Schopfheim Der fast vergessene „Stadtzeichner“

Werner Müller

Kunst: Werkmonografie lädt zum Entdecken des Malers Kurt Baumann ein / Vorstellung am 30. April    

Einen Stadtschreiber gönnen sich viele Städte. Schopfheim hat zwar keinen, dafür aber, wohl ohne es zu ahnen, einen „Stadtzeichner“ – Kurt Baumann.

Von Werner Müller

Schopfheim . Den Namen kennt bislang kaum einer, insofern ist es höchste Zeit, diesen ebenso begnadeten wie in Vergessenheit geratenen Maler und Grafiker endlich kennenzulernen.

Die ideale Gelegenheit dafür bietet ein knapp 200 Seiten starkes Buch über Kurt Baumann, das jetzt erscheint. Autor ist der Architekt Günter Pfeifer, ein Freund und Wegbegleiter des Malers. „Es ist an der Zeit, einen wirkungsvollen, stillen Künstler dem Vergessen zu entreißen“, so beschreibt Pfeifer die Beweggründe für die nun vorliegende „Werkschau“.

Baumann starb 2015 im Alter von 87 Jahren – und hinterließ ein schier unüberschaubares Werk voller Bildern, Radierungen und Zeichnungen. Bei einem Treffen mit den drei Töchtern des Malers – Magdalene Blessing, Christina Burkert und Ursula Schlüter-Korkes – entstand nicht zuletzt aus diesem Grund die Idee, das Werk des Vaters zu dokumentieren.

Tatsächlich hat der in sich gekehrte Maler selbst kein durchgehendes Werkverzeichnis geführt. Im Haus von Magdalena Blessing lagern unzählige Ölbilder auf Leinwand, gerahmte Zeichnungen und Bilder in unterschiedlichen Techniken sowie Radierungen.

Auch mit Ausstellungen machte sich Kurt Baumann rar. Es gab ab 1962 lediglich eine gute Handvoll in Schulen in Maulburg und Schopfheim, die letzte fand im Jahr 1985 im evangelischen Gemeindehaus statt.

Stiller Künstler

Bilder von Baumann hängen im Georg-Reinhardt-Haus und im Haus Columban. Im katholischen Gemeindehaus ist das Mosaik „Jünglinge im Feuerofen“ zu entdecken, vor dem Gebäude liegt der Gedenkstein für den katholischen Priester Max Josef Metzger. Nur: Dass der von Kurt Baumann stammt, ist nahezu unbekannt.

„Er wollte immer nur malen“, erinnern sich Magdalene Blessing und Christina Burkert. Das künstlerische Schaffen an die große Glocke zu hängen, das lag dem Vater fern.

Die jetzt vorliegende „Werkschau“ mit 120 Abbildungen stellt nur einen kleinen Teil der Werke von Kurt Baumann vor. Der Autor Günter Pfeifer vertritt darin die Auffassung, dem vielseitigen Künstler gebühre der Titel „Stadtschreiber“, den ihm seine Heimatstadt leider nie verliehen habe.

Tatsächlich jedoch habe Kurt Baumann in seinen Radierungen und Bildern eine fast „vollständige Chronologie“ der Stadtentwicklung geschaffen, indem er mit Zeichenstift und dem Aquarellkasten vor allem in der Altstadt die oftmals „verborgenen Orte“ festhielt, die noch in den 1950er Jahren anzutreffen waren.

Zusammen mit den drei Töchtern stellt Günter Pfeifer seine Werkmonografie am Samstag, 30. April, von 12 bis 14 Uhr in der Regio-Buchhandlung vor.

Weitere Informationen: Werkmonografie Kurt Jakob Baumann ISBN: 978-3-940548-74-0 www.syntagma-verlag.de

Kurt Baumann (1918-2005), wuchs in bescheidenen Verhältnissen bei einer Pflegefamilie in Maulburg auf. Nach Abitur und Kriegsdienst schlug er sich mit Auftragsarbeiten durch. Er war von 1947 bis 1957 Kreisvorsitzender der CDU und wirkte von 1965 bis 1983 als Lehrer an der Max-Metzger-Schule.

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