Schopfheim Eine Unabhängige der ersten Stunde

Markgräfler Tagblatt
Bedauert den Niedergang der Unabhängigen: Bettina Bethlen, die heute ihren 70. Geburtstag feiert. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Jubilarin: Bettina Bethlen feiert heute ihren 70. Geburtstag / Politisch und sozial vielfältig engagiert

In der vordersten Reihe steht sie nicht mehr. Gemeinderat, Unabhängige und Kirchengemeinde müssen – die einen vollständig, die anderen die meiste Zeit – ohne sie auskommen.

Schopfheim. Langweilig wird es Bettina Bethlen, die heute ihren 70. Geburtstag feiern kann, gleichwohl nicht. Die einst Multi-Engagierte hat zwar einen Großteil ihrer Ehrenämter abgegeben, ist aber nach wie vor in der Krankenhausbücherei aktiv, waltet ein paarmal im Jahr als Vorsitzende der Gemeindeversammlung von St. Michael ihres evangelischen Amtes und kümmert sich als Mitglied im Vorstand um die Sozialstation, deren Weg sie von Anfang an begleitet hat.

In der aktuellen Flüchtlingsarbeit hält sich Bettina Bethlen zurück. „Es sind genug Helfer da“, meint sie, die zu den Flüchtlingsbetreuern der ersten Stunde überhaupt in der Markgrafenstadt zählt.

In den 70er, 80er und 90er Jahren organisierte sie für die Asylbewerber aus Vietnam und Eritrea, aus Albanien und Rumänien Weihnachtsfeiern, sammelte Spenden, schickte Hilfstransporte für Medikamente auf die Reise und betreute die Menschen auch persönlich.

Wie überhaupt sich das soziale Engagement wie ein roter Faden durch das Leben von Bettina Bethlen zieht. Die gebürtige Niedersächsin und gelernte Assistentin für Veterinär- und Humanmedizin kam 1972 mit ihrem Mann in die Markgrafenstadt. Von Anfang an mischte die dreifache Mutter sich ein und packte mit an – sei es als Elternbeirätin in Schule und Kindergarten, sei es als Mitstreiterin von Bürgerinitiativen, im Freundeskreis Schärers Au, bei den Freunden von St. Agathe oder als Schöffin am Landgericht Waldshut-Tiengen.

So war es auch nur logisch, dass sie 1994 zu den Gründungsmitgliedern der Unabhängigen zählte, die sich durch den gemeinsamen öffentlichen Widerstand gegen die „Pflug-“Pläne der Stadt zusammen gefunden hatten. Im selben Jahr gelang Bettina Bethlen mit der neuen Wählervereinigung auf Anhieb der Sprung in den Gemeinderat, dem sie 20 Jahre lang angehörte.

Mehr als das: Sie war schon bald eine der prägenden Figuren des Stadtparlaments, nicht nur als stellvertretenden Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen. Sie leitete zudem ab 1996 als Aufsichtsratsvorsitzende die Geschicke der Städtischen Wohnbau Schopfheim (SWS) bis zu deren Fusion mit der Wohnbau Lörrach.

Vor zwei Jahren zog sie einen Schlussstrich unter ihr politisches Engagement. Zum einen des Alters wegen. Zum anderen aber auch wegen der „Situation bei den Unabhängigen“, wie sie offen einräumt. Dort hat in ihren Augen mittlerweile der gleiche unversöhnliche „Tonfall wie bei der Bürgerliste“ Einzug gehalten. Und mit dem hat Bettina Bethlen, die von Haus auf Ausgleich und Verständigung bedacht ist, nichts am Hut.

Mit Blick auf die aktuelle Verfassung der Unabhängigen bedauert sie sogar, dass sich die Gruppierung vor zwei Jahren nicht aufgelöst hat – so wie es seinerzeit ernsthaft im Gespräch war. „Wir haben ja eigentlich alles erreicht, was wir einst wollten“, resümiert sie. Als „Trauerspiel“ emfindet Bettina Bethlen, wie „alles bergab geht“, und räumt ein, schon öfters mit dem Austrittsgedanken gespielt zu haben. Trotz alledem blickt sie auf die kommunalpolitischen Erfahrungen und Erfolge mit und bei den Unabhängigen gerne zurück. „Es war eine schöne Zeit“.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading