Schopfheim Der Bürgermeister spuckt Feuer

Markgräfler Tagblatt

Uehlin-Brand: Hitzige Debatte im Gemeinderat / Fremd krisitisiert „Prozessqualität“ / Nitz: „Daher gelabert“

Nachglühen im Rathaus: Der Großbrand im Uehlin-Areal entfachte am Montagabend im Gemeinderat eine teilweise hitzige Aussprache. Nach kritischen Äußerungen von Jürgen Fremd (Grüne) spuckte Bürgermeister Christof Nitz verbal Feuer.

Von Werner Müller

Schopfheim . Der Stadtrat der Grünen hatte „mangelhafte Prozessqualität“ beim kommunalpolitischen Umgang mit dem Projekt Uehlin-Areal als „mitverantwortlich“ für den Brand von knapp 14 Tagen gebrandmarkt. Dass die Stadt zehn Jahre an diesem Vorhaben herumdokterte, sei ein „Trauerspiel“, so Fremd. Jedes weitere Jahr habe das „Risiko erhöht“, dass so etwas passiert, und die Anwohner (zu denen er selbst gehört) in Gefahr gebracht.

„Erstaunt und verstört“ hätten ihn, Fremd, zudem die Aussagen des Bürgermeisters, die Stadt habe alle denkbaren Sicherheitsvorgaben eingehalten. Dabei sei in den alten Uehlin-Gebäuden „permanenter Besuch“ zu beobachten gewesen, so der Stadtrat der Grünen. Für die Zukunft der beiden alten Häuser an der Hauptstraße müsse weiterhin als Ziel ein „Kommunikationszentrum das Maß aller Dinge sein“, forderte Fremd. Er sprach zudem von einem potenziellen Investor, der „vor drei Wochen“ schriftlich beim Bürgermeister vorstellig geworden sei und um eine Besichtigung der beiden Häuser gebeten habe.

In seiner Replik rang der Bürgermeister um Fassung. „Ich muss mir gut überlegen, was ich jetzt sage“, erklärte er. Die Vorwürfe, die Fremd

Vorwürfe zwischen den Zeilen

„zwischen den Zeilen“ erhoben habe, weise er „in aller Schärfe zurück“, so Nitz.

Der Entscheidungsprozesse in Sachen Uehlin-Areal habe zugegebenermaßen lange gedauert. Aber ein Grund dafür sei nicht zuletzt die Bürgerinitiative selbst gewesen, die sich für den Erhalt der beiden alten Häuser einsetzt. Der Gemeinderat habe auf deren Forderungen stets „sehr flexibel reagiert“ und habe überhaupt versucht, eine Lösung zu finden, die allen unterschiedlichen Ansprüchen genügt.

Im Nachhinein die Prozessqualität zu kritisieren, sei „voll daneben“, ärgerte sich das Stadtoberhaupt und fuhr fort: „Das ist inkompetent daher gelabert. Das geht mir an die Nieren“.

Nitz bekräftigte erneut, die Stadt habe ihre Sicherungspflicht erfüllt und das Gelände den Möglichkeiten entsprechend abgesichert. Nach derzeitigem Kenntnisstand seien die beiden Brandstifter denn auch nicht über städtisches Gelände in die Häuser eingedrungen. Insofern seien anderslautende „Unterstellungen voll daneben“. Von dem angeblichen Investor, den Fremd erwähnt hatte, wisse er nichts.

Nach solch feurigen Aussagen hatte der Bürgermeister indes auch auf sachlicher Ebene noch einiges beizusteuern. Er zollte zunächst der Feuerwehr und den Rettungsdiensten ein dickes Lob für deren „hervorragende Arbeit“.

Nitz berichtete ferner, der Sachverständige der Gebäudeversicherung habe die Brandruinen besichtigt, benötige aber „drei bis vier Wochen“ für einen abschließenden Bericht. Gleichwohl müsse die Stadt „sehr schnell handeln“ in Bezug auf die beiden Kamine. Sie seien stark einsturzgefährdet und müssten bis ins Obergeschoss abgetragen werden. Dies müsse „sehr bald geschehen“. Danach lasse man die beiden Häuser mit einer Dachhaut abdecken.

Das Uehlin-Haus direkt neben der Linde stehe nur noch dank der Stützen des THW. „Es ist nicht mehr haltbar“, sagte Nitz und sprach von „wirtschaftlichem Totalschaden“.

Mit Blick auf das Uehlin-Haus an der Ecke erklärte das Stadtoberhaupt, ein Bescheid des Denkmalamtes stehe noch aus. Nitz zitierte aus einer Stellungnahme der Behörde aus dem Jahr 2014, wonach das Gebäude „heimatgeschichtlichen Wert“ deshalb besitze, weil dort Johann Georg Uehlin im Jahr 1864 die erste Zeitung in der Region, den „Statthalter von Schofheim“ gründete, den er wenige Jahre später in „Markgräfler Tagblatt“ umtaufte. Diese stadthistorische Bedeutung beziehe sich ausdrücklich nicht auf das Gebäude an sich, betonte Christof Nitz, sondern auf die Zeitungsgründung. Im besagten Eckhaus stehe unter baulichen Gesichtspunkten lediglich der Gewölbekeller unter Denkmalschutz. Nitz: „Das andere ist Heimatgeschichte“. Den Hinweis darauf müsse man bei allen künftigen Entwicklungen indes im Auge behalten und auch in Zukunft entsprechend würdigen.

Der Bürgermeister kündigte an, der Gemeinderat werde in seiner Sitzung am 10. Juli über das weitere Fortgehen beraten. Bis dahin liege neben der Stellungnahme der Versicherung vermutlich auch jene des Denkmalamtes auf dem Tisch.

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