Zum Schluss stellte der Referent die Frage, ob diesen Ereignissen nach 80 Jahren noch gedacht werden sollte. Er antwortete mit einem entschiedenen „Ja“, nicht zuletzt, da es wieder Menschen gebe, die von solchem Geschehen als von einem „Vogelschiss reden“.
Stadtarchivarin Ulla K. Schmid beleuchtet die Ereignisse des 9. November aus Schopfheimer Sicht. Sie erinnerte an jüdische Bürger und an ihre weiteren Lebenswege. Schopfheim hatte nie eine große jüdische Gemeinde, berichtete sie, darum gab es in der Stadt nie jüdische Einrichtungen wie Synagoge, Verein, Schule oder Friedhof. Die jüdischen Bürger waren meist Geschäftsleute mit eigenen Ladenlokalen an der Hauptstraße und in der Scheffelstraße.
1938 lebten in Schopfheim 18 Personen jüdischen Glaubens aus den hier ansässigen Familien Josua Hirschel, Lazarus Frank, Lippmann Pollag, Joseph Picard, Isaac Picard und Maier Mayer.
In der Nacht des 9. November 1938 gab es in der Stadt zwar keinen Synagogenbrand, aber im Geschäft Isaac Picard, Scheffelstraße 7, wurden die Schaufensterscheiben eingeworfen. Und in zwei weiteren Geschäften fanden Plünderungen statt.
Vier jüdische Geschäfte
Im November 1938 gab es in Schopfheim noch vier jüdische Geschäfte: 1. Lippmann Pollag Nachfolger, Hauptstraße 43, Dekorationsstoffe, Teppiche, Weißwaren. Nach der Pogromnacht erfolgte die „Arisierung“ des Geschäfts und der Verkauf ans Hotel Wehraschlucht Hirschen. 2. Maier Mayer, Konfektionsgeschäft: November 1938 Plünderungen im Geschäft, 1941 Zwangsenteignung nach der Deportation im Oktober1940. 3. Isaac Picard, Scheffelstraße 7, Herren- und Damenkonfektion, November 1938, Schaufensterscheiben eingeworfen; Geschäftsführer Isaac Picard und Klara Hess-Picard verzogen im November1940 nach Frankfurt. Keine Zwangsenteignung, da die Eigentümerin Martha Picard Schweizer bStaatsbürgerin war. 4. Salomon Auerbacher, Wallstraße 5. Viehhandel: Mai 1940 Wilhelm Auerbacher wandert in die USA aus, Oktober 1940 seine Schwester Bella Auerbacher, Zwangsenteignung.
Zum Schluss gab Ulla K. Schmid noch die Lebensdaten aller 1938 in Schopfheim lebenden 18 jüdischen Bürgern an.
Die Gedenkfeier begleitete Christoph Bogon an der Orgel.