Schopfheim „Eine große Chance für uns“

Werner Müller
Die Reibematt ist eines von drei Gebieten im Westen der Stadt, die derzeit vor einer grundsätzlichen Überplanung stehen. Foto: Werner Müller

Bebauungspläne: Stadt nimmt im Westteil zeitgleich drei Verfahren in Angriff

Von wegen „im Westen nichts Neues“: Auf dem weitläufigen Gebiet zwischen dem Kreisel am Friedhof und jenem in Gündenhausen bahnen sich bedeutsame städteplanerische Weichenstellungen an.

Von Werner Müller

Schopfheim . Die Stadt nimmt gleich drei Bebauungspläne auf einen Schlag in Angriff – Schopfheim-West, Reibematt-West sowie das Sondergebiet Gänsmatt (also fast die gesamte Westhälfte Schopfheims) – und verknüpft diese, als ob das nicht schon genug wäre, mit dem bereits in den Startlöchern befindlichen Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK).

Der Gemeinderat machte in seiner jüngsten Sitzung den Weg für diesen modernen Planungsvierkampf frei. Große Erwartungen setzt die Stadtverwaltung vor allem in das Entwicklungskonzept für „Schopfheim-West“.

Schopfheim-West

Das rund 50 Hektar große Areal zwischen Hieber und Gündenhausen mit der ehemaligen Bundesstraße als zentraler „Hauptschlagader“ und der Bahnlinie als Zäsur in Richtung Süden sei formell als „wesentliche städtebauliche Entwicklungszone“ ausgezeichnet und berge „hohes Entwicklungspotenzial“, erläuterte Thomas Schmitz vom Bauamt in der Sitzung.

Das Gebiet mit seinen großen Märkten sei ein „starkes Versorgungszentrum“ für die gesamte Stadt und als Standort vieler Firmen ein „wichtiger Wirtschaftsmotor“.

Insgesamt handele es sich um ein heterogenes Areal mit vielen verschiedenen Nutzungen, die einerseits Entwicklungsmöglichkeiten bieten, andererseits aber auch Konflikte bergen.

Viele Akteure im Plangebiet hätten bereits eigene Vorhaben im Auge, die erst recht eine städtebauliche Neuordnung des Areals erforderlich machten.

Aufgrund der Komplexität des Vorhabens will die Stadt in Zusammenarbeit mit der Stadtbau Lörrach den Rahmenplan mit Hilfe externer Fachplaner in Form eines „kooperativen Werkstattverfahrens“ auf die Beine stellen.

Auch die Gemeinderatsfraktionen, die Eigentümer der betroffenen Grundstücke sowie die Bürger sollen ein Wörtchen mitzureden haben. Geplant sind dafür drei bis vier Workshops im Laufe dieses Jahres.

Zu klären sind laut Schmitz viele Fragen. Zum Beispiel, welche Rolle der Gewerbekanal künftig spielt oder welche Nutzungen auf den Potenzialflächen möglich sind (Gewerbe stärken, Wohnen ermöglichen, vorhandene Nutzungen ergänzen). Das jetzt angestoßene Verfahren kostet nach Angaben von Thomas Schmitz etwa 48 000 Euro.

„Es geht um ein großes Gebiet mit riesigem Potenzial“, betonte Bürgermeister Dirk Harscher und fügte hinzu, dass momentan dort „nicht alles richtig schön“ sei.

Reibematt-West

Schopfheim-West ist indes nicht die einzige städteplanerische Baustelle. Parallel dazu treibt die Stadt auch das Verfahren „Reibematt-West“ voran.

Im so genannten „Stadttor West“ sollen dort in drei Gebäuden insgesamt 70 Wohnungen entstehen sowie Facharztpraxen, eine Dialysestation sowie Büros.

Nachdem der Investor seine Pläne, unter anderem bezüglich der Gebäudehöhen, den Wünschen des Gemeinderats angepasst hatte, stimmte das Gremium dem Entwurf grundsätzlich zu.

Planer Peter Külby berichtete, eventuelle Lärmprobleme mit dem Rechen des benachbarten Kraftwerks seien ausgeräumt.

Gänsmatt

Das dritte Projekt im Planungsbunde betrifft den Bebauungsplan für das Sondergebiet „Gänsmatt“. Den muss die Stadt aufstellen, weil Lidl erfolgreich gegen die Ablehnung seiner Erweiterungspläne geklagt hatte (wir berichteten).

Mit der Überplanung will sie die bisherigen „Insellösungen“ beenden, zumal auch andere Gewerbebetriebe im fraglichen Gebiet Erweiterungspläne schmieden. Um den Einzelhandel in der Innenstadt zu schützen, hat die Stadt ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben.

„Die Dämme brechen nicht“, betonte Stadtplaner Peter Egi in der Sitzung. Mit Lidl habe sich die Stadt schon unmittelbar nach dem Gerichtsurteil auf ein „einvernehmliches“ Vorgehen verständigt.

Wichtig sei jetzt auch, zu klären, was das westliche Stadtgebiet „an Einzelhandel noch vertragen kann“. Es gebe diesbezüglich bereits mehrere Anfragen für freie Flächen, unter anderem auch von einem Drogeriemarkt.

Dass jetzt drei große Bebauungspläne zeitgleich auf dem Tisch liegen, bereitet Egi keine Kopfschmerzen – im Gegenteil. „Das ist eine große Chance für uns“, erklärte er. Schon allein deshalb will die Stadtverwaltung alle drei Bebauungspläne eng mit dem über allem schwebenden ISEK verzahnen.

Thomas Schmitz erläuterte auf eine entsprechende Frage von Peter Ulrich (SPD) anhand eines Schaubilds, dass die zeitlichen Abläufe abgestimmt seien und dass man Planer des einen Projekts auch bei den anderen mit an den Tisch holen wolle.

Alle drei Bebauungspläne und das ISEK komplett unter einen Hut zu bringen, sei allerdings nur in einer „optimalen Welt“ denkbar. In der realen hingegen seien im einen oder anderen Gebiet schon „Prozesse im Gang“, außerdem gelte es, „berechtigte Interessen“ von Eigentümern zu berücksichtigen.

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