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Schopfheim „Die Pläne kann ich nicht mittragen“

Petra Pflüger
„Macht der Umstrukturierungsprozess in der geplanten Größenordnung und mit dieser Tragweite Sinn?“: Bürgermeister Harscher wehrt sich gegen die Pläne der Kliniken GmbH. Foto: Archiv

Kreiskrankenhaus: Bürgermeister Harscher kristiert in einem Schreiben an die Landrätin die Umstrukturierung

„Die Streichung der äußerst wichtigen Notfallversorgung kann ich so keinesfalls mittragen“, interveniert Bürgermeister Dirk Harscher bei Marion Dammann. „Ich war schon sehr erstaunt, die weitreichenden Veränderungen, die den Klinikstandort Schopfheim massiv betreffen, so kommuniziert zu bekommen“, lässt Harscher die Landrätin in einem Schreiben vom 5. Januar wissen – und bezieht sich dabei auf die Umstrukturierungspläne der Kliniken GmbH.

Von Petra Pflüger

Schopfheim. Wie berichtet sehen diese Pläne eine Verlagerung der Versorgung nach Rheinfelden und Lörrach vor. Ein rechtzeitiger Dialog habe nicht stattgefunden, bemängelt Harscher. Die wichtigen Eckpunkte der Pläne habe er erst nach den Presseberichten erhalten, so Harscher weiter. Es habe wohl auch keine Gespräche mit der Belegschaft am Schopfheimer Standort gegeben. Bis heute liege ihm, Harscher, keine schriftliche Information vor, weder vom Landkreis noch von der Kliniken GmbH, aus der er hätte Details entnehmen können, heißt es in dem Schreiben des Bürgermeisters an die Landrätin.

„Ich gehe davon aus, dass die Pläne dem Regierungspräsidium zur Genehmigung vorgelegt werden.“

Für das Mittelzentrum Schopfheim mit rund 48 200 Einwohnern bedeuteten die Umstrukturierungspläne „eine erhebliche Verschlechterung der Grundversorgung, besonders aber der Notfallversorgung“. Dies könne er keinesfalls so mittragen. Er gehe davon aus, so Harscher, dass diese Änderung der Krankenhausplanung dem Regierungspräsidium Freiburg zur Genehmigung vorgelegt werde.

Nach dem „Deutschlandatlas Bund“ erreichten 78 Prozent der Bevölkerung die Grundversorgung in maximal 15 Minuten, weitere 14 Prozent in 20 Minuten (Zeiten als Pkw-Fahrten gerechnet). Bei Umsetzung der Umstrukturierungspläne der Kliniken GmbH bedeute dies eine Erreichbarkeit bei normalem Verkehr von 48 Minuten aus Todtnau und 45 Minuten aus Schönau, von ebenfalls 45 Minuten aus Gersbach und 25 Minuten aus Schopfheim in Richtung bestehendes Kreiskrankenhaus Lörrach.

„Kann man hier noch von Gleichwertigkeit der Räume sprechen?“, fragt Harscher, der um Beantwortung eines Fragenkatalogs bittet. So will der Schopfheimer Bürgermeister wissen, wo genau bei einer Verlagerung nach Rheinfelden die Einsparungen liegen. Zudem geht es um das Kosten-/Nutzenverhältnis kurz vor dem Einzug ins neue Kreisklinikum. Außerdem will Harscher wissen, wie es um die Betreuung der geplanten 100 internistischen Betten in Rheinfelden bestellt ist, wenn eine massive Kündigungswelle eintrete und langjähriges, motiviertes Personal für immer verloren gehe.

Bürgermeister Harscher: „Der Erhalt der derzeitigen Versorgungsstufe in Schopfheim ist vertraglich geregelt.“

Zudem fragt Harscher, wie in Lörrach die schon jetzt stark überlastete Notfallversorgung gewährleistet werden solle, und er erinnert daran, dass Rheinfelden im Gegensatz zu Schopfheim mit dem ÖPNV nur mit sehr großem Mehraufwand für Patienten, Besucher und das Personal erreichbar sei.

Bislang habe er auch keinerlei Infos darüber, so Harscher, ob und wie schon bei der Entscheidung zum Standort des Zentralklinikums 2017 der Gemeinderat darüber unterrichtet worden sei, dass schon in der Rohbauphase mit Umstrukturierungen begonnen werden solle. Alles sei auf das Jahr 2025 abgestimmt, wenn das Zentralklinikum in Betrieb genommen werden soll. Darüber hinaus will Harscher Auskunft darüber, welcher Verwendung die im Schopfheimer Krankenhaus frei werdenden Flächen zugeführt werden sollen.

Zwischen der Stadt Schopfheim und dem Landkreis sei vertraglich geregelt, dass sich der Landkreis verpflichte, die derzeitige Versorgungsstufe für die Raumschaft zu erhalten beziehungsweise nach dem ihm gegebenen Möglichkeiten auszubauen. Hierzu erwarte er Vorschläge, so Harscher, der die Landrätin auffordert, alles daran zu setzen, das Fachpersonal zu halten; ansonsten wäre der Einzug ins neue Klinikum in den Arbeitsabläufen „massiv gestört“.

Harscher versichert abschließend: „Die medizinische Versorgung unserer Raumschaft liegt mir, trotz aller Wirtschaftlichkeit, sehr am Herzen, mir fehlt das Verständnis für den Nutzen in dieser kurzen Zeit bis zum Einzug ins ’Entenbad’“.

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