsetzungen des Bebauungsplans notwendig seien, hätte die Stadtverwaltung den Bauantrag nicht unter „Bekanntgaben“ führen sollen.

Karlheinz Markstahler (Freie Wähler) ging noch weiter und bemängelte, dass es unter dem Tagesordnungspunkt „Bekanntgaben“ zahlreiche weitere Vorhaben gebe, aus denen hervorgehe, dass viele neue Häuser mit zahlreichen Wohnungen gebaut werden sollen.

Die Stadtverwaltung erläuterte, dass aufgrund der Wahrung von Fristen auch während der Sitzungspause im Sommer Entscheidungen getroffen werden müssten. Die Stadträte hätten dann in der Sitzung Gelegenheit, nach den bekannt gemachten Bausachen zu fragen.

Artur Cremans hielt das für schlüssig; lediglich beim Bauvorhaben gegenüber dem „Adler“ hätte er sich eine andere Vorgehensweise gewünscht, zumal es sich hier bereits um den dritten Bauantrag handele, da komme es auf ein paar Tage nicht an. Im übrigen gefielen ihm die Dachgauben zur Hauptstraße hin nicht; dies habe mit der jetzigen, ursprünglichen Fassade wenig zu tun.

Das jetzige rote Haus soll nach seinem Abriss durch einen Neubau ersetzt werden, der elf Wohnungen, eine Büroeinheit und eine Tiefgarage umfasst. Laubengänge und ein kleines Flachdach mit Grünfläche über dem Treppenhaus mit Lift für das Ensemble sind ebenfalls vorgesehen.

Bauverwaltungsleiter Bernd Benz hob heraus, dass es sich beim neuen Mehrfamilienwohnhaus um eine komplette Ensemble-Bebauung handele. Die Abweichungen vom Bebauungsplan „Auf der Au“ gebe es bei der Grund- und Geschossflächenzahl. „Aber das passt gut rein“, betonte Benz.

Andreas Gsell erkundigte sich, ob das Denkmalamt keine Auflagen gemacht habe. Bernd Benz verwies nochmals auf die Bedeutung des Gesamtensembles, das mit dem Neubau umgesetzt werde. Von einer Verabschiedung vom Ensembleschutz könne also nicht die Rede sein. Dieser beziehe sich zudem auf die Kern-Innenstadt, so Bürgermeister Nitz.

Im übrigen, so Benz, sei die Stadt froh über rege Bauaktivitäten; zur Beschleunigung des Verfahrens habe die Verwaltung in der Sommerpause entscheiden müssen. Würde die Stadt sich nicht an Fristen halten, unterstrich Karin Heining, Fachbereichsleiterin Bau & Technik, wäre das Vorhaben automatisch genehmigt.

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