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Schopfheim Schließungen wegen Corona: „Eine Vollkatastrophe“

Werner Müller
 Foto: Die Oberbadische

Schließungen treffen Einzelhandel und Gastronomie ins Mark / Kritik an Landesregierung

Schopfheim -  Schotten dicht: Seit gestern sind die meisten Einzelhandelsgeschäfte in der Stadt geschlossen. Für Martin Bühler vom Gewerbeverein eine „Vollkatastrophe“.

Während gemäß Verordnung der Landesregierung Lebensmittelgeschäfte, Wochen- und Getränkemärkte, Lieferdienste, Frisöre, Drogerien, Apotheken, Reinigungen, Waschsalons, Tankstellen, Banken, Sanitätshäuser, Bau- und Gartenmärkte weiter offen bleiben dürfen (wenn auch mit Hygienevorkehrungen), sind Textil- und Schuhläden, Elektronik- und Buchläden von Amts wegen dichtgemacht.

Vor allem die lange Dauer der Zwangsschließung – bis 19. April – sei für viele Kollegen „existenzgefährdend“, weiß Martin Bühler. Textiler beispielsweise hätten gerade neue Ware fürs Frühlingsgeschäft eingekauft – und bleiben jetzt drauf sitzen.

Er selber hätte mit zwei bis drei Wochen Zwangspause gerade noch so leben können, was die fast doppelt so lange Schließzeit bedeute, sei „nicht auszudenken“. Als „absolutes Unding“ kritisiert der Gerbevereinsvorsitzende vor allem, dass die Landesregierung bis am späten Dienstagabend noch keine Beschlüsse gefasst hatte. Er und seine Händlerkollegen seien erst am Mittwochmorgen von der Meldung überrumpelt worden, dass die Geschäfte ab sofort dicht zu machen seien.

Für Martin Bühler kommt dieser Beschluss „zwei Wochen zu spät“. Wenn die Regierung schon vor 14 Tagen zu drastischen Einschnitten gegriffen hätte, glaubt er, hätte man mit kürzeren Sperren auskommen können.

Das Versprechen auf „schnelle finanzielle Hilfe“ durch den Staat hört Martin Bühler wohl. Allein, ihm fehlt der Glaube, dass sie funktioniert. Die Banken wüssten bislang noch gar nichts über die möglichen Modalitäten. Und auch die Möglichkeit, Kurzarbeit zu beantragen, helfe nur bedingt weiter. Denn beim Kurzarbeitergeld müssten die Betriebe erst einmal in Vorleistung treten, ehe sie es vom Staat erstattet bekommen.

Im Gewerbeverein will sich Bühler jetzt mit anderen betroffenen Kollegen abstimmen, ob sie Interesse daran haben, einen Lieferservice anzubieten.

Von Schließungen bis 19. April sind auch die Gastronomen betroffen. Schank- und Speisegaststätten dürfen nur offen bleiben, wenn sie gewährleisten, dass mindestens 1,5 Meter Platz zwischen den Tischen und Stehplätzen vorhanden ist und dass sie lediglich zwischen 6 und 18 Uhr offen haben. Außerdem müssen sie sicherstellen, dass Name und Anschrift der Gäste für mindestens vier Wochen verfügbar sind.

Mit diesen Maßregeln hat sich der Wirteverein nach Angaben seines Vorsitzenden Hans Glöggler bereits am Montag auseinandergesetzt. Ergebnis: „Jeder macht, wie er persönlich es will“. Das heißt: Einige Lokale, vor allem Restaurants, schließen ihre Gasträume komplett. Andere halten den Betrieb im vorgeschriebenen Rahmen aufrecht. Besonders für Speiselokale rentiere sich der Teil-Betrieb kaum, so Glöggler, weil weder Schweizer Gäste kommen noch Firmen mit Geschäftskunden. „Und auch viele Einheimische bleiben lieber daheim“, so der Wirtesprecher, der sein eigenes Lokal bis 19. April schließt und Ferien macht.

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Für die Einhaltung der Corona-Vorschriften ist das städtische Ordnungsamt zuständig, das gestern Morgen mit allen verfügbaren Kräften auf Patrouille war. Die Resonanz sei zwiespältig, so Ordnungsamtsleiterin Cornelia Claßen. Einige Geschäftsinhaber hätten von sich aus bereits geschlossen, andere äußerten Unverständnis. Es bedürfe noch einer Menge Aufklärungsarbeit.

Auf dem Posten ist auch die Polizei. „Wir versuchen, präsent zu sein“, erklärt Revierleiter Christoph Dümmig. Die derzeitige Situation stelle für Privatleute wie für Gewerbetreibende eine „große Umwälzung“ dar und verursache „massive Existenzängste“. Fürs erste versuche die Polizei, das Verständnis für die Einhaltung der Vorschriften zu vermitteln. Nach Ablauf dieser Übergangsfrist werde sie Zuwiderhandlungen indes ahnden. „Gesundheitsgefährdendes Verhalten ist strafbar“, so Dümmig.

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