Mit Herzblut organisierte sie jede einzelne Ausstellung, recherchierte, suchte, räumte, telefonierte und konzipierte sie Ausstellungen zur Historie der Stadt, etwa zur 1250-Jahrfeier, zur ersten urkundlichen Erwähnung Schopfheims 807, und sie zeigte das Leben von Otto Normalverbraucher von wohl jeder Epoche auf – eine Stärke der Ethnologin, die jedem Kind, jedem Bürger auf spannendste Weise vermitteln kann, wie einst der Alltag in den Mauern dieser Stadt gelebt wurde.
Ihre „schwierigste Herausforderung“ war eine Ausstellung zu Mozart, da es keine auszustellenden Gegenstände gab, am meisten recherchiert hat sie für eine Ausstellung über „Schopfheim zur Zeit der französischen Revolution“. Aber auch hier wusste sie sich zu helfen und nahm alte Stadtrechnungen zur Hand, die dem Museumsbesucher eröffneten, für was die Gemeinde das Geld in die Hand nahm.
Eine der erfolgreichsten Ausstellungen von der Besucherzahl her gesehen war die über „Schopfheim in der Jahrhundertwende“, in der die szenische Darstellung eines Wohnzimmers um 1900 im Museum lebensecht nachgestellt war – beruhend auf alten Fotos eines Fahrnauer Kaufmanns.
Teile davon sind noch heute in der Dauerausstellung des Museums zu sehen. Ob Frauenverein, Micky Maus, Kaugummipapier, Auswanderer – kaum ein Thema, dem sich Ulla Schmid nicht gewidmet hat. Der Höhepunkt ihres Berufslebens war in ihren Augen die historische Modenschau zur 1250-Jahrfeier der Stadt. „Das war die Quintessenz meiner ganzen Museumstätigkeit.“
Und ihre Lieblingsausstellung? Ulla Schmid, Jahrgang 1955, weiß das noch genau: „Getupft, gestreift und kunterbunt – Erinnerungen an die 50er Jahre“. Gibt es da noch ein Thema, das sie noch nicht in einer Ausstellung würdigen konnte? „Wirtshäuser“, sagt Ulla Schmid, der ihr geschichtliches Wissen bei der Leitung des Stadtarchivs zugute kam.
Falls es jemals zur Digitalisierung kommen sollte, hofft Ulla Schmid, dass das Vermächtnis der Stadt auch weiterhin im Original aufbewahrt wird. Es sei doch etwas ganz anderes, die Urkunde mit der ersten Erwähnung Schopfheims als Stadt oder andere Akten im Original in der Hand zu halten. Beispielsweise würden auch viele Architekten beim Stöbern in alten Bauakten viel lieber die Originalpapiere studieren. Wenn heute etwa Geburtseinträge nur noch digital geführt werden, so müsse man sich schon fragen, ob dies in 200 oder 300 Jahren noch existiere – die alten Originale sind jedenfalls noch vorhanden.
Auch wenn die Suche nach den Akten mittlerweile durch die Digitalisierung der Aktentitel erleichtert wird, danach das Original in den Händen zu halten, gebe viel mehr Aufschlüsse. Und eine komplett digitale Museumswelt? „Da braucht man ja dann nicht mehr ins Museum zu kommen“, warnt Ulla Schmid vor einer solchen durchtechnisierten Entwicklung. „Man muss doch die Gegenstände in echt sehen können.“
Man muss Gegenstände in echt sehen können
Ulla Schmid will auch im Ruhestand nicht von ihrer Passion für Geschichte lassen. Sie will weiterhin Stadtführungen leiten und plant zusammen mit Andi Gsell ein Gewerbekataster („Was war wann in welchem Gebäude?“), sie führt ihre persönliche historische Kartei, in die sie hineinschreibt, was ihr die alten Bürger erzählen, sie will sich vielleicht politisch betätigen und sich bei der Museumsgesellschaft einbringen.
Die Ruheständlerin will in ihrer freien Zeit als Aufsicht ehrenamtlich Museumsdienst verrichten und dafür sorgen, dass die Besucherzahl im Museum angekurbelt wird: durch eigene Besuche. „Dann kann ich endlich mal das Museum in Ruhe anschauen.“