^ Schopfheim: „Der Kelch geht ans uns vorüber“ - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Schopfheim „Der Kelch geht ans uns vorüber“

Markgräfler Tagblatt

Mikroplastik: Nur einer von zwei Kunstrasenplätzen in der Stadt ist von der Problematik betroffen

Rote Karte für die Kunstrasenplätze? Auch in der Markgrafenstadt grassiert die Unsicherheit, seitdem die Spielfelder mit unnatürlichem Grün in die Schlagzeilen geraten sind – Stichwort: Mikroplastik.

Von Werner Müller

Schopfheim . Die EU nimmt in diesem Zusammenhang die Kunstrasenplätze ins Visier, große Sportverbände befürchten bereits das Schlimmste (ein Verbot) – und auch im Schopfheimer Rathaus blinken die Alarmleuchten. Denn immerhin zwei große Fußballfelder in der Stadt bestehen aus künstlichem Rasen – das des SVS im Oberfeld und dasjenige des FV Fahrnau in der Grienmatt.

In Tor-Schlusspanik gerät der zuständige Fachbereichsleiter Jürgen Sänger jedoch nicht, im Gegenteil. Zum einen ist die Stadt nach seinen Worten nur für den Unterhalt des Kunstrasenplatzes des SVS zuständig, den in der Grienmatt bewirtschafte der FVF in eigener Regie.

Zum anderen könne von einem Verbot durch die EU derzeit keine noch lange keine Rede sein. Vor dem Jahr 2022 sei damit keinesfalls zu rechnen. Zudem hätten sich sowohl der Deutsche Fußballbund (DFB) als auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eingeschaltet. Sie strebten im Interesse ihrer Mitgliedsvereine für den schlimmsten (Verbots)fall eine mehrjährige Übergangsregelung an, so Sänger. Außerdem sei eine Handlungsempfehlung in Arbeit, wie sich bei den betroffenen Sportplätzen die Belastung durch Mikroplastikaustrag verringern lässt. „Momentan können wir also Entwarnung geben“, erklärte der Fachbereichsleiter.

Tatsächlich besteht der Kickplatz im Oberfeld, 2012 erbaut, aus dem Material, das jetzt in die Schlagzeilen geraten ist. Es handelt sich dabei nicht um die künstlichen Grashalme, sondern um die darunter liegende Dämmschicht aus Gummigranulat, das wiederum vorwiegend aus Altreifen gewonnen wird.

Von diesem Gummigranulat sind pro Platz etwa 100 Tonnen nötig. Durch den Spielbetrieb, durch Wind und Wasser sowie durch die regelmäßige Pflege gelangen davon nach Schätzungen einer Studie des Fraunhofer-Instituts jährlich mehrere Tonnen in die Umwelt und ins Meer. Der Granulat-Schwund ist einmal pro Jahr denn auch durch Nachfüllmaterial auszugleichen.

Solch Mikroplastik-Schreckenszenarien plagen Mark Leimgruber indes nicht im geringsten „Der Kelch geht an uns vorüber“, erklärt der Vorsitzende des FVF betont gelassen. Der Grund: Der Kunstrasenplatz in Fahrnau ist frei von plastikhaltigem Gummigranulat, seine Dämmschicht besteht vielmehr aus Korkgranulat.

„Das war vor drei Jahren, als wir den Platz bauten, noch relativ neu“, so Leimgruber. Die beauftragte Firma habe dem Verein die Korklösung empfohlen. Das habe seinerzeit aber nichts mit der Mikroplastikfrage zu tun gehabt. Vielmehr sorge die Korkschicht aufgrund ihrer Dämmungseigenschaften dafür, dass der Kunstrasenplatz von der Empfindung her noch mehr einem normalen Rasenplatz ähnele.

In Bezug auf die Umwelt hat Kork jedoch den Vorteil, dass er natürlich abbaubar ist. Allerdings sei er teurer als Gummi und aufwendiger in der Pflege, so Leimgruber. Mitunter lege sich auch ein leichter „brauner Schleier“ übers Spielfeld. Aber das nehmen die Fahrnauer Kicker mit Blick auf die Mikroplastik-Debatte wahrhaft gerne in Kauf.

Als Mikroplastik bezeichnet man kleine Kunststoff-Teilchen mit einem Durchmesser von unter fünf Millimeter. Tiere, inbesondere Fische, fressen Mikroplatik, weil sie es mit Nahrung verwechseln. Mikroplastik verrotet in der Natur nicht und kann bis zu 500 Jahre überdauern.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading