Schopfheim Ein Geheimnis, das verkündet wird

Petra Martin

Weihnacht: Pfarrerin Krumm: „Nicht entmutigen lassen“. Pfarrer Latzel: „Mutiges Herz gegen Rechtspopulismus“.

Schopfheim - Teilweise verregnet, dann aber auch wieder trocken und kalt - auf jeden Fall waren es grüne Weihnachten, die hinter den Bürgern liegen, die mit Heiligabend und den Feiertagen einmal mehr eine Verschnaufpause mit ganz besonderem Zauber erlebten.

Solch ein Zauber

Von solch einem Zauber, „in dem wir das Bedürfnis haben, uns hineinfallen zu lassen“, sprach Ulrike Krumm, die neue Pfarrerin von Fahrnau, Kürnberg und Gersbach in ihren ersten Weihnachtspredigten, die sie in ihren neuen Gemeinden hielt.

In Kürnberg ging die Seelsorgerin an Heiligabend auf die Bedeutung des Friedens ein. Eigentlich sei es „völliger Unsinn“, vom Kind in der Krippe den Frieden zu erwarten, sagte sie. „2000 Jahre sprechen dagegen.“ Und doch wecke das Kind in der Krippe die Erwartung, dass Leben gut werden könne. Dass aus Liebe Freude und aus Freude Frieden werden kann.

„Jeder, der an Frieden glaubt, ist ein Schritt hin zum Frieden“

„Wir können es uns nicht leisten, an den Frieden nicht zu glauben“, betonte Pfarrerin Ulrike Krumm. „Jeder einzelne Mensch, der an den Frieden glaubt, ist ein Schritt hin zum Frieden.“ Zwar gebe es kein Patentrezept, räumte Ulrike Krumm ein. Damit Frieden gelinge, brauche es Aufmerksamkeit, wie sie auch ein Kind brauche, um wachsen zu können. Es brauche Hoffnung, die zu Tatkraft führe. Von Weihnachten könne man sich alles oder nichts erhoffen. Aber man könne gefasst sein: „Wir sind darauf gefasst, dass dieses Kind uns Frieden schenken kann.“

„Friede sei mit euch allen - Gottes Schalom“ - so begann auch Ulrike Krumms Predigt in der Christmette am Heiligen Abend in Fahrnau. Dort sprach die neue Pfarrerin vom „Geheimnis der Liebe und des Glaubens“, das nicht verraten werden könne, sondern nur verkündet. „Es gilt allen. Alle haben daran teil. Keiner ist ausgeschlossen“, unterstrich Ulrike Krumm, denn das Geheimnis von Liebe - und wohl auch das von Weihnachten - spanne einen Raum auf zwischen dem Wirklichen und dem Möglichen, einen zerbrechlichen Raum, aber einen, in dem die Menschen heimisch werden dürften, auch wenn er immer rätselhaft bleiben werde.

Ob den Menschen das Evangelium als „Navi“ ausreicht?

Ob die Menschen tatsächlich zu dem Neugeborenen jener Nacht finden, fragte sich Pfarrer Michael Latzel in seiner Predigt an Heiligabend in St. Bernhard. Ob die Menschen wohl das positive Zeichen für ihr eigenes Leben erkennen könnten, ob sie wohl hellhörig und wachsam, ja in der Lage seien, um in der Botschaft der Weihnacht mehr zu entdecken als nur eine rührselig, romantisch verklärte Erzählung?

Ob das Evangelium wohl „Navi“ genug sei? Nur dann sei wirklich Weihnachten in den Menschen, wenn Gott auch ankomme, wenn die Menschen selbst zu denen gehen, die „am Rande“ leben, die einsam sind, mit wenig auskommen müssen oder krank sind, wenn Menschen Partei ergreifen für jene, die keine Herberge haben oder nicht von Herzen aufgenommen werden, weil derzeit Rechtspopulismus wieder hoffähig geworden zu sein scheine ebenso wie Abgrenzung und Ausgrenzung, so Pfarrer Latzel. Um zum lebendigen Christus zu kommen, brauche es keiner GPS-Daten, sondern ein offenes, manchmal auch mutiges Herz.

Dass die digitale Technik an Weihnachten nicht das direkte Gespräch untereinander lahmgelegt haben möge, diese Hoffnung äußerte Pfarrer Michael Latzel indes am Stefanstag in St. Bernhard. Er sprach von dem Geschenk Gottes, das viele Menschen nicht annehmen wollten.

„Gott drängt sich nicht auf, Gott ist ein Geschenk“

Das müsse man auch nicht, denn Gott dränge sich nicht auf. Aber viele könnten diese Sichtweise nicht aushalten, denn es stelle ja auch ihr eigenes Verhalten grundlegend in Frage. Menschen suchten in der Religion eher Stütze ihrer Lebensweise und nicht Veränderung.

Bisweilen werde Religion ja auch für die Legitimierung eigene Unrechts benutzt. Gerate aber das selbst gebastelte Lebensfundament ins Wanken, würden einige zum Fundamentalisten oder Tyrannen. Für Stefanus aber sei es das größte Geschenk gewesen, zu einem menschenfreundlichen, barmherzigen Gottesbild gefunden zu haben. Gott könne „weit“ bei den Menschen ankommen und dann verändern, machte Pfarrer Michael Latzel deutlich.

Pfarrer Martin Schmitthenner erinnerte in seiner Predigt in der Christmette in der evangelischen Stadtkirche an den vor 50 Jahren verstorbenen Basler Pfarrer und Theologen Karl Barth, der darauf hingewiesen habe, dass die Weihnachtsbotschaft heute gelte und es deshalb nie zu spät sei, den Dingen einen neuen Anfang zu geben.

„Wir leben in dem neuen Tag, den Gott gemacht hat.“ Der Mensch könne jeden Tag einen neuen Anlauf wagen. Sich keinesfalls entmutigen zu lassen, darauf wies auch Pfarrerin Krumm in ihrer Predigt an Heiligabend in Kürnberg ausdrücklich hin.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading