^ Schopfheim: „Ein sensible Geschichte“ - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Schopfheim „Ein sensible Geschichte“

Hans-Jürgen Hege und Werner Müller

Bremt: Wirbel um Aufschüttung im stillgelegten Kanal / Grundstückseigentümer weist Vorwürfe zurück

„Komische Dinge“ seien am Kanal im Bremt im Gange. Das zumindest behauptete Klaus Böttger zu Beginn der Sitzung des BUT-Ausschusses in der Stadthalle.

Von Hans-Jürgen Hege und Werner Müller

Schopfheim . Nach seinen Informationen habe der Grundstückseigentümer im Bereich der gesperrten Brücke „große Lehm- und Kalksteinmengen direkt in den stillgelegten Kanal geschüttet“, erklärte der BUND-Vertreter, der sich um die Zukunft des dortigen Feuchtgebiets sorgte.

„Für dieses Biotop ist das, was da passiert, ein Debakel“. Das bis zu einem Meter hohe, stehende Gewässer im stillgelegten Kanalabschnitt sei ein Feuchtraum, wie er im ganzen Stadtgebiet nicht mehr zu finden ist, betonte Böttger. Dort gebe es beispielsweise ein Teichhuhn mit sieben Jungen. Zudem biete das ganzjährig stehende Gewässer einen Lebensraum für Wasserkrebse und sei zudem Revier eines Eisvogel.

Böttger bezweifelte, dass die Verwaltung nichts von den Vorgängen am Kanal gewusst habe, wie der Technische Beigeordnete Edi Mutter auf Nachfrage zunächst erklärte. Schließlich habe die Stadt selbst den Angelsportverein beauftragt, am Wochenende „dort ein paar hundert Fische zu retten“.

Böttger kündigte an, die zuständige Umweltbehörde im Landratsamt zu alarmieren. Es gehe darum, die „Unverschämtheit“ des Grundstückbesitzers, der ein Biotop einfach zuschütte, zu verhindern.

Solche Vorwürfe will Gerhard Faller, der das Kanalgrundstück vor zwei Jahren gekauft hat, indes nicht auf sich sitzen lassen. „Mir geht es in allererster Linie um die Sicherheit“, versichert er.

Tatsächlich sei es so, dass der Kanalabschnitt seit der Stilllegung vor 20 Jahren eigentlich hätte zugeschüttet sein müssen. Es gebe diesbezüglich sogar ein Urteil des Verwaltungsgerichts Freiburg. Darin stehe indes auch, dass die Stadt verpflichtet sei, die Kosten für die Ableitung des Schichtenwassers mittels Drainage zu übernehmen. „Daran gibt es nichts zu rütteln“, so Faller.

In Wirklichkeit jedoch sei nichts passiert. Das Schichtenwasser, das beim alten Turbinenhaus aus dem Untergrund in den Kanal dringe, staue sich auf und fließe erst unterhalb der gesperrten Brücke am Walter-Brutschin-Weg über ein von der Stadt verlegtes Rohr wieder in den Gewerbekanal.

Deshalb sei er als neuer Eigentümer in Sachen Aufschüttung jetzt aktiv geworden. Er wolle nicht riskieren, dass eines Tages ein Kind im Kanal ertrinke, in dem das Wasser 30 bis 40 Zentimeter hoch stehe.

Er habe deshalb mit Genehmigung der Behörden dem Abfischen des Kanals und das Umsiedeln der Fische durch den Angelsportverein veranlasst. Am Montag habe eine Baufirma in Absprache mit den Ämtern zudem bei der Brücke ein so genanntes „Schott“ in den Kanalstrang eingebaut – einen Wall aus Erdreich.

Damit wolle man herausfinden, ob das Schichtenwasser noch höher steigt oder nicht. Vom Ergebnis hänge auch das weitere Vorgehen bei der Verfüllung und Drainage ab.

Ihm sei durchaus bewusst, so Faller, dass sich am stillgelegten Kanal im Laufe der Jahre die „Natur eingenistet“ habe. Andererseits müsse er als Eigentümer auch die Sicherheitsaspekte im Auge behalten. Faller: „Es ist eine sensible Geschichte“.

Diese Version bestätigte am Tag nach der BUT-Sitzung auch die Stadtverwaltung. Sie habe von den Aufschüttungen tatsächlich Kenntnis gehabt, sagte Beigeordneter Edi Mutter. Mit der zuständigen Natur- und Umweltschutzbehörde sei das auch so abgestimmt.

Bernhard Karle, Leiter des Tiefbauamts, bestätigte seinerseits, für den Kanal bestehe eine „Auffüllpflicht“ durch den Eigentümer. Die Stadt ihrerseits müsse die Kosten für eine Drainage übernehmen.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading