Schopfheim „Der Reger klingt hier wundervoll“

Markgräfler Tagblatt
Freute sich sehr auf Schopfheim: Der junge Organist Julian Beutmiller kam schon zwei Tage vor seinem Konzert in die Stadtkirche, um sich einzuspielen. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Schopfheimer Orgelsommer: Preisträger Julian Beutmiller war alles andere als ein „Einspringer“

Auf Empfehlung seines Professors Matthias Maierhofer, Domorganist am Freiburger Münster, sprang Julian Beutmiller beim Abschlusskonzert des Orgelsommers für den bewährten Alexander Fiseisky aus Moskau ein, der nicht aus Russland nach Deutschland einreisen konnte.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Schon manche große Musikerkarriere begann als „Einspringer“. Das ist aber im Falle des 25-jährigen Kirchenmusikstudenten nicht ganz zutreffend. Beutmiller ist kein unbeschriebenes Blatt mehr in der Orgelszene, seit er Mitte Juli beim neu ausgelobten internationalen Orgelwettbewerb „Faszination Orgel“ den Karg Elert-Sonderpreis gewonnen hat.

Wie man sich als frischgebackener Preisträger fühlt, wollten wir von dem jungen Orgelspieler wissen, der am Institut für Kirchenmusik an der Freiburger Hochschule für Musik seit 2019 parallel drei Masterstudiengänge in Kirchenmusik, Chorleitung und Orgelimprovisation absolviert und in Ebringen bei Freiburg einen Kirchenchor leitet.

„Das hat sich nicht schlecht angefühlt“, lacht Julian Beutmiller. Schließlich war es sein erster Wettbewerb und gleich sein erster Preis. „Danach spielt man viel befreiter“, sagt der junge Preisträger, der kurz darauf ein Konzert in Tschechien gab. „Durch den Preis steigert sich das jetzt“, freut sich Beutmiller über vermehrte Anfragen.

Der neue Orgelwettbewerb wurde zu dem vom deutschen Musikrat initiierten „Jahr der Orgel“ international ausgeschrieben. Namensgeber des Preises ist Sigfrid Karg-Elert, ein bedeutender Orgelkomponist der Jahrhundertwende. Ausgetragen wurde er in der Mannheimer Christuskirche an der großen Steinmeyer-Orgel, die von Karg-Elert als „Mannheimer Wunderwerk“ bezeichnet wurde und als ein wichtiges spätromantisches Instrument gilt.

In der ersten Runde musste der Masterstudent ein Wettbewerbsprogramm mit Mozart, Bach und Karg-Elert spielen und erhielt den Sonderpreis für die beste Interpretation eines Werkes von Karg-Elert, eines Orgelkomponisten, den Beutmiller wegen seiner Jazzeinflüsse und schillernden Klangwelt „unglaublich interessant“ findet.

Da wäre man jetzt in Schopfheim gespannt gewesen, wie dieses moderne Stück unter Beutmillers Fingern an der romantisch disponierten Voit-Orgel auf der Empore der Stadtkirche klingt. Der aus der Nähe von Augsburg stammende Gastorganist brachte aber das andere Extrem mit: Max Reger. Dessen 17-minütige Choralfantasie, ein durchgearbeitetes Werk, das wie eine Fantasie beginnt und erst nach wenigen Minuten mit dem Cantus firmus im Pedal einsetzt, um dann strophenweise weiter zu gehen bis zur barock anmutenden Fuge, die mit dem Thema spielt und sich am Ende zum großen Lobpreis steigert.

Ein gewaltiger Brocken mit vielen Pedalsoli gleich zu Beginn, dem man aber besser folgen kann als anderen Reger-Großwerken. Damit diese farbenreichen Choralfantasie zum krönenden Finale werden konnte, ist der junge Organist zwei Tage vor dem Auftritt nach Schopfheim gereist, um die Orgel kennenzulernen und einzuregistrieren.

Schon im Vorfeld hat sich Beutmiller kundig gemacht und die Dispositionen der Orgeln angesehen. „Ein wunderschönes Instrument“, schwärmt er von der Voit-Orgel. „Gerade der Reger klingt an dieser Orgel wundervoll“. Bei Reger muss man viel registrieren, so brauchte es gleich zwei Registranten dafür.

Sein Recital begann Beutmiller an der Schuke-Orgel, wo Barock und Klassik zu Hause sind, mit dem lieblichen Andante für Flötenuhr von Mozart und dem bekannten majestätischen Es-Dur-Präludium aus dem dritten Teil der Clavierübung von Bach. Wie Beutmiller verriet, spiele er am liebsten Barock.

Dass er auch bei der französischen Orgelmusik etwas zu sagen hat, dafür stand der Programmpunkt mit einem variationsreichen Stück von Marcel Dupré, das einen schönen Mittelpunkt schaffen sollte. Eher leise, zurückhaltende Klänge, die einen Kontrast bilden zu dem erhabenen Bach, dem leichten Mozart und dem mächtigen Reger.

Mit diesem hochvirtuosen Programm hat sich der junge „Einspringer“ jedenfalls schon mal imponierend beim Schopfheimer Orgelpublikum vorgestellt.

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