Schopfheim Ein Erdwall gegen die Fluten

Dirk Friberg
Das Hochwasserkonzept gegen die Überschwemmungen an der Kleinen Wiese stießen im Ortsachaftsrat Langenau auf Skepsis (Archivfoto) Foto: Werner Müller

Hochwasserschutz: Ortschaftsräte und Bürger üben Kritik an den vorgelegten Plänen für Langenau

Schopfheim-Langenau - Die Wogen schwappten hoch bei der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats. Auslöser des Mini-Tsunamis waren die Pläne für den Hochwasserschutz an der Kleinen Wiese.

Remko Brouwer vom Tiefbauamt der Stadt gab sich redlich Mühe, die von einer Firma aus Aachen erarbeiteten Vorschläge zum Hochwasserschutz zu erläutern.

Regenrückhaltebecken scheitert an Fläche und Kosten

Die Planung eines zwischen Langenau und Enkenstein angesiedelten Regenrückhaltebeckens sei aus Flächen- und Kostengründen gescheitert, sagte er. Statt dessen solle im Bereich der Inselstraße in Verbindung mit Mauern um die Gebäude ein Damm samt Flutmulde gegen Überflutungen schützen, der „aus Kostengründen und aus landschaftlicher Sicht“ wahrscheinlich ein Erdwall sein werde.

Dass bei dieser Lösung nach wie Grünflachen überflutet werden, sei durchaus so vorgesehen und auch gewollt. Denn bei den geplanten Maßnahmen gehe es in erster Linie um Objektschutz für Wohnbebauung und nicht um den für Grünland. Landwirtschaft sei nach wie vor möglich.

Hochwasser tritt über eigens angelegte Schutzmauer

Kraftwerksbetreiber Wolf Dieter Hänßler, Eigentümer des unter den Überschwemmungen leidenden Bereichs, warf ein, dass das Hochwasser in den Jahren 2017 und 2018 so stark gewesen sei, dass es über die bereits von ihm eigens angelegte Schutzmauer getreten sei.

Er selbst habe auf eigene Kosten das in den Biegungen der Kleinen Wiese abgelagerte „Geschiebe“ entfernt, um so im Hochwasserfall die Ablaufgeschwindigkeit zu erhöhen.

Inselbrücke mitverantwortlich für Überflutungen

Er bemängelte zudem, dass in den Plänen eine Erhöhung der Inselbrücke nicht vorgesehen sei, obwohl diese bei den letzten Hochwasserereignissen durch angeschwemmte Bäume fast zerstört worden wäre. Die Brücke sei in hohem Maße mitverantwortlich gewesen für die Hochwasserstände und Überflutungen, meinte Hänßler und schlug vor, die erforderliche Durchlaufmenge in Anbetracht des Klimawandels deutlich höher anzusetzen.

Auf die Frage, wieso man nicht einfach die Kleine Wiese vertiefen und/oder verbreitern könne, erwiderte Remko Brouwer, dies sei zum einen aus ökologischen Gründen nicht vertretbar und könne zum anderen auch die Gesamtsituation nicht verbessern.

Forderung: „Wirksamkeit vor Wirtschaftlichkeit“

Ein Tiefbauingenieur unter den Zuhörern bemängelte, dass jetzt eine Planung zur Diskussion stehe, ohne dass alle Beteiligten sich zuvor an einen Tisch gesetzt hätten, um ein abgestimmtes Konzept zu entwickeln. In seinen Augen wäre beispielsweise eine andere Trassierung der vorgesehenen Schutzmaßnahmen von Vorteil, da sie viel effektiver sei.

Ortschaftsrat Jörg Sprich betonte, dass „Wirksamkeit vor Wirtschaftlichkeit“ zu stellen sei, und stellte die Frage, was denn nun wirklich wichtig sei: Bürger- und Objektschutz, Hochwasserschutz oder Öko- und Naturschutz sowie Wirtschaftlichkeitsschutz?

Ortsvorsteher Walter Würger warf ein, dass Langenau „nicht 20 Jahre auf einen wirksamen Hochwasserschutz“ warten könne. Er schlug vor, die Debatte an dieser Stelle vorerst zu beenden, da zu viele Fragen noch offen seien.

Remko Brouwer versicherte, dass es sich bei den vorgestellten Plänen um einen Vorentwurf handele, der im weiteren Verfahren sicherlich noch zu überarbeiten sei.

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