^ Schopfheim: „Die Kleinen brauchen keinen Dachgarten“ - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Schopfheim „Die Kleinen brauchen keinen Dachgarten“

Werner Müller

Gemeinderat: Ausgeschlafene Diskussion über die Aufstockung des Kindergartens Langenau

Schopfheim - Gar nicht zum Gähnen war die jüngste Sitzung des Gemeinderats. Das vollmaskierte Gremium wirkte vielmehr vergleichsweise ausgeschlafen – was an einem bestimmten Thema lag, wenn auch erst auf den zweiten Blick.

Denn eigentlich ging es nur um die geplante Aufstockung des neuen Kindergartens in Langenau, wo die Stadt in einem zusätzlichen Geschoss den dringend notwendigen Raum für zwei Kleinkindgruppen (U3) mit je zehn Plätzen schaffen will. So weit so gut.

Doch dann sorgte der beauftragte Architekt Thomas Kuri für einen Weckruf – ausgerechnet mit einer Bemerkung zur räumlichen Anordnung der zwei Schlafräume.

Er hätte diese gerne mittig an die Ostseite des Gebäudes verschoben und dafür zwischen die beiden Gruppenräume auf der Nordseite eine große Terrasse als „Dachgarten“ eingefügt, auf der die Kinder sich an der frischen Luft vergnügen können.

Doch die Verantwortlichen der Stadtverwaltung hätten darauf bestanden, die Schlafräume zwischen die beiden Gruppenräume zu platzieren und dafür die Terrassenfläche zu verkleinern, so Kuri. Aufgrund dessen sei die Statik neu zu berechnen, was wiederum Mehrkosten verursache. Deren genaue Größe könne er derzeit aber nicht beziffern.

Das war fürs Gremium Hallo-Wach-Effekt genug. „Die Stadt ist Bauherr“, betonte Bürgermeister Dirk Harscher. Die zuständigen Fachleute im Rathaus seien der Auffassung, die zentral gelegenen Schlafräume für die Kleinen stellten eine „optimale Lösung“ dar.

Fachbereichsleiter Jürgen Sänger erklärte, die mittige Anordnung der Schlafräume biete den Vorteil, dass sie von den Gruppenräumen aus direkt zugänglich seien. „Sehr erstaunt“ zeigte sich Sänger von Kuris Bedenken hinsichtlich der Statik. In der Planungsruppe sei diese Variante ausführlich besprochen worden. Dabei habe der Architekt solche Probleme mit keinem Wort erwähnt. Sänger: „Das ist schwer nachzuvollziehen“.

Ernes Barnet hörte das Wort von den Mehrkosten wegen der Statik gar nicht gerne. Zudem gab der Grüne-Fraktionsspecher zu bedenken, dass Schlafräume direkt neben Gruppenräumen ein gewisses Lärmproblem hätten. Deswegen könne er die Maßgabe der Verwaltung „nicht ganz nachvollziehen“.

Die Stadt habe die Kindergartenleitung von Anfang an in die Konzeption eingebunden, versicherte Martina Milarch vom Gebäudemanagement. Die Planungsgruppe habe sich auch andere Kindergärten mit der gleichen Raumaufteilung angeschaut und erfahren, dass die Betroffenen mit dieser Lösung sehr zufrieden seien. „Alle Beteiligten sind sehr glücklich mit dieser Lösung“, betonte Martina Milarch.

Die Leiterin der Kita bestätigte, dass sie in den Planungsprozess eingebunden gewesen sei. Ein Dachgarten wäre für die Kinder „ein Gewinn“, meinte sie, sah aber auch in der aktuellen Variante aber auch Vorteile. Rein aus Kindersicht würde sie allerdings die vom Planer vorgeschlagene Raumaufteilung bevorzugen.

Marianne Merschhemke von den Grünen war da ganz anderer Meinung. Sie halte die direkte Verbindung zwischen Gruppen- und Schlafraum für besser, gab sie zu Protokoll. Sie habe in allen Kindergärten mit dieser Anordnung mit ihren eigenen ier Kindern nur gute Erfahrungen gemacht.

Rückendeckung bekam die Grüne-Stadträtin von Sven-Hendrik Wünsch. Die meisten Kitas hätten diese Raumaufteilung, erklärte der Stadtrat der Freien Wähler. Die Nähe zu den Gruppenräumen habe sich bewährt.

Diese Auffassung vertrat auch Fraktionskollegin Hildergard Pfeifer-Zäh. Sie sah keinen Grund für den Gemeinderat, diese von den Fachleuten präferierte Variante abzuändern. Insofern halte sie die Einwände für „nicht verständlich“.

Fachgruppenleiter Patrik Bender berichtete, mit den zwei Kleinkindgruppen in Langenau und den 20 Plätzen im neuen Kindergarten im Oberfeld könne die Stadt gerade mal den aktuellen Bedarf decken. Dieser dürfte in Zukunft allerdings noch weiter steigen.

Der Bürgermeister gab zu bedenken, dass eine große Dachterrrasse nicht für alle Kinder in einer U3-Gruppe attraktiv sei. Die älteren von ihnen, die schon gehen können, möchten vielmehr unten spielen, im Gras und mit den größeren Kindern. Harscher: „Die brauchen keinen Dachgarten“.

Die Mehrheit am Ratstisch schloss sich ihm an. Zehn Räte von Freien Wählern, SPD und Grünen stimmten für die Variante, nur sechs dagegen.

Umfrage

2adaf948-0d33-11ef-8d09-186c8841fdbe.jpg

Die Kommunal- und Europawahl werfen Ihre Schatten voraus. Werden Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch machen?

Ergebnis anzeigen
loading