Schopfheim Auch das Holzrock-Festival ist abgesagt

Markgräfler Tagblatt
Verzicht auf Begegnung der Gesundheit zuliebe: Das Holzrock-Festival wird erst wieder 2021 stattfinden Foto: Markgräfler Tagblatt

Soziokultur: Wegen Corona wird auch das Holzrock-Festival im Sengelen abgesagt

Schopfheim - Das Holzrock- Festival wird seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlich unter den alten Bäumen im Sengelenwäldchen zum Ort für alternative Kultur, Musik und Lebensweise. Der Verein Soziokultur organisiert alles selbst „von der ’Urinella’, über das Mischpult bis zum Awareness-Konzept, einem bunten Line-Up und leckerem Essen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins.

Zauberhafte Atmosphäre

Das Festival befinde sich zwar ständig im Wandel, aber die Grundstrukturen würden von jahrelanger Erfahrung getragen. „Das alles ist manchmal anstrengend und überwältigend – aber ohne zu übertreiben: genau das, worum es für uns geht“, so der Verein. Es gehe darum, Menschen eine Stimme zu geben und eine „wundervoll zauberhafte Atmosphäre“ entstehen zu lassen.

Das koste den Verein jedes Jahr aufs Neue Mut und Energie, „denn wir tragen ehrenamtlich einen Teil zu einer respektvolleren Welt mit weniger Ausbeutung und Herrschaftsstrukturen bei“, heißt es in der Pressemitteilung. Dass es den Menschen in Deutschland vergleichsweise gut geht, deute der Verein als Zeichen dafür, hier die größten Privilegien zu besitzen.

Dies sei weiter ein Zeichen dafür, dass die Menschen verstrickt seien in Strukturen, die anderen Menschen Privilegien teilweise gewaltvoll verwehren. „Wir möchten ... daran erinnern, dass die aktuellen Maßnahmen Kollateralschäden verursachen, denen unbedingt größte Beachtung zu schenken ist“.

Die Quarantäne führe zu einem Anstieg der häuslichen Gewalt, fördere Bedingungen für Depressionen, erschwere den Zugang zu Hilfen für psychisch erkrankte Menschen oder Menschen ohne festen Wohnsitz und schränke wichtige demokratische Grundrechte ein.

„Festival lebt von Nähe“

„Wir sehen mit Entsetzen, wie die Solidarität an den europäischen Außengrenzen abprallt. Tausende Menschen werden in katastrophalen hygienischen Bedingungen eingesperrt, während in Deutschland und anderswo Wohnraum leer steht.

Gesundheit ist das höchste Gut in unserer Gesellschaft, und mit dem heutigen Wissen über und den aktuellen Verlauf von Covid-19 ist es für uns nicht zu verantworten, im Juli ein Festival zu veranstalten, welches sehr von Nähe und Verbundenheit lebt.“

Schweren Herzens, so die Macher des Festivals, werde das nächste Holzrock erst am 30. und 31. Juli 2021 stattfinden.

„Für uns bedeutet die Absage keine große finanzielle Not. Da wir alles ehrenamtlich stemmen, haben wir bis kurz vor dem Festival keine großen Ausgaben. Für uns und viele unsere Gäste ist die Absage aber eine kleine bis große emotionale Tragödie.“ Denn das Fehlen einer alljährlichen herzlichen Zusammenkunft sei wichtig für die Beziehungen.

Physical Distancing, nicht Social Distancing

„Nötige Beachtung möchten wir deshalb zwar dem Physical Distancing schenken, nicht aber dem Social Distancing. Wir rufen dazu auf, unsere Privilegien zu reflektieren und zu nutzen - ganz konkret jetzt Zeit und Geld den Kulturstätten und sozialen Einrichtungen zukommen zu lassen, die dringend auf Spenden angewiesen sind, ob dem Café Irrlicht Schopfheim, dem Frauenhaus in Lörrach oder der Seebrücke Moria.  Jetzt ist der Zeitpunkt, sich politisch auszusprechen und stark zu machen für gerechtere Lösungen für die Zeit danach“, so der Verein Soziokultur. „Das Holzrock wird genau das tun.“

Der Verein freue sich über aktive Menschen, die sich in die Planung und Organisation einbringen wollen.

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