Strütt schilderte auch die Arbeiterunruhen mit der Erstürmung des Rathauses 1923. Die gewaltige Arbeitslosigkeit, der totale Wertverlust des Geldes, Hunger und Suppenküchen und der Beginn des „Dritten Reiches“ führte in das dritte Staatswesen, in dem Hirling tätig war. Den Nationalsozialisten war der Stadtrechner nicht angenehm, man wollte ihn entlassen. Es gelang jedoch nicht. Hirling überstand das „Dritte Reich“, ohne dass er der Nazi-Partei je beigetreten wäre. Bereits im Mai 1945, die Franzosen waren wenige Tage zuvor in der Stadt eingezogen, wurde Hirling durch diese zum Bürgermeister der Stadt ernannt.
Es gelang dem Referenten, die schwere Nachkriegszeit mit Lebensmittelbeschaffungen, Heizmaterialbeschaffungen und Unterbringung von Flüchtlingen ebenso spannend darzulegen wie die fast unheimlichen Aufgaben zur Unterbringung der Besatzungssoldaten. Teilweise mussten für diese fast 1000 Personen mit Wohnraum versorgt werden. Beschlagnahme von Wohnungen und Gasthäusern folgte.
Die Lebensleistung von Johann Hirling kam in dem einstündigen Vortrag überdeutlich zum Ausdruck. Hirling war beliebt und ausgleichend. Bürgermeister blieb er bis zur Wahl 1948, bei der er nicht mehr kandidierte.
Der Vortrag zeigte allerdings auch, dass in Schopfheim heute nichts mehr an diesen Mann erinnert. „Man hat ihn leider nahezu vergessen“, so Strütt. Es würde der Stadt nicht schaden, so war auch aus den Zuhörerreihen zu hören, eventuell „eine Straße nach ihm zu benennen“.
Verdient hätte dieser Mann, der 32 Jahre im Dienste der Stadt stand, diese Ehrung, hieß es beim Vortrag in Schärers Au.